Mülheim. Der Stadt Mülheim entstanden vor fast vier Jahren 33.600 Euro an Kosten für die Unterbringung von 400 Chinchillas. Ein OVG-Verfahren läuft noch.

Was wurde eigentlich aus den Kosten, die der Mülheimer Stadtverwaltung vor fast vier Jahren bei der Versorgung von rund 400 in Mülheim-Saarn aus schlechter Haltung beschlagnahmten Chinchillas entstanden? Für passende Käfige, Futter, Streu und die Unterbringung der Tiere waren der Stadt insgesamt, wie Stand heute beziffert wird, rund 33.600 Euro an Unkosten entstanden. Ein Verwaltungsverfahren ist bis heute noch nicht abgeschlossen. Aufgrund des langen Verfahrens hat die Stadt die Kosten für die Versorgung und Unterbringung der Tiere der ehemaligen Halterin noch nicht in Rechnung gestellt.

Hunderte Tiere wurden in zu kleinen Käfigen beschlagnahmt

Es waren hunderte Tiere in zu kleinen Käfigen, die in Mülheim Ende 2016 beschlagnahmt wurden. Die Mülheimer Feuerwehr und das Veterinäramt holten zunächst 340 Tiere aus einem Mehrfamilienhaus am Nachbarsweg in Saarn. Wenige Tage später mussten noch einmal 53 Tiere aus einem in Saarn abgestellten Wohnmobil befreit werden.

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400 Exemplare dieser bis zu 38 cm großen Nager zu versorgen – damit war das städtische Tierheim nicht nur vom Platz her völlig überfordert. „Wir hatten das unschätzbare Glück, dass gerade ein Katzenhaus und ein Kleintierhaus frei waren“, erinnert sich Tierheimleiterin Marion Niederdorf an die ersten arbeitsreichen
Tage.

Mülheimer Stadtverwaltung mietete Halle an und stellte zwei Tierpfleger ein

Wobei es am ersten Tag erst einmal nur darum ging, die Tiere ausreichend mit Wasser und Futter zu versorgen. Bis spät abends seien alle Kollegen im Einsatz gewesen, einige seien extra aus dem Urlaub zurückgekommen. An den Geruch der verdreckten mitgebrachten Käfige, die notgedrungen erst einmal verwendet werden mussten, erinnert sich Marion Niederdorf noch heute. Zwei Tage habe es gedauert, die Tiere zu untersuchen, zu wiegen, das Geschlecht zu bestimmen.

Die Haltung von Chinchillas ist anspruchsvoll

Chinchillas sind anspruchsvoll in der Haltung. Die nachtaktiven Tiere benötigen große Volieren zum Klettern, eine Höhle zum Verkriechen und ein Sandbad, das die aus Chile stammenden Nager zur Fellpflege nutzen.

Von Anfang an sei die Hilfsbereitschaft für die vielen hundert Chinchillas sehr groß gewesen, so Marion Niederdorf. Viele Bürger hätten gespendet, auch von außerhalb der Stadt Mülheim.

Die Stadtverwaltung schuf rasch weiteren Raum in der angebauten Halle der leerstehenden ehemaligen Förderschule am Wenderfeld, schaffte Käfige, Streu und Futter an. Zudem wurden zwei Tierpfleger halbtags und zeitlich begrenzt für die Betreuung der Tiere eingestellt. Die tierärztliche Versorgung kam für einige der vernachlässigten Tiere damals bereits zu spät. Alles in allem, so bilanziert Stadtsprecher Volker Wiebels jetzt auf Nachfrage, sind der Verwaltung dadurch rund 33.600 Euro an Kosten entstanden. „Rund die Hälfte davon für das Tierpflegepersonal und die andere Hälfte für Material, Futter, Einstreu und Tierarztkosten.“

Chinchillas sind anspruchsvoll in der Haltung. Um sich wohl zu fühlen, brauchen sie Platz, Höhlen zum Verstecken und ein Sandbad in den Volieren.
Chinchillas sind anspruchsvoll in der Haltung. Um sich wohl zu fühlen, brauchen sie Platz, Höhlen zum Verstecken und ein Sandbad in den Volieren. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

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Die Halterin der Tiere wurde unlängst vom Mülheimer Amtsgericht zu einer Geldbuße verurteilt. Doch noch immer läuft ein Verwaltungsverfahren. „Die Entscheidung des Oberverwaltungsgerichtes steht noch aus“, sagte Volker Wiebels. „Darauf warten wir.“ Die ehemalige Halterin der Chinchillas wehre sich am OVG gegen das von der Stadt Mülheim ausgesprochene Haltungsverbot für Nagetiere.

Die Stadt wartet das Urteil des OVG ab

Die Forderung der Stadt Mülheim an die ehemalige Halterin werde erst erfolgen, „wenn wir alle Kosten, die uns entstanden sind, ermittelt haben“, so Stadtsprecher Wiebels. Die 33.600 Euro seien nur die bisherigen Kosten, weitere, etwa Gerichtskosten, möglicherweise auch Kosten für Gutachten, kämen dann noch hinzu.

Es dauerte letztlich bis zum September 2018, bis alle Tiere paarweise in gute Hände weitervermittelt worden waren, erinnert sich Tierheimleiterin Marion Niederdorf. Tierschutzvereine und Tierheime aus ganz Deutschland hatten Mülheim damals bei der Vermittlung unterstützt.