Mülheim. Ende des Jahres läuft die Produktion von Rohrhersteller Vallourec in Mülheim und Düsseldorf aus. Welcher Stahlkonzern nun eingreift.
Das Jahr 2023 wird für rund 2100 verbliebene Beschäftigte des Stahlrohr-Produzenten Vallourec ein einschneidendes: Da die Werke in Styrum und in Düsseldorf-Rath zum Jahresende stillgelegt werden, geht es für viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darum, für sich eine neue berufliche Perspektive zu finden. In einer gemeinsamen Erklärung äußerten sich nun die Geschäftsführungen von Vallourec und Agentur für Arbeit optimistisch, dass vielen das gelingen könnte. Auch weil ein großer Stahlkonzern offenbar interessiert ist, Fachkräfte in größerer Anzahl an sich zu binden.
Die Rede ist von Thyssenkrupp Steel Europe. Der Stahlkonzern hat einer Mitteilung von Vallourec und der Agentur für Arbeit zufolge „eine große interne Recruitingkampagne“ aufgesetzt, um Vallourec-Beschäftigten womöglich eine berufliche Zukunft in ihrer angestammten Branche zu ermöglichen.
Zahlreiche Vallourec-Beschäftigte aus Mülheim könnten bei Thyssenkrupp Arbeit finden
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So soll Thyssenkrupp Steel Europe „eine herausragende Rolle“ spielen in dem Bestreben, eine nahtlose Weiterbeschäftigung von Vallourec-Beschäftigten in anderen Betrieben sicherzustellen. Thyssenkrupp Steel Europe hat seinen Hauptsitz in Duisburg und plant am dortigen Produktionsstandort den Aufbau einer der größten deutschen Direktreduktionsanlagen für CO-armen Stahl. Zudem sieht Thyssenkrupp viele altersbedingte Personalabgänge vor sich, die die Nachfrage nach neuem Personal noch mal steigen lassen, heißt es in einer Vallourec-Mitteilung. Man suche unterschiedlichste Qualifikationen aus etlichen Bereichen, bestätigte am Mittwoch eine Sprecherin von Thyssenkrupp Steel – von Feuerwehrfrauen und -männern über Projektingenieurinnen und -ingenieuren bis hin zu Elektrikerinnen und Elektrikern.
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„Wir sind froh und dankbar für die große Unterstützung unserer Kolleginnen und Kollegen von Thyssenkrupp Steel Europe“, stellt Vilson Gegic, Gesamtbetriebsratsvorsitzender von Vallourec Deutschland, dazu fest. Hier zeige sich, „dass unsere Industrie in schweren Zeiten zusammensteht. Ich hoffe, dass Thyssenkrupp Steel maßgeblich dazu beitragen wird, dass unsere Kolleginnen und Kollegen eine neue berufliche Zukunft in der Stahlbranche finden.“
Am Samstag startet erste Jobbörse für Vallourec-Beschäftigte in Mülheimer Sporthalle
Vallourec und Thyssenkrupp Steel haben nun unter dem Motto „Ob Rhein oder Ruhr, Hauptsache Stahl“ eine entsprechende Recruitingkampagne ins Leben gerufen. Ein „niedrigschwelliges Angebot für einen Wechsel der Mitarbeitenden“ sei geschaffen, heißt es. Bei Stepstone bietet Thyssenkrupp Steel aktuell auch gut 40 Jobs an, zumeist in Duisburg. Der Vorsitzende der Geschäftsführung bei der hiesigen Agentur für Arbeit, Jürgen Koch, hatte zuletzt schon im Gespräch mit dieser Redaktion gesagt, das Vermittlungsengagement werde eine „Probe auf Exempel“ sein, ob der vielfach beklagte Fachkräftemangel auch in der Realität der Vallourec-Beschäftigten dazu führe, dass viele Mitarbeiter schnell eine Anschlussbeschäftigung finden werden.
Agentur und Vallourec gaben nun noch einmal ihrer Hoffnung Ausdruck, dass es gelingen kann, viele der Vallourec-Beschäftigten anderweitig zu vermitteln. „Vielversprechende Maßnahmen“ seien dazu gestartet – individuelle Bewerbungscoachings, Sprechstunden vor Ort in den Vallourec-Werken oder exklusive Jobbörsen, etwa eine am Samstag in der Innogy-Sporthalle. An mehreren Tagen werden sich dort Unternehmen mit einem kleinen Stand präsentieren und ihre aktuell zu besetzenden Stellen vorstellen.
Agentur-Chef: „Sprechstunden vor Ort sind ein Novum“
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„Ein Novum sind die Sprechstunden vor Ort“, sagt Agentur-Chef Koch. Die Agentur habe sowohl in Mülheim als auch in Düsseldorf Vermittler in den Werken im Einsatz. Das habe es in dieser Form noch nicht gegeben. Bereits jetzt zeichne sich ab, dass die Angebote der Agentur „intensiv in Anspruch genommen werden“.
Laut Vallourec haben in den vergangenen Monaten zahlreiche regionale und überregionale Unternehmen den direkten Austausch mit dem Konzern gesucht, um ihren Bedarf an neuen Mitarbeitern zu melden. So gebe es mittlerweile eine „Galerie“ mit rund 400 ausgehängten Stellenanzeigen in den Werkshallen. „Wir stehen mit mehr als 95 Unternehmen in Kontakt, die sehr daran interessiert sind, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu übernehmen“, sagt dazu Vallourec-Arbeitsdirektor Herbert Schaaff. Gesucht würden Facharbeiter im gewerblichen Bereich, auch bei den kaufmännischen Berufen sei die Nachfrage groß, so Birgitta Kubsch-von Harten, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Düsseldorf.
Die ersten 500 Mitarbeiter sollen Vallourec im Frühjahr verlassen
Die französische Vallourec-Gruppe hatte im Mai 2022 bekannt gegeben, dass die deutschen Produktionsstandorte in Düsseldorf-Rath und Mülheim an der Ruhr Ende 2023 geschlossen werden. Aktuell arbeiten laut Vallourec in Düsseldorf-Rath noch rund 1450 Mitarbeiter, in Mülheim sind es 650. Der Personalabbau soll in zwei Phasen vonstattengehen: Ende März wird ein „Freiwilligenprogramm“ für 500 Mitarbeiter zu den bekannten Konditionen des Sozialtarifvertrages und Sozialplans starten, die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden zu den gleichen Bedingungen Ende Dezember das Unternehmen verlassen müssen.
Ein Teil der Beschäftigten, circa 200 Leute, werde darüber hinaus im Jahr 2024 den Rückbau der Produktionsstandorte betreuen, so eine Vallourec-Sprecherin.