Mülheim. Die Verkaufspläne für die Vallourec-Werke in Mülheim und Düsseldorf reifen: Jetzt verkündete der Konzern, wie viele Investoren Interesse haben.

Der Verkaufsprozess um die beiden Vallourec-Werke in Mülheim und Düsseldorf hat Fahrt aufgenommen. Insgesamt 38 Interessenten haben inzwischen Angebote unterbreitet, meldet das Unternehmen. Besichtigungen der beiden Standort durch potenzielle Käufer stehen bevor.

„Der Verkaufsprozess verläuft im Zeitplan. Wir werden zeitnah wissen, wie viele der rund 40 Unternehmen, die ein erstes Interesse bekundet haben, in einen Due-Diligence-Prozess einsteigen möchten,“ schildert Christoph Bem, Geschäftsführer Produktion. Die Angebote der potenziellen Käufer würden nun von einer beauftragten Bank geprüft. Mit einer Due-Diligence-Prüfung sichern sich Unternehmen ab, indem sie die Annahmen und Voraussetzungen einer Zusammenarbeit beziehungsweise eines Angebots überprüfen und relevante Risiken identifizieren.

Vallourec: Werke in Mülheim und Düsseldorf stehen zur Disposition

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„Interessenten, die diese Prüfung bestehen, wird dazu alsbald ein tiefgreifender Einblick in das Zahlenwerk der Vallourec Deutschland GmbH gewährt“, kündigt eine Unternehmenssprecherin an. Dazu gehöre auch, dass die Werke in Mülheim und Düsseldorf-Rath zeitnah von Kaufinteressenten besichtigt werden.

Hintergrund ist, dass sich der international aufgestellte Stahlrohrproduzent von seinen zwei letzten deutschen Produktionsstandorten trennen will: Die Werke in Mülheim und Düsseldorf stehen zum Verkauf. Der Produzent nahtloser Stahlrohre hatte seine Verkaufsabsichten dazu im November vergangenen Jahres erklärt.

Vallourec will die Transformation etwa mit Wasserstoff und Geothermie vollziehen

Produktions-Geschäftsführer Bem zeigt sich optimistisch: „Wir sind von dem Potenzial unserer Werke überzeugt. Die Werke sind technologisch sehr gut aufgestellt, wir haben Teams mit einem erstklassigen Know-How. Insbesondere die Märkte von Morgen – Wasserstoff, Geothermie, Offshore Wind und Solar – können von Rohren aus unseren Werken profitieren.“

Nachdem beteiligte Akteure wie Vallourec-Arbeitsdirektor, Betriebsräte, Gewerkschafter und Vertreter des NRW-Arbeitsministeriums sowie die Oberbürgermeister der betroffenen Städte – Marc Buchholz und sein Düsseldorfer Amtskollege Stephan Keller – Anfang des Jahres zu Gesprächen zusammengekommen waren, sieht sich die Gewerkschaft IG Metall aktuell abgeschnitten von wichtige Informationen über Hintergründe, Verträge und Kaufinteressen. Ihre Befürchtung: Die Vallourec-Geschäftsleitung verfolge möglicherweise nicht das Ziel zu verkaufen und wolle stattdessen schließen.

Mit den Interessenten wurden Verschwiegenheitserklärungen abgeschlossen

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Vallourec-Arbeitsdirektor Herbert Schaaff kontert: „Dem Vorwurf, dass der Prozess nicht transparent ablaufe, möchten wir deutlich widersprechen. Informationen über Kaufinteressenten und andere Aspekte des Verkaufsprozesses werden absprachegemäß weitergegeben, offene Fragen versuchen wir so detailliert wie es der Prozess erlaubt zu beantworten.“

Eine Unternehmenssprecherin legt zudem dar: „Mit den Interessenten wurden Verschwiegenheitserklärungen abgeschlossen, was gängige Praxis in solch einem Verkaufsprozess ist. Es ist von Anfang an klar kommuniziert worden, dass keine Details über diese Unternehmen veröffentlicht werden.“ Arbeitsdirektor Schaaff unterstreicht: „Die Zusammenarbeit mit Gewerkschaft und Betriebsräten verläuft überwiegend konstruktiv, denn uns eint ja das Ziel, einen erfolgreichen Verkauf und somit die Sicherung der Arbeitsplätze zu erreichen.“

IG Metall beklagt Intransparenz seitens der Vallourec-Geschäftsführung

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Dieses gemeinsame Ziel zu haben, das unterstrich am Donnerstag auch Dirk Horstkamp, Mülheimer Gewerkschaftssekretär der IG Metall. Dennoch wiederholte er seine Kritik an der Vallourec-Führung, nicht alle Informationen transparent darzulegen. Einige Informationen erhalte die Arbeitnehmerseite „erst nach sechsmaligem Nachfragen“, andere gar nicht, bemängelte er. Mehr Transparenz sei nötig, um „eine gemeinsame Kraft zu entwickeln“. Ins Detail gehen will Horstkamp nicht. Auch die IG Metall sehe sich an Verschwiegenheitsabreden gebunden.

38 Kaufinteressenten – das lässt auf den ersten Blick erst einmal Hoffnung keimen. Doch laut Horstkamp steckt hinter der Zahl nur ein geringer Anteil strategischer Investoren. Genau diese bevorzuge man aber, um für die deutschen Vallourec-Werke und ihre rund 2400 Beschäftigten mehr Zukunftschancen zu generieren. Ein strategischer Investor bringe eigene Märkte und Kunden mit, ebenso Know-How, so Horstkamp.

Große Mehrzahl der Kaufinteressenten für Vallourec-Werke sollen Finanzinvestoren sein

Unter den Kaufinteressenten sollen in der deutlichen Mehrzahl Finanzinvestoren sein. Schon mit dem Einstieg der Finanzinvestoren Apollo und SVP Global habe Vallourec keine guten Erfahrungen gemacht, so Horstkamp. Es gehe Finanzinvestoren oft zuvorderst darum, möglichst schnell ihr Invest wieder reinzuholen. Da Vallourec seinen deutschen Werken auch die Märkte nehmen werde, müsste ein Finanzinvestor schon deutlich mehr mitbringen als ein strategischer Investor, um Zukunft zu ermöglichen.

Unklar bleiben die Motivationen dieser Kaufinteressenten. Im November 2021 hatte die Vallourec-Führung verkündet, dass sich für die Standorte Mülheim und Düsseldorf seit 2015 Verluste in Höhe von mehr als 700 Millionen Euro aufgetürmt hätten – trotz mehrerer Restrukturierungsprogramme. Gewinne sind folglich nicht abzuschöpfen. Die Befürchtung von Horstkamp: Finanzinvestoren könnten versucht sein, „Grundstücke, Gebäude und Mitarbeiter zu trennen und zu gucken, damit noch Geld zu verdienen“.

Zeitnah will die IG Metall die Beschäftigten zu einer Betriebsversammlung zusammenrufen, um über den aktuellen Sachstand zu berichten.