Mülheim. Der Ausbau des Mülheimer MPI dauert mindestens vier Jahre länger als geplant. Und kostet immer mehr. Auch mit den Nachbarn gibt’s noch Konflikte.

Auch wenn es für Passanten so aussehen mag, als ob der Ausbau des Max-Planck-Institutes (MPI) für chemische Energiekonversion kurz vor dem Abschluss steht: Die Zielgerade ist noch nicht erreicht. Drei der vier neuen Gebäude auf dem Kahlenberg wurden zwar unlängst bezogen, doch die Errichtung von Nummer vier – dem Elektronenmikroskopgebäude – gestaltet sich laut der Technischen Betriebsleiterin Kerstin Neurieder schwierig. Bislang habe sich kein Bauunternehmer gefunden, der es errichten möchte. Es läuft bereits die dritte Ausschreibungsrunde. Das Großprojekt verzögert sich damit erneut um viele Monate.

In Vorbereitung auf den Neubau, der im Innenhof entstehen soll, wurden jüngst das alte Werkstattgebäude abgerissen und das ehemalige Laborgebäude entkernt. Bis Ende Februar soll auch dieses demontiert sein – vorab sind allerdings noch statische Fragen zu beantworten. Laut Neurieder hat sich gezeigt, dass der zentrale Technikschacht des angrenzenden Physikgebäudes, der unter anderem für die Lüftungsanlage wichtig ist, enger mit dem alten Laborgebäude zusammenhängt als angenommen. „Ohne umfangreiche Sicherungsmaßnahmen könnte er einstürzen.“ Ein bedeutender Teil der technischen Infrastruktur des Physikgebäudes wäre damit zerstört.

Viele Unternehmen haben abgelehnt: Der Auftrag des Mülheimer MPI war ihnen zu klein

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Wenn dieses Problem behoben ist, könnten die Arbeiten für das Elektronenmikroskopgebäude beginnen. „Doch noch haben wir keinen Rohbauer gefunden“, so Neurieder. Immerhin gebe es diesmal einige Interessenten. Bis dato hätten eigentlich passende Unternehmen zu verstehen gegeben, dass der Auftrag für das eingeschossige Gebäude mit rund 550 qm Grundfläche zu unbedeutend für sie sei: „Sie haben sinngemäß gesagt: Wir sind nicht daran interessiert, eine Pommesbude zu errichten.“

Was sich abzeichnet: Die Baukosten werden erneut steigen. Vor exakt einem Jahr hatte Neurieder berichtet, dass die anfangs in Rede stehenden 38 Millionen Euro Baukosten auf 60 Millionen geklettert seien. „Doch auch damit werden wir nicht hinkommen“, weiß sie mittlerweile. Die Bauabteilung der Max-Planck-Gesellschaft arbeitet bereits an einem Antrag für den Geldgeber, die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz, um das Budget zu erhöhen. Es sind schwierige Zeiten für Bauprojekte: „Die Lieferketten funktionieren nicht, schon dadurch wird es teurer. Für die Baustoffe muss man mehr zahlen und die Energiekosten kommen noch obendrauf.“ Kein Wunder, dass die Rechnung, die vor mehr als einem Jahrzehnt aufgestellt worden ist, längst nicht mehr aufgeht.

Künftig werden nachts deutlich weniger Lampen auf dem MPI-Gelände brennen

Apropos Energiekosten: Das große Thema dieses Jahres beschäftigt das MPI, das aktuell 360 Mitarbeiter hat und zwei unbesetzte Direktoren-Posten, noch auf andere Art und Weise. „Wir versuchen, überall sparsam zu sein und die Mitarbeiter auf diesem Wege mitzunehmen“, so Pressesprecherin Esther Schlamann. Die Anwohner werden dies bald bemerken: Das MPI-Gelände wird nachts aktuell noch umfangreich beleuchtet; nun aber gibt es ein neues Konzept. Motto: So wenig Licht wie möglich, und doch so viel wie nötig. Dass zwischenzeitlich ganze Etagen des Laborgebäudes in den Nachtstunden taghell erleuchtet waren und Nachbarn auf den Plan riefen, war übrigens „auf einen schwer auszumachenden Fehler in der Elektrik zurückzuführen“, sagt Kerstin Neurieder.

In der langen Bauphase – die nach neuesten Schätzungen spätestens Anfang 2025 enden soll und damit etwa vier Jahre später als einst angepeilt – gab es immer wieder guten und weniger guten Kontakt zu den Nachbarn im Viertel. Häufig war Parkplatznot in Stiftstraße, Höhenweg, Dimbeck, Kluse und Co. die Ursache. Seit der Mitarbeiter-Parkplatz an der Kluse mit 86 Stellplätzen eröffnet ist, blockiere von den Kollegen aber niemand mehr die Straßen, ist Neurieder sicher.

Auf dem deutlich markierten Parkplatz des Instituts parken gern auch andere Menschen

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Nun stelle sich das Problem eher anders herum: Dort, wo die Stiftstraße heute endet, also auf dem letzten Stückchen Weg zum Institut, befinden sich linker Hand 13 Parkplätze. Vier davon hält das MPI für Anlieferer wie Paketboten vor, vier für Fremdfirmen wie Handwerker und die letzten fünf für Besucher. „Leider parken dort auch immer wieder andere Menschen.“ So passiere es immer wieder, dass Fahrer, die dringend zum Institut müssen, ihr Fahrzeug quer auf der Straße abstellen und andere beim Ein- und Ausfahren behindern. „Es kommt regelmäßig zu lautstarkem Streit“, erzählt die Technische Betriebsleiterin und spricht von „enormem Konfliktpotenzial“.

Rund um den Parkstreifen vor dem Haupteingang des Max-Planck-Instituts für chemische Energiekonversion in Mülheim gibt es immer wieder Konflikte mit Nachbarn, zum Teil durchaus lautstark. Mittlerweile sind die Stellplätze für Fremdfirmen, Anlieferer und Besucher exakt ausgezeichnet.
Rund um den Parkstreifen vor dem Haupteingang des Max-Planck-Instituts für chemische Energiekonversion in Mülheim gibt es immer wieder Konflikte mit Nachbarn, zum Teil durchaus lautstark. Mittlerweile sind die Stellplätze für Fremdfirmen, Anlieferer und Besucher exakt ausgezeichnet. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Für die Bewohner des Eckhauses Stiftstraße/Höhenweg mit den türkisfarbenen Balkonen gilt eine Ausnahmeregelung. Sie können unter kerstin.neurieder@cec.mpg.de einen Anwohnerparkausweis bestellen, um ihren Wagen von Zeit zu Zeit auf den Besucherparkplätzen abzustellen.

Radfahrer, die von der Stiftstraße kommen, fahren an der neuen Rampe oft zu schnell

Konflikte gibt es immer wieder auch an der schmalen Rampe, die zwischen dem alten Physikgebäude, das aktuell überarbeitet wird, und den neuen Büro- sowie Laborgebäuden entlangführt. Radfahrer, die von der ohnehin leicht abschüssigen Stiftstraße kommen, fahren dort häufig zu schnell und kommen zum Beispiel Hausmeister Thomas Proff in die Quere oder Wissenschaftlern, die mit Chemikalien vom Labor auf dem Weg zum Werkstattgebäude sind. Die Rampe nämlich lässt sich schlecht einsehen. Um Unfälle zu verhindern, bremsen nun mobile Zaunpfosten die Radler auf dem Weg zur Kluse ab. Langfristig soll dieses Provisorium ausgetauscht werden gegen Pflanzkübel, die wie Wellenbrecher im Weg stehen sollen, und unübersehbaren Verkehrsschildern, die zum Absteigen aufrufen.

Auch an der neu geschaffenen Rampe zwischen dem alten Physikgebäude (li.) und den Neubauten kommt es zu Auseinandersetzungen. Radfahrer sind dort oft so schnell unterwegs, dass sie Mitarbeiter wie Chemietechniker Phillip Reck (li.) und Chemielaborant-Azubi Mathis Dederichs gefährden. Die Rampe ist schwer einsehbar, wird aber regelmäßig genutzt, um etwa Chemikalien vom Labor- zum Werkstattgebäude zu bringen.
Auch an der neu geschaffenen Rampe zwischen dem alten Physikgebäude (li.) und den Neubauten kommt es zu Auseinandersetzungen. Radfahrer sind dort oft so schnell unterwegs, dass sie Mitarbeiter wie Chemietechniker Phillip Reck (li.) und Chemielaborant-Azubi Mathis Dederichs gefährden. Die Rampe ist schwer einsehbar, wird aber regelmäßig genutzt, um etwa Chemikalien vom Labor- zum Werkstattgebäude zu bringen. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Kerstin Neurieder hat noch viele kleinere Baustellen abzuarbeiten – so wurde oberhalb der Brücke zwischen Alt- und Neubauten anstelle einer Tür ein Fenster eingesetzt, was die Wartung der Brücke unmöglich macht, und auch im Verbindungsgang zwischen Labor- und Bürogebäude gibt es „ein Planungsdefizit“, müssen noch Fensterscheiben eingesetzt werden, weil andernfalls Feuchtigkeit ins Gebäude eindringt –, trotzdem ist sie guter Dinge: So mache es aktuell zum Beispiel Spaß, den Campus grün und nachhaltig zu gestalten: Anfangs war geplant, nur Narzissen rund um die Gebäude zu pflanzen, im Sinne der Insekten aber wurden nun auch andere Blumenzwiebeln gesetzt. Auch ein Insektenhotel ist geplant, erzählt sie.

Im Frühjahr soll die neue Cafeteria endlich an den Start gehen: Auch für Besucher

Und natürlich halte man auch weiter an dem Plan fest, eine gemütliche Cafeteria mit Außensitzplätzen im Herzen der Anlage zu eröffnen – und dort ab Frühjahr auch Anwohner und andere Interessierte zu empfangen. Wer die neuen Bauten kennenlernen möchte, kann sich weiterhin unter info@cec.mpg.de ans Institut wenden.