Mülheim. Der Mülheimer Schenk-Laden soll Geflüchteten ein kostenloses Shopping-Erlebnis ermöglichen. Die Awo will für etwas Normalität sorgen. Das gibt’s:

Bunte Blusen, Ringel-Shirts, Kinderschuhe und Wickeltasche sind im neuen Laden am Dickswall zu finden. Von einem Regal blicken auch Rudi Rabe und ein kuscheliger Pandabär hinab. Daneben reihen sich kindgerechte Detektivspiele. Doch Preise sucht man hier vergeblich. Denn die Arbeiterwohlfahrt hat hier einen Schenk-Laden für Geflüchtete eröffnet.

„Als der Ukraine-Krieg Ende Februar begonnen hat gab es viele, die sofort helfen und etwas tun wollten“, erinnert sich Michaela Rosenbaum, Geschäftsführerin der Awo Mülheim. Schnell gründete sich der Arbeitskreis „Solidarität mit der Ukraine“ an dem sich engagierte Mülheimerinnen und Mülheimer beteiligen können. Der Awo sei die große Spendenbereitschaft aufgefallen und so wurde ein Ort gesucht, um die Abgaben zu kanalisieren. „Das betreute Wohnen wollte sowieso ausziehen und sie konnten zum Glück etwas eher raus.“

Mülheimer Schenk-Laden wurde liebevoll renoviert

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Mit einem kleinen Budget von rund 730 Euro sei der Laden dann eingerichtet worden. Wände wurden gestrichen, Kleiderstangen besorgt und Tische gebaut. „Wir wollten einen schönen Laden schaffen mit einer wertschätzenden Atmosphäre.“ Der Begriff Boutique sei vielleicht etwas zu hoch gegriffen, aber „der Besuch soll ein schönes Erlebnis sein. Ein Stückchen Normalität“, so Rosenbaum.

Besuchende sollen stöbern, Kleidung anprobieren und wählen können. Dabei brauchen die Leute keinen Cent. „Wir haben aber ein Sparschwein aufgestellt. Wir haben festgestellt, manche Leute wollen nichts nehmen, ohne etwas dafür zu geben.“

Mülheimer Spenden zu sortieren ist eine große Aufgabe

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Auch in puncto Nachhaltigkeit kann das Projekt überzeugen. Immerhin sind die meisten Spenden Gebrauchtwaren und mussten nicht neu produziert werden. Doch es gibt noch einen weiteren positiven Aspekt, erzählt Martina Zengerling, Bereichsleiterin der stationären Jugendhilfe und aktuelle Koordinatorin der Spendenannahme und Abholung. „Wir möchten die Menschen bei einem geregelten Alltag helfen und Möglichkeiten zum arbeiten bieten, um auch den Einstieg in den Beruf zu erleichtern.“ Gerade beim Schenk-Laden hätten die jungen Leute schon viel mitgeholfen. Egal ob waschen, sortieren oder aufhängen.

So hat auch Monik S. schon tatkräftig angepackt. Die junge Frau gehört zu Zengerlings Schützlingen. „Ich habe schon viel im Lager geholfen und Sachen sortiert“, denn nicht alle Spenden sind brauchbar und eignen sich für den Laden. Nun will sie aber auch Dienste im Geschäft übernehmen und „ich will auch selbst noch Sachen von mir spenden, um zu unterstützen“.

Mülheimer Schenk-Laden fragt nicht nach Bedürftigkeit

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Auch ein kleines Lager versteckt sich hinter einem schönen Vorhang im Nebenzimmer. Hier liegt Nachschub in nach Größen vorgepackten Schuhkartons. „So wird der Laden nicht leer“, so Zengerling. Einen Bedürftigkeitsnachweis muss hier niemand zeigen, auch wenn sich der Laden vorrangig an bedürftige Neuankömmlinge richtet. „Wir geben aber nur Kleidung in haushaltsüblichen Mengen ab und nur an die Personen, die auch vor Ort sind“ ergänzt Rosenbaum. Eine einzelne Erwachsene soll keine Kleidung für ihre sechs Kinder mitnehmen, die nicht auch mit im Laden sind.

Angst vor Missbrauch hätte die Awo aber nicht. „Wir gehen davon aus, dass alle die hier zu uns kommen auch bedürftig sind.“ Auf etwaige Probleme könne man immer noch reagieren, so Rosenbaum. Erst einmal freuen sich die Beteiligten, mit ihrer Aktion helfen zu können und dem Besuch ein schönes Erlebnis zu verschaffen.

Schenk-Laden sucht noch Freiwillige

Der Schenk-Laden im Dickswall 98 hat dreimal in der Woche geöffnet und wird von mindestens zwei Ehrenamtlichen betreut.

Dienstags und donnerstags von 14 bis 17 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr.

Freiwillige werden noch gesucht. Wer bei dem Schenk-Laden mithelfen oder an den Treffen zu „Solidarität mit der Ukraine“ teilnehmen will, kann sich unter info@awo-mh.de oder im Schenk-Laden melden.