Mülheim. Das herausragende Bauprojekt auf Mülheims Lindgens-Areal sollte nun endlich über die letzten Hürden springen. Doch eine Partei hat noch Bedenken.

Seit 2011 sind der Mülheimer Wohnungsbau (MWB) und die Sparkasse Eigentümer des 40.000 Quadratmeter umfassenden Areals der ehemaligen Lederfabrik Lindgens in bester Lage zur Ruhr. Noch immer ist kein Baurecht geschaffen – und nun trat die Politik nochmals auf die Bremse.

Eigentlich sollte der Planungsausschuss jetzt die vorletzte Hürde im Bebauungsplanverfahren nehmen und die weiter ausgereiften Pläne zum letzten Mal zur Offenlage freigeben, damit auch Bürgerinnen und Bürger noch einmal Anregungen und Kritik anbringen können. Doch ein Beschluss dazu blieb aus. Die Grünen meldeten Beratungsbedarf an, wollen vom Investor wesentliche Fragen beantwortet sehen.

Pläne für Mülheims Lindgens-Areal: „Uns ist das noch zu schwammig“

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Für die Projektgesellschaft SMW konnte Geschäftsführer Jürgen Steinmetz, obwohl in der Sitzung mit Rederecht ausgestattet, die abermalige Verzögerung nicht abwenden. Was der Politik vorliege, sei „eine Ansammlung grammatikalischer Konditionalformen“, so die planungspolitische Sprecherin der Grünen, Brigitte Erd, die mehr Klarheit fordert hinsichtlich des Energiekonzeptes für das neue Quartier, der Anzahl der Wohnungen, die SMW schaffen will, und des Anteils geförderten Wohnraums. „Uns ist das noch zu schwammig“, so Erd weiter. Auch fordern die Grünen mehr Klarheit zu Angeboten für eine Mobilität fernab des Pkw.

Zu all dem mochte Steinmetz keine abschließenden Aussagen treffen. Die Turbulenzen am Energiemarkt hätten neue Planungen hinsichtlich der Energieversorgung nötig gemacht, sagte er. Erst Ende Februar, Anfang März erwarte man dazu ein bei der Medl abgefragtes Konzept mit Photovoltaik und Wärmepumpen. Auch sei es ein „Wunschgedanke“, für ein Wärme- und Kühlsystem vor Ort Zugriff auf das Grundwasser zu erhalten. Grünen-Ratsherr Oliver Linsel will ein nachhaltiges Energiekonzept vertraglich abgesichert sehen. Planungsamtsleiter Alexander Behringer machte deutlich, dass aus seiner Sicht Festsetzungen zum Klimaschutz im aktuellen Bebauungsplanverfahren, das kein vorhabenbezogenes ist, rechtlich nicht möglich seien.

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Geförderte Wohnungen nur noch in deutlich begrenztem Umfang vorgesehen

Wie viele Wohneinheiten vor Ort entstehen sollen, ist auch weiter offen. Lediglich eine vage Aussage von Planungsdezernent Felix Blasch gibt es dazu. Es würden wohl deutlich weniger als die früher einmal im Raum stehenden 360, hatte er jüngst gegenüber dieser Redaktion gesagt. Behringer sprach nun von einer Spannbreite zwischen 210 und 280 Wohnungen. Steinmetz kündigte an, dass die parallel zum Ruhrufer skizzierten vier Baufelder, auf denen Wohnhöfe mit vier- bis sechsgeschossigen Bauten entstehen sollen, allesamt an den Mülheimer Wohnungsbau übertragen werden sollen. Dieser will dort einen Mix aus frei finanzierten und öffentlich geförderten Wohnungen, teils auch im reinen Bauträger-Modell, schaffen.

So skizzierte der Siegerentwurf des städtebaulichen Wettbewerbs 2019 eine künftige Bebauung auf dem Mülheimer Lindgens-Areal.
So skizzierte der Siegerentwurf des städtebaulichen Wettbewerbs 2019 eine künftige Bebauung auf dem Mülheimer Lindgens-Areal. © REICHER HAASE ASSOZIIERTE

Nur für zwei der Baufelder sieht der Investor noch Chancen für sozialen Wohnungsbau – und hier auch nur mit einem Anteil von 20 Prozent. Petra Seidemann-Matschulla erinnerte daran, dass die Politik 2019 noch für das komplette Bauprojekt eine Quote von 25 bis 30 Prozent festgelegt habe. „Was hat die Verwaltung hier verhandelt?“, fragte sie nun mit einem Hauch von Zynismus. SMW-Geschäftsführer Steinmetz erklärte die niedrige Quote mit Zwängen der Wirtschaftlichkeit. Mit den aktuellen Förderkulissen von Bund und Land lasse sich mehr sozialer Wohnraum nicht finanzieren.

Bis zur nächsten Sitzung des Planungsausschusses am 28. März hat der Investor nun Zeit, mindestens noch die Grünen von seinen Plänen zu überzeugen.

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