Mülheim. Sie war eines von 20 Kaninchen, die auf einen Schlag im Mülheimer Tierheim landeten. Warum Kaninchendame Sandy heute das perfekte Zuhause hat.
Sie sehen so niedlich aus mit ihren Knopfaugen, dem kuscheligen Fell und den süßen Öhrchen. Doch Kaninchen sind durchaus anspruchsvoll, müssen richtig ernährt werden und brauchen Platz zum Hoppeln. Manchem Langohr wird das zum Verhängnis und es landet im Tierheim. So erging es auch Sandy. Doch das karamellfarbige Löwenkopf-Kaninchen mit dem flauschigen Fell hat ein perfektes Zuhause gefunden.
Von Tierliebe konnte wohl keine Rede mehr sein bei den Vorbesitzern von Sandy – gemeinsam mit 20 weiteren Kaninchen war das Tier vor gut vier Jahren ins Mülheimer Tierheim gekommen, nachdem seine ursprünglichen Halter ihre Kaninchen nicht hatten kastrieren lassen. Die Folge: eine Kaninchen-Schwemme, der niemand mehr Herr wurde. Das Mülheimer Tierheim hatte dann alle Hände voll zu tun, um die Mümmelmänner und -frauen in gute und vor allem verantwortungsbewusste Hände zu vermitteln.
Kaninchen artgerecht zu halten, kann ins Geld gehen, sagt eine Mülheimerin
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So landete Sandy bei Andrea Bremenkamp und lebt heute mit drei Artgenossen zusammen. Die Mülheimerin hält seit 2013 Kaninchen – und gesteht, dass sie sich anfangs auch von dem niedlichen Aussehen der flauschigen Nager hat verzaubern lassen. Heute sagt die 55-Jährige, die auch zwei Rhodesian Ridgebacks hält, bei aller Liebe zu ihren vier Langohren: „Die Kaninchen machen mehr Arbeit als die Hunde.“
Durch die ausgeklügelte Ernährung mit verschiedenem Gemüse – frisch vom Wochenmarkt – und den Tierarztkosten empfindet sie es nicht als günstig, Kaninchen zu halten. „Dreimal die Woche kaufe ich für sie auf dem Markt ein, das sind zwischen zehn und 15 Euro pro Einkauf. Außerdem achte ich auch auf gutes Heu.“ Da komme einiges an Kosten zusammen.
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Ihre ersten beiden – Ying und Yang – habe sie zuerst ausschließlich in der Wohnung gehalten, blickt die Tierfreundin zurück: „Die Beiden durften frei in der Wohnung hoppeln.“ Ganz unbeschadet blieben die Wohnräume dabei allerdings nicht, also suchte Andrea Bremenkamp eine Alternative: „Ich hab sie dann über Tag im Garten auf der Wiese untergebracht.“ Auch heute dürfen sich ihre vier aktuellen Kaninchen, zu denen neben Sandy auch Bunny, Monti und Luna gehören, die aus den Tierheimen in Duisburg und Essen und aus einem Privathaushalt stammen, bei entsprechendem Wetter auf der Wiese austoben – im gesicherten Gehege.
Kaninchen haben bei Mülheimer Tierfreundin Auslauf im gesicherten Gehege
Zwei langgestreckte Käfige stehen auf dem Rasen, Hütten und Tunnel bieten den Nagern Unterschlupf, ein Gitter oben drüber sorgt für Schutz vor Fressfeinden. „Doch nachts hole ich sie in die Ställe, damit sie nicht dem Fuchs zum Opfer fallen.“ Die Kaninchen der Mülheimerin leben nun ganzjährig – so gut wie – draußen. Im Sommer stehen ihre Ställe unter einer Überdachung nah am Haus, im Winter bewohnt die Mümmel-Gruppe ein Gewächshaus. „Sie sind schon empfindlich, was das Wetter angeht – sie spüren den Temperaturwechsel und verschlucken schon mal Haarballen, wenn sie im Fellwechsel sind.“ Damit es ihnen gut geht, brauchen die kleinen Persönlichkeiten einiges an Aufmerksamkeit.
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„Kaninchen leiden still“, hat die Tierfreundin erfahren. Das könne manchem Tier zum Verhängnis werden. „Man muss sehr genau auf sie achten: Verhalten sie sich anders als sonst oder fressen sie nicht, kann das schon ein Alarmzeichen sein.“
Die Knopfaugen-Tiere haben also deutlich mehr Pflege und Zuwendung nötig, als es auf den ersten Blick scheint. Wenn man das aber auf sich nimmt und den Kaninchen ein artgerechtes Zuhause bietet, werde man mehr als belohnt, findet Andrea Bremenkamp: „Sie wissen ganz genau, wo sie hingehören und zeigen ihre Zuneigung auf ihre Art.“
Um den passenden Partner für ihre Kaninchen zu finden, sucht Mülheimer in Tierheimen
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Denn eines sind Kaninchen sicher nicht, meint die Mülheimerin: Kuscheltiere, die sich pausenlos streicheln lassen. Nicht wenige sind aus diesem Grund wohl schon aus Kinderzimmern verbannt und im Tierheim abgegeben worden. Bei Andrea Bremenkamp finden diese Kreaturen ein Zuhause – doch es muss passen: „Da entscheidet die Sympathie zwischen den Kaninchen.“ Sie sollten vom Alter her harmonieren und sich verstehen.
Um jeweils den passenden Partner für ihre Langohren zu finden, wenn mal eines in den Kaninchenhimmel aufgestiegen ist, tourt die Mülheimerin durch verschiedene Tierheime und sucht akribisch aus, wer neues Familienmitglied werden soll. „Das Tierheim muss das Gegenstück parat haben. Sie sollen ein schönes restliches Leben haben“, formuliert die 55-Jährige ihren persönlichen Anspruch an eine gelungene Kaninchenhaltung. Denn: „Kaninchen haben keine Stimme.“
Kontakt zum Mülheimer Tierheim an der Horbeckstraße 35 unter 0208 372 211.
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Wie Tiere, die aus dem Tierschutz stammen, ein Zuhause gefunden haben, möchten wir in unserer neuen Serie vorstellen. Bringt auch Ihr Vierbeiner eine Geschichte mit und bereichert das Zusammenleben? Dann melden Sie sich bei uns!
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