Mülheim. Sie hat geschuftet, um sich und ihre drei Kinder über Wasser zu halten – bis zum Zusammenbruch. Jetzt bekommt die 54-jährige Mülheimerin Hilfe.
Anfang 50 ist sie, arbeiten aber kann sie nicht mehr. Nicht nur ihr Körper streikt, sondern vor allem ihre Seele. Zermürbt haben die Umstände sie, das System, wie die Mülheimerin die Hürden nennt, an denen sie sich seit Jahrzehnten abarbeitet, als Alleinerziehende von drei Söhnen, das Geld mehr als knapp. Jetzt helfen Leserinnen und Leser, die für die Jolanthe-Aktion gespendet haben, der dreifachen Mutter.
Sie weiß noch genau, wie sie ihr Bett bekommen hat. Es war unter der Rubrik „Zu verschenken“ inseriert. „Das Bett hat einer älteren Dame gehört, die gestorben war. Wir konnten es kostenlos bekommen, wenn wir es abholen“, erinnert sich Yeliz K.. Rund 20 Jahre muss das her sein. „Meine Jungs waren noch recht klein“, erzählt die 54-Jährige. Heute sind ihre drei Söhne erwachsen, die beiden jüngsten, 25 und 27 Jahre alt, leben noch bei ihr.
Kein Geld für Transporter: Mutter und Kinder tragen gebrauchtes Bett durch Mülheim
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Damals mussten alle drei anpacken, um das neue Bett für die Mutter abzuholen. „Weil ich kein Geld hatte, um einen Transporter zu mieten, haben wir es von einer Seite Styrums zur anderen getragen“, erzählt Yeliz K.. Heute muss sie beim Gedanken daran schmunzeln, damals aber war ihr alles andere als zum Lachen zumute. „Wir sind ganz langsam gegangen, damit die Jungs das auch schaffen.“ So lange also, um die 20 Jahre, schläft sie nun in dem gebrauchten Bett. „Irgendwann ist der Lattenrost runtergekracht, das haben wir provisorisch repariert“, sagt die Mülheimerin, die von Erwerbsminderungsrente lebt. Die Knochen, die Osteoporose machen ihr zu schaffen, vor allem aber die Psyche.
Gabi Spitmann, die Beraterin des Mülheimer Arbeitslosenzentrums (Malz) weiß von den Belastungen, die auf der alleinerziehenden Mutter lasten. Seit rund 20 Jahren sucht die Styrumerin die Beratungsstelle auf, wenn das Geld trotz Job hinten und vorne nicht reicht. „Sie hat wirklich jede Arbeit angenommen, doch gereicht hat es nie, sie musste mit Leistungen vom Amt aufstocken. Irgendwann war sie psychisch so am Boden, dass sie ärztliche Hilfe brauchte“, erzählt Spitmann, die ihre Klientinnen und Klienten weit über die Antragstellung von Sozialleistungen hinaus begleitet.
Vorurteile und Rassismus erfährt die Alleinerziehende – bei Ämtern und Arbeitgebern
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Yeliz K., eine zierliche Frau mit dunklen Haaren und wachen Augen, hatte da schon eine Odyssee durch Behörden hinter sich, die sie zermürbt: „Ich hatte Angst, etwas Falsches zu sagen und ohne Geld mit den Kindern dazustehen.“ Also beißt sie die Zähne zusammen, auch wenn der Mensch hinterm Schreibtisch ihr alles andere als respektvoll begegnet. Sie sei konfrontiert gewesen mit Vorurteilen und Rassismus – bei Ämtern und wechselnden Arbeitgebern.
Dabei wollte sie nur eins: Dass ihre Söhne es gut haben. „Sie sollten nicht gehänselt werden“, betont die Alleinerziehende, also verzichtet sie – etwa auf ein neues Bett. Beinahe entschuldigend sagt sie: „Ich bin niemand, der schnell etwas wegschmeißt. Als der Rahmen gar nicht mehr halten wollte, habe ich noch Kästen und Bücher drunter gesteckt.“ Damit ist nun Schluss: Yeliz K. bekommt Geld für ein neues Bett aus den Spenden, die warmherzige Mülheimerinnen und Mülheimer für unsere diesjährige Jolanthe-Aktion gegeben haben.
Bedürftigen Mülheimerinnen und Mülheimern wollen wir mit unserer diesjährigen Jolanthe-Benefiz-Aktion helfen. Der Erlös daraus kommt in Zusammenarbeit mit dem Mülheimer Arbeitslosenzentrum (Malz) Menschen zugute, die beim Malz in der Beratung sind und deren Hilfsbedürftigkeit bekannt ist. Unser Jolanthe-Konto: DE05 3625 0000 0175 0342 77, Sparkasse Mülheim. Allen Spenderinnen und Spendern, die sich bereits an unserer Aktion beteiligt haben, danken wir sehr. Wir berichten sukzessive über Mitmenschen, die von den Jolanthe-Spenden profitieren.