Mülheim. Im Februar brach der Ukraine-Krieg aus. Wir haben nachgefragt, wie es um die Ukraine-Hilfe und die Hilfsbereitschaft in Mülheim bestellt ist.
Der am 24. Februar begonnene russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat Mülheim früh erreicht. Das gilt nicht nur für die kriegsbedingte Inflation und Energieknappheit. Nach Angaben der Stadt sind in Mülheim derzeit 2001 Menschen aus der Ukraine angemeldet, die hier Zuflucht gefunden haben und von vielen Seiten Hilfe erfahren.
Laut Verwaltung haben sich während des Krieges 800 Menschen aus der Ukraine in Mülheim an- und wieder abgemeldet, weil sie in ihre Heimat zurückgekehrt oder in eine andere Stadt umgezogen sind. Anders als Flüchtlinge aus anderen Ländern haben die Ukrainer in Mülheim Anspruch auf Arbeitslosengeld 2 und das Recht, vom ersten Tag an einer Erwerbstätigkeit nachzugehen.
Bürger spendeten der Stadt Mülheim 30.000 Euro für die Ukraine-Hilfe
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Die Stadt hat 129 Wohnungen für Flüchtlinge aus der Ukraine angemietet und aus der Bürgerschaft Spenden für ihre Flüchtlingshilfe in Höhe von 30.000 Euro erhalten. Die Sozialverbände Caritas, Diakonie, Arbeiterwohlfahrt und Deutsches Rotes Kreuz sind zusammen mit dem Centrum für bürgerschaftliches Engagement (CBE) wichtige Stützen der kommunalen Flüchtlingshilfe und Flüchtlingsversorgung.
Das Rote Kreuz leitet und betreut mit 24 hauptamtlich Mitarbeitenden das zentrale Flüchtlingscamp an der Mintarder Straße, zu dem auch die Flüchtlingsunterkunft in der benachbarten Harbecke-Sporthalle gehört. Nach Angaben der DRK-Geschäftsführerin Nina Rasche leben dort zurzeit 400 Flüchtlinge, von denen 380 aus der Ukraine kommen. „Zurzeit ist die Lage bei uns relativ entspannt. Vereinzelt müssen wir uns schon mal um medizinische Probleme kümmern oder auf die Einhaltung der sozialen Spielregeln achten“, erklärt Rasche im Gespräch mit dieser Zeitung.
Allein bei Mülheims Diakonie lernen aktuell 380 Ukrainer Deutsch
Aktuell sucht das Rote Kreuz nach qualifizierten und sprachkundigen Lehrkräften, die den Flüchtlingskindern Grundlagen der deutschen Sprache vermitteln können. Sprachkurse für Geflüchtete aus der Ukraine bieten auch Diakonie und Awo an. Allein in der Sprachenschule der Diakonie lernen derzeit 380 Menschen aus der Ukraine Deutsch.
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Eine zentrale Schnittstelle für die ehrenamtliche Unterstützung der lokalen Flüchtlingshilfe ist das Centrum für bürgerschaftliches Engagement (info@cbe-mh.de), das insgesamt 200 Mülheimerinnen und Mülheimer registriert, geschult und in die ehrenamtliche Flüchtlingshilfe vermitteln konnte. „Die Ehrenamtlichen unterstützen die Arbeit mit und für Flüchtlinge am Klöttschen, an der Schumannstraße, an der Oberheidstraße und an der Mintarder Straße“, erklärt CBE-Geschäftsführer Michael Schüring. Allein bei der Caritas engagieren sich 100 Ehrenamtliche in der Flüchtlingshilfe. Bei der Arbeiterwohlfahrt, die am Dickswall 98 einen mit Sachspenden bestückten Schenkladen betreibt, der nicht nur Flüchtlingen aus der Ukraine zugutekommt, sind es aktuell 35 Personen.
Mülheims Caritas erhielt 50 private Wohnungsangebote für Ukrainer
Das CBE und die Sozialverbände, zu denen auch die Diakonie gehört, haben einen Runden Tisch gebildet und sind darüber hinaus Teil des kommunalen Krisenstabes, um die haupt- und ehrenamtliche Flüchtlingshilfe bedarfsgerecht organisieren zu können. „Wir können in der Flüchtlingshilfe auf unser bewährtes Netzwerk mit dem Diakoniewerk Arbeit und Kultur und den Gemeinden des Evangelischen Kirchenkreises zurückgreifen. Das galt auch für den Hilfstransport nach Warschau, mit dem wir die Flüchtlingsversorgung unseres polnischen Schwesternverbandes unterstützt haben“, erklärt der stellvertretende Geschäftsführer der Diakonie, Malte Stöß.
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Vergleichbares berichten Martina Pattberg und Monika Schick-Jöres von der Caritas mit Blick auf die katholischen Kirchengemeinden. Gerade erst hat die Caritas mit Hilfe von Sachspenden aus den Gemeinden und auch aus der Leserschaft dieser Zeitung 1400 Weihnachtspäckchen an die Frau, den Mann und das Kind bringen können. Darunter waren auch Geflüchtete aus der Ukraine. „Die Bereitschaft, den Flüchtlingen aus der Ukraine zu helfen, ist unfassbar groß. Wir haben allein 50 private Wohnungsangebote für Menschen aus der Ukraine erhalten. Hinzu kamen etwa 20 Menschen, die ukrainische Flüchtlinge bei sich zu Hause aufgenommen haben“, berichten die beiden Caritas-Frauen. Kritisch merken sie an, dass es ihnen erheblich schwerer falle, Wohnraum für Flüchtlinge aus anderen Ländern zu finden.
Mülheims Awo berichtet von „großer Hilfsbereitschaft und sozialem Zusammenhalt“
Aus der Evangelischen Lukasgemeinde in Styrum kann Pfarrer Michael Manz berichten, „dass wir eine ukrainische Frau mit zwei Kindern übergangsweise für einige Monate in einer kleinen Wohnung im Obergeschoss unseres Gemeindehauses an der Ecke Albert-/Kaiser-Wilhelm-Straße haben unterbringen können, ehe sie eine geeignetere Wohnung finden konnte.“ Auch die Erstausstattung mit Möbeln, Bettwäsche, Herd und Waschmaschine sei aufgrund einer spontanen Spendenaktion in der Gemeinde kein Problem gewesen.
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Auch die Geschäftsführerin der Arbeiterwohlfahrt, Michaela Rosenbaum, kann berichten, „dass es zum Glück eine große Hilfsbereitschaft und sozialen Zusammenhalt“ gebe. Bei der Arbeiterwohlfahrt sind ehrenamtlich Helfende nicht nur im Schenkladen am Dickswall 98 (schenkladen@awo-mh.de), sondern auch in ihrer ergotherapeutischen Praxis an der Hauskampstraße 58 im Einsatz, wo die Sachspenden aus der Bevölkerung zwischengelagert werden. Rosenbaums Caritas-Kolleginnen Pattberg und Schick-Jöres berichten, dass viele ehrenamtliche Helfer, von denen die allermeisten Frauen seien, ihre Garagen als Zwischenlager für Sachspenden umfunktioniert hätten.
Besonders problematisch laut CBE: Es fehlen Kita-Plätze in Mülheim
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Besonders wichtig und wertvoll ist das ehrenamtliche Engagement in der Flüchtlingshilfe, wenn es um individuelle Begleit- und Sprachvermittlungsdienste geht, etwa beim Arztbesuch, beim Behördengang oder bei der Kontaktaufnahme mit Wohnungsvermietern, Schulen, Kindertagesstätten, Gruppen und Vereinen. Hier greifen auch die sogenannten Brückenprojekte in den Standorten der offenen Ganztagsgrundschulen, mit denen die Sozialverbände nicht nur Kinder aus ukrainischen Flüchtlingsfamilien sozialpädagogisch durch ihren neuen Schulalltag begleiten. Als besonders problematisch stellt sich laut CBE-Geschäftsführer Schüring derzeit die Versorgung mit Betreuungsplätzen in Kindertagesstätten dar.