Essen-Fulerum. Die Politik hat die Sanierung der Essener Humboldtstraße und Verbesserungen für Radfahrer jetzt beschlossen. Der Kampf um die Bäume hatte Erfolg.
Elli Schulz
- Im vergangenen Jahr kämpften Bürger in Fulerum um den Erhalt von 29 alten Bäumen.
- Jetzt hat die Politik die Sanierung der Humboldtstraße beschlossen.
- Nach den neuen Plänen bleiben die meisten der Bäume erhalten.
Die Humboldtstraße in Essen-Fulerum wird teilweise erneuert. Die Bäume, die dort ursprünglich für einen Radweg gefällt werden sollten, bleiben zum großen Teil erhalten. Das hat der Verkehrsausschuss jetzt beschlossen. Es ist auch ein Erfolg der Bürger, die sich im vergangenen Jahr gegen die Pläne der Verwaltung vehement gewehrt hatten.
Anfang Oktober 2022 hatte Stadtdirektor Peter Renzel den Bürgern die geänderten Pläne der Stadt präsentiert und ihnen vor Ort die gute Nachricht überbracht, dass ein Großteil der Bäume erhalten bleibe. Jetzt ist die neue Variante beschlossene Sache.
Dass eine Sanierung des Straßenabschnitts erforderlich ist, stand außer Frage. Ab dem Kreisverkehr in Richtung Mülheimer Stadtgrenze/Rhein-Ruhr-Zentrum weist die Humboldtstraße massive Schäden auf. Sie ist Teil des Radergänzungsnetzes der Stadt, weshalb auch entsprechende Anlagen für den Radverkehr vorgesehen sind, die aktuell fehlen. Die nun beschlossenen Planungen sehen vor, dass im Abschnitt vom Kreisverkehr Humboldtstraße bis zur Scheidtstraße ein Schutzstreifen für den Radverkehr und im weiteren Verlauf von der Scheidtstraße bis zur Stadtgrenze Mülheim eine Fahrradstraße eingerichtet werden sollen.
Die Sanierung der Humboldtstraße in Essen soll ab Ende 2024 erfolgen
Die nun verabschiedete Planungsvariante hat laut Stadt zur Folge, dass im zu erneuernden Bereich 26 von insgesamt 34 Bäumen erhalten bleiben können. Acht Bäume müssen gefällt werden. Sie sollen aber durch 13 neue Bäume ersetzt werden.
Im Zuge der Arbeiten ist vorgesehen, die Bushaltestellen „Regenbogenweg“ und „Gemeindezentrum Fulerum“ barrierefrei auszubauen. Die Verwaltung soll nun die Planungen zur Baureife bringen. Nach einer aktuellen Schätzung sollen die Kosten für die Gesamtmaßnahme rund 6,5 Millionen Euro betragen, wobei sich dieser Betrag durch eine angestrebte Förderung für die Stadt reduzieren würde. Der Baubeginn für den Straßenbau ist nach derzeitigem Stand für Ende 2024 vorgesehen. Der hierfür nötige Baubeschluss werde zu einem späteren Zeitpunkt eingeholt.
Im vergangenen Frühjahr hatten die Pläne der Stadt, im Zuge der dringend notwendigen Fahrbahnerneuerung einen Radweg anzulegen und dafür zahlreiche Bäume zu fällen, für Entsetzen bei Anwohnerinnen und Anwohnern gesorgt. Sie hatten mit Plakaten, einer Unterschriftensammlung und weiteren Aktionen dagegen protestiert, dass der alte Baumbestand, der das Straßenbild prägt, für einen Radweg weichen sollte.
Besonders Bürger, die in der angrenzenden Siedlung am Regenbogenweg, an der Sonderwerk- und Spiekermannstraße leben, engagierten sich. 29 gesunde Bäume für einen Radweg zu fällen, könne nicht im Sinne von Mobilitätswende und Umweltschutz sein, so ihr Einwand. Sie fanden Unterstützung bei Politikern wie SPD-Ratsherr Philipp Rosenau. Der reagiert auf den jetzigen Beschluss mit Erleichterung: „Unsere Vorschläge sind 1:1 so beschlossen worden.“ Rosenau hatte wiederholt angemahnt, die Politik in solchen Fragen früher einzubeziehen.
Die Initiative Radentscheid hatte ebenfalls Alternativen vorgeschlagen
Auch die Initiative Radentscheid hatte damals Alternativvorschläge gemacht und „echte“ Radwege statt des geplanten Schutzstreifens gefordert. Die Anwohner hatten befürchtet, dass der breite Grünstreifen, der die Humboldtstraße vom Gehweg und der Siedlung trennt, für den geplanten Radweg geopfert werden sollte. Sie verwiesen auf den parallel an der Fulerumer Straße verlaufenden gut ausgebauten Fuß- und Radweg, der auf der ehemaligen Spurbustrasse verläuft.
Die ehemalige Krupp-Siedlung, die heute Covivio gehört, war Mitte der 1960er Jahre bezogen worden. Viele der Bäume waren damals gepflanzt worden. Die Bürger hatten angesichts der Stadtpläne die Gruppe „Rettung der Humboldtbäume“ gegründet und in den sozialen Netzwerken zu ihren Aktionen aufgerufen – am Ende mit Erfolg.