Mülheim. Die Zukunftsangst in Unternehmen wächst, hat eine Umfrage der IHK ergeben. Ein Mülheimer sitzt dort im Präsidium und weiß, wie die Stimmung ist.

Von einer „Multithemenkrise“ spricht Gerd Kleemeyer angesichts der globalen Wirtschaftslage. Der Mülheimer führt in der Stadt zwei Unternehmen und ist zudem Mitglied im IHK-Präsidium. Dort erfährt er von den angeschlossenen Unternehmen aus der MEO-Region, wie derzeit die Stimmung ist. Aktuell mache sich Pessimismus breit.

Die Vielzahl an Schwierigkeiten trübt die Stimmung in der örtlichen Unternehmerschaft mehr und mehr ein, die wirtschaftlichen Folgen des Krieges in der Ukraine sind auch bei den Mitgliedern der Industrie- und Handelskammer (IHK) Ruhr deutlich spürbar. „Wir hören die Bedenken von vielen Seiten, jedes dritte Unternehmen hat kürzlich in einer Umfrage der IHK Pessimismus geäußert“, zeigt Gerd Kleemeyer auf, der Geschäftsführer der Firmen Gera Chemie und Klemafol sowie Mitglied im IHK-Präsidium ist, und verdeutlicht: „Die schlechte Stimmung hängt nicht nur mit den Energiepreisen zusammen.“ Schon geraume Zeit beeinflussen unterbrochene Lieferketten, die Verteuerung von Materialien sowie die allgemeine Inflation in nicht wenigen Betrieben die Geschäftslage. Die Energie ist derzeit laut der IHK-Umfrage aber das Schreckgespenst Nummer eins: In der Industrie sorgen sich 93 Prozent der Betriebe vor einem Energiepreisanstieg.

Energie sparen: Mülheimer Unternehmer lässt Belegschaft an Brückentagen zu Hause

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In seinen beiden eigenen Firmen, in denen unter anderem Dämmmaterialien hergestellt werden, hat Kleemeyer längst an Stellschrauben gedreht, um Energie einzusparen: „Wir haben seit Jahren eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach und beziehen in den Sommermonaten unseren gesamten Brauchstrom daraus.“

Bei der Wärmeenergie war der Mülheimer Anfang dieses Jahres gerade dabei, die Heizung von Öl auf Gas umzustellen – angesichts der aktuellen Entwicklungen hat er davon aber wieder Abstand genommen. Vorerst muss es weiter die Ölheizung richten. Auch um hier Einsparungen zu erzielen, hat Kleemeyer mit seinen insgesamt 15 Mitarbeitenden vereinbart, dass an Brückentagen nicht gearbeitet wird: „Das hilft auch schon, wenn wir unsere rund 3000 Quadratmeter an Lager- und Produktionsfläche vier Tage am Stück nicht wie sonst heizen müssen.“

Firmenchef aus Mülheim mahnt: Förderpolitik kann zu Verzerrungen führen

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Finanzielle Entlastungen, die etwa die Gaspreisbremse oder Steuervergünstigungen bringen könnten, begrüßt das IHK-Mitglied generell, warnt aber vor zu hohen Erwartungen: „Ich glaube, dass zu viel Förderpolitik, die die Marktwirtschaft künstlich pusht, zu Verzerrungen führen kann.“

Mancher Betrieb wird nach Einschätzung Kleemeyers erst in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres die negativen Effekte der aktuellen Entwicklungen zu spüren bekommen. Trotz allem will der Mülheimer Unternehmer sich seinen Zukunftsoptimismus für die Wirtschaft im Ruhrgebiet bewahren: „Wir werden diesen Winter überstehen und Lösungen finden, auch wenn wir noch nicht wissen wann.“