Mülheim. Bäume bleiben an der Humboldtstraße erhalten, weil sich Mülheim und Essen auf eine Fahrradstraße geeinigt haben. Das freut aber nicht jeden.
Zwei Stadtquartiere, einige hundert Meter Felder und mitten durch: die Humboldtstraße. Für Autofahrer ist sie eine der vielen Abkürzungen zum Rhein-Ruhr-Zentrum, wenn mal die A40 dicht ist: Drei Minuten braucht man aktuell für die 1,1 Kilometer vom Kreisverkehr Fulerumer Straße in Essen-Haarzopf. Der „Schleichweg“ könnte jedoch bald seinem Namen Ehre machen, befürchtet mancher – wenn er zur Fahrradstraße wird.
Denn so sehen es die Pläne der Städte Mülheim und Essen aktuell vor, auf deren Gebietsgrenze die Strecke zum Teil verläuft. Erneuern müsste man besonders den Abschnitt im Norden zwischen Waterloostraße und Max-Halbach-Straße (RRZ) wegen der Straßenschäden ohnehin.
Fahrradstraße auf Mülheim-Essener Gebiet schützt 34 Bäume
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Im Zuge der Sanierung wäre eigentlich ein eigener Radweg zeitgemäß, denn sowohl Essen als auch Mülheim wollen den Verkehrsanteil des Fahrrads in Zukunft gleich setzen mit Auto, öffentlichen Verkehrsmitteln und Fußwegen – sprich: auf jeweils 25 Prozent. Mülheim hat sich neuerdings zwar von vier auf zehn Prozent gesteigert. Bis zur Zielmarke 25 Prozent ist es jedoch noch ein ziemlicher Sprung.
Problem: Es gibt auf der Straße für eine eigene Fahrradspur kaum Platz. Es müsste dann schon ein Großteil der rund 34 Bäume im nördlichen Abschnitt gefällt werden. Und das sei nicht nur mit den Klimazielen der Stadt Essen unvereinbar, es gab in Essen auch Protest gegen die Fällung. Auf der Hand liegt deshalb der Kompromiss einer Fahrradstraße, bei dem zumindest 26 Bäume erhalten bleiben können und 13 neue als Ersatz gepflanzt werden. Auf der allerdings auch das Auto hinten anstehen muss.
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Protest gegen Vorrang des Fahrrads: „6600 Autos am Tag ausgebremst“
6600 Fahrzeuge am Tag und eine Buslinie quetschen sich bislang durch die 1,1 Kilometer, hat die Stadt Mülheim berechnet. Die Aussicht, dass diese künftig womöglich hinter Fahrrädern her tapern müssen, behagte nicht allen Politikern: In der Bezirksvertretung stimmte die AfD dagegen, im Mobilitätsausschuss wehrte sich FDP-Sprecher Peter Beitz mit Händen und Füßen. „Wie viele Radfahrer fahren hier eigentlich lang? Es kann nicht sein, dass hier 6600 Auto ausgebremst werden, damit hier ein Radfahrer entlang fahren kann.“
Roland Jansen, Leiter des Tiefbauamtes, hielt jedoch dagegen: Zum Teil gelte hier schon Tempo 30, und „wir machen hier keine Planung nach Menge, sondern wir wollen Verkehrssicherheit für Radfahrer herstellen, da ist es mir egal, wie viele es sind“. Und auch Axel Hercher (Grüne) machte deutlich, dass nach politischem Wunsch der Radverkehr sich weiter erhöhen soll, „das wird durch die Maßnahme auch erreicht werden“.
Sanierung kostet 6,5 Millionen Euro
6,5 Millionen Euro soll die Sanierung und der Umbau der Humboldtstraße kosten. 75 Prozent davon soll das Land fördern, so dass Mülheim am Ende ca. 900.000 Euro selbst tragen wird. Nach dem Kommunalabgabengesetz (KAG) müssten die Anwohner dafür einen Anteil aufbringen. Im vergangenen Jahr hatte jedoch die Landesregierung beschlossen, dass die Kosten aus Landesmitteln übernommen werden sollen.
Die Essener Politik hat die Planung bereits beschlossen. Der Baubeginn soll voraussichtlich Ende 2024 starten, man rechnet mit einer Bauzeit von zwei Jahren.