Mülheim. Nach sechsmonatiger Verhandlung steht der Interessenausgleich für rund 2400 Vallourec-Beschäftigte, die im nächsten Jahr ihren Job verlieren.

Der Interessenausgleich mit Sozialplan und Sozialtarifvertrag für rund 2400 Beschäftigte der Vallourec-Werke in Mülheim und Düsseldorf steht. Die Geschäftsführung des Rohrherstellers, der seine deutsche Produktion Ende 2023 aufgeben wird, und die Arbeitnehmerseite einigten sich am Freitag.

Sechs Monate lang war verhandelt worden. Zu den wesentlichen Komponenten des Sozialplans und Sozialtarifvertrages zählen eine Grundabfindung von 1,25 Monatsgehältern pro Beschäftigungsjahr; die Arbeitnehmerseite hatte ursprünglich drei Monatsgehälter je Beschäftigungsjahr gefordert. Hinzu kommen Zusatzleistungen für Mitarbeitende mit Schwerbehinderung, Kindern und pflegebedürftigen Angehörigen.

Personalabbau bei Vallourec startet im Frühjahr 2023 mit Freiwilligen-Programm

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Die IG Metall reklamierte für sich, weitergehende Leistungen für ihre Mitglieder ausgehandelt zu haben. Auszubildende und befristet Beschäftigte erhalten demnach eine Abfindungspauschale. Ein Altersübergangsmodell für Beschäftigte der Jahrgänge 1966 und älter soll den Übergang bis zum frühestmöglichen Eintritt in die gesetzliche Rente erleichtern. Der Personalabbau wird in zwei Phasen verlaufen: Ende März 2023 soll ein „Freiwilligenprogramm“ starten, die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden das Unternehmen erst Ende Dezember 2023 verlassen. Ein Teil der Beschäftigten soll darüber hinaus im Jahr 2024 den Rückbau der Produktionsstandorte betreuen.

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„Wir möchten uns ausdrücklich bei unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihr Vertrauen und ihre Geduld bedanken“, sagte Arbeitsdirektor Herbert Schaaff. Die Belegschaft habe sich auch zuletzt durch „hohe Arbeitsmotivation“ ausgezeichnet. Mit dem vereinbarten Interessenausgleich bestehe jetzt „Klarheit für die Belegschaft“.

Betriebsräte: „Mit guter Zuversicht nach neuen Möglichkeiten Ausschau halten“

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Der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates, Vilson Gegic, und Ousama Bouarous, der Betriebsratsvorsitzende am Standort Mülheim, gaben sich ebenfalls zufrieden: „Wir haben ein ordentliches Ergebnis für unsere Kolleginnen und Kollegen erzielt und damit eine finanzielle Grundlage geschaffen, die den Weg in eine neue berufliche Perspektive oder den Altersübergang durchaus absichern.“

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Sie richteten sich auch direkt an alle Beschäftigten: „Wir haben jetzt alle eine klare Richtung vor uns, jeder hat nun die Möglichkeit, mit den jeweiligen Regelungen seine Lebensplanung zu gestalten. Daher sollten wir die Restzeit nutzen und trotz der extremen inneren Leere, Trauer, Frust, Enttäuschung und sogar Wut positiv und mit guter Zuversicht nach neuen Möglichkeiten Ausschau halten. Vor allem für uns selbst die Sache hier bei Vallourec mit Ehre und Anstand zu Ende zu bringen.“

70 Unternehmen interessieren sich für Übernahme von Vallourec-Beschäftigten

Vallourec berichtete weiter, dass mittlerweile mehr als 70 Unternehmen - davon eine Vielzahl aus der Region - Interesse bekundet hätten an einer Übernahme von Beschäftigten. In enger Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit werde es zeitnah Informationsveranstaltungen und Jobbörsen dazu geben. „Wir sind zuversichtlich, dass eine Vielzahl der Beschäftigten interessante Möglichkeiten für direkte Anschlussbeschäftigungen finden können“, so Schaaff. Darüber hinaus können Mitarbeiter ab Januar 2024 in eine Transfergesellschaft wechseln.