Mülheim. . Beschlagnahmte Tiere befinden sich unter Obhut zweier extra eingestellter Fachkräfte. Erneut 26 Chinchillas in einem Pkw in Paderborn gefunden.
- Stadt stellte extra zwei Fachkräfte ein, um die Tiere artgerecht versorgen zu können
- Strafanzeige wird geprüft, das Ordnungswidrigkeitsverfahren läuft bereits
- 26 Chinchillas sollten in Paderborn verkauft werden, es geht um dieselbe Züchterin
Schon wieder sind Chinchillas in einem Wagen gefunden worden, wieder führen die Spuren nach Gelsenkirchen und Mülheim. Die Stadtverwaltung Mülheim muss sich um fast 400 Nager kümmern, was hohe Kosten verursacht.
Zum inzwischen vierten Mal in vier Wochen hat eine Gelsenkirchener Züchterin Polizei und Mitarbeiter des Veterinäramtes auf Trab gehalten. Nach Funden in Gelsenkirchen (122 Tiere) und Mülheim (396), versuchte die Frau jetzt offenbar in Paderborn, Chinchillas zu verkaufen.
Tiere sollten am Hbf Paderborn verkauft werden
„Wir haben einen Tipp bekommen und 26 Chinchillas aus einem Pkw mit Gelsenkirchener Nummernschild befreit“, bestätigt Michaela Pitz, Sprecherin im Kreis Paderborn. Die Tiere sollten am Montagabend am Hauptbahnhof in Paderborn an einen Käufer übergeben werden, so Pitz. „Sie waren in einem unauffälligen Zustand und wurden im Tierheim untergebracht“.
Das Mülheimer Tierheim hat laut Stadtsprecher Volker Wiebels inzwischen 14 Tiere in seiner Obhut, die anderen werden in Quarantäne in einer städtischen Immobilie artgerecht gehalten, wie Wiebels berichtete. Die Stadt musste dafür extra zwei qualifizierte Mitarbeiter befristet in Teilzeit einstellen, um die fast 400 Tiere versorgen zu können.
Stadt Mülheim hat schon hohen Betrag investiert
Das kostet: „Wir sind jetzt schon bei einem fünfstelligen Betrag“, so Wiebels, „die Tiere sind sehr pflegeintensiv.“ Große Käfige mussten angeschafft werden, in denen die Tiere klettern und laufen können. Zudem brauchen Chinchillas ein Sandbett und Spezialfutter.
Hintergrund: Anfang Dezember hatten die Mülheimer Feuerwehr und die Essener Tierrettung 56 vernachlässigte Tiere in einem in Saarn abgestellten Wohnmobil gefunden. Bereits Ende November hatten Mitarbeiter des Veterinäramtes Mülheim 340 Chinchillas aus zwei Wohnungen eines Mehrfamilienhauses am Nachbarsweg befreit. Eine Woche zuvor fanden Mitarbeiter des Gelsenkirchener Veterinäramtes 122 vernachlässigte Chinchillas in einer Wohnung im Stadtteil Hassel.
Stadtverwaltung prüft Strafanzeige
In allen Fällen handelt es sich offenbar um die gleiche Halterin. „Die Chinchillas in den Mülheimer Wohnungen waren bei der Tochter der Tierzüchterin aus Hassel untergebracht“, erklärte Gelsenkirchens Stadtsprecher Oliver Schäfer. Und das Wohnmobil, aus dem die Nager aus teilweise übereinander gestapelten, kleinen Käfigen befreit wurden, sei im Besitz des Lebensgefährten der Züchterin. Dem Besitzer des Wohnmobils gehöre auch die Immobilie in Gelsenkirchen. In Paderborn versuchte die Züchterin selbst, die Tiere zu verkaufen.
Gelsenkirchen hat Staatsanwaltschaft eingeschaltet
Zu den Motiven der Frau und ihres Lebensgefährten konnte Gelsenkirchens Stadtsprecher Schäfer nichts sagen. Gelsenkirchen hat gegen die Frau und ihren Lebensgefährten ein Tierhaltebetreuungsverbot ausgesprochen. Außerdem hatte die Stadt der Frau ein Bußgeld angedroht. Gegen das Betreuungsverbot hat die Frau inzwischen wiederholt verstoßen. Daher hat sich Gelsenkirchen entschlossen, die weiteren Ermittlungen an die Staatsanwaltschaft Essen zu übergeben. „Wir schätzen das Verhalten als erheblichen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz und somit als eine Straftat ein“, so Oliver Schäfer. „Die Frau und ihr Lebenspartner waren trotz des Verbots weiter aktiv.“
Die Stadt Mülheim ist dabei, Strafanzeige zu stellen: „Wir lassen gerade feststellen, ob es sich um eine Ordnungswidrigkeit handelt, oder ob eine Straftat vorliegt“, sagt Stadtsprecher Volker Wiebels. Das Ordnungswidrigkeitsverfahren laufe bereits. Auch hat die Stadt gegenüber der Halterin ein Halteverbot von Nagetieren erlassen. Die Chinchillas wurden beschlagnahmt. Die Halterin habe dagegen Rechtsmittel eingelegt, sagte Wiebels.
Mülheimer Chinchillas stehen unter Quarantäne
„Solange das Gericht nicht anders entscheidet, bleiben die Tiere bei uns“, betont Volker Wiebels. „Den Tieren geht es gut, sie werden gut betreut, aber das ist ein enormer Aufwand.“ Die Chinchillas stehen unter Quarantäne, weil einige verendet seien, berichtet er. Viele hätten auch Bisswunden davon getragen, weil sie auf engstem Raum gehalten wurden. Teils hätten die Tiere Verätzungen erlitten, weil sie in ihren eigenen Exkrementen lebten.
Geplant ist, die Chinchillas später über ein Tierheim-Netzwerk in gute Hände zu vermitteln – deutschlandweit, sagte Volker Wiebels. Interessenten aus Mülheim sollten sich an das städtische Tierheim wenden.
>>> LEBENSPARTNER DROHT DISZIPLINARVERFAHREN
Der Lebenspartner der Züchterin verdient seinen Lebensunterhalt bei der Polizei Gelsenkirchen.
Gelsenkirchens Polizeisprecher Olaf Brauweiler: „Wir prüfen zur Zeit, ob wir ein Disziplinarverfahren gegen den Mann eröffnen“. Solange die strafrechtliche Untersuchung laufe, müsse ein mögliches Disziplinarverfahren ruhen.
„Wenn die Staatsanwaltschaft jetzt die Ermittlungen übernimmt, sind wir gezwungen zu warten“, sagt Brauweiler.