Mülheim. Mehr Güter auf die Schiene – da will eine Mülheimer Logistik-Firma mitmachen über den Gleisanschluss im Gewerbegebiet Heißen. Doch es gibt Hürden.
Könnte die Schienenanbindung des Gewerbegebietes Heißen-Ost dem Wirtschaftsstandort Mülheim einen Wettbewerbsvorteil verschaffen? Überlegungen wie diese und Fragen zu dem derzeit stillgelegten Anschlussgleis erörterten kürzlich die Mitglieder des Wirtschaftsausschusses. Warum eine Unternehmerin aus Mülheim großes Interesse hat, ihre Produkte auf die Schiene zu bringen.
Verstärkt auf die Schieneninfrastruktur zuzugreifen, könne helfen, die Überlastung des Straßenraums im Gewerbegebiet Heißen-Ost zu mildern – ein Problem, dass auch den Unternehmen seit Längerem bekannt sei, hieß es jüngst in einer Anfrage der Fraktionen CDU und Grüne im Wirtschaftsausschuss. Und auch beim ersten Wirtschaftsforum, zu dem Stadt und Unternehmerverband kürzlich eingeladen hatten, brachte Unternehmerin Birgitt Farenski das Thema zur Sprache und fragte: „Warum wird der Bahnanschluss nicht genutzt?“
Mülheimer Firma ist spezialisiert auf Verpackung von Industrieanlagen
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Für Farenskis Firma, die auf Industrie-Verpackungen spezialisiert ist und im Gewerbegebiet Heißen-Ost an der Straße Am Förderturm sitzt, wäre die Schienenanbindung ein Gewinn, sagt die Geschäftsfrau und verdeutlicht: „Wir machen unter anderem auch Projektverpackungen für Kunden, die heute noch über den Duisburger Hafen mit dem Zug rausgehen, vieles davon nach China.“
Farenskis Firma, die FP Verpackung & Logistik GmbH, verpackt Industrieanlagen von Unternehmen wie etwa der Thyssenkrupp Fördertechnik. Dazu stellt das Team Spezialanfertigungen aus Holz und Stahl her, die die Maschinenteile schützen, bis sie am Bestimmungsort sind. „Wenn wir die Anlagen hier in Heißen verpacken, werden sie per Lkw nach Duisburg gebracht und gehen dort erst auf die Bahn. Das könnte man sich sparen, wenn man die Sachen direkt hier auf die Schiene geben könnte“, sagt die Firmen-Chefin. „Einer unserer großen Kunden ist daran sehr interessiert. Das wäre nicht nur ein Kosten-, sondern auch ein Umweltfaktor.“
Mülheimer Unternehmerin: „Mit dem Flughafen bekommt man keine Güter von der Straße – mit der Bahn schon“
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Doch nicht alleine für sie wäre der Gleisanschluss von Nutzen, meint Farenski, auch umliegende Unternehmen könnten davon profitieren. „Man könnte hier auch für diverse andere Kunden den Umschlag auf die Bahn machen, müsste also nicht bis zum Mülheimer Rhein-Ruhr-Hafen oder gar nach Duisburg.“ Die Geschäftsführerin hat dabei auch den Wirtschaftsstandort im Blick: „Das wäre doch auch für die Stadt interessant, wenn man die Bahn für den Gütertransport anbieten könnte. Mit dem Flughafen bekommt man keine Güter von der Straße – mit der Bahn schon.“
Die Bahnschienen seien noch aktiv, hat Birgitt Farenski beobachtet: „Die werden regelmäßig gewartet.“ Das alleine reiche aber nicht, um die Anbindung zeitnah wieder für Gewerbetreibende nutzbar zu machen, heißt es bei der Deutschen Bahn. Die Bahn erklärt auf Anfrage des Mülheimer Wirtschaftsausschusses, dass das Streckengleis von Essen-West nach Mülheim-Heißen derzeit nur als Nebengleis für Rangierfahrten genutzt werde. Bei der schon länger andauernden Sperrung für den normalen Betrieb handele es sich um eine Vorsichtsmaßnahme, da Brücken, die die Bahnstrecke an Böhmerstraße, Heißener Straße und Reuterstraße passiere, repariert werden müssten. Da aber diese Brückenbauwerke lediglich für den nichtöffentlichen Infrastrukturanschluss in Heißen benötigt würden, sei die Instandsetzung noch nicht terminiert, so die DB.
Mülheims Baudezernent macht wenig Hoffnung auf Gleisanbindung
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Gleichwohl böte die Branchenzusammensetzung der Unternehmen im Gewerbegebiet Heißen-Ost grundsätzlich ein signifikantes Nutzungspotenzial für Transporte auf dem Schienenweg, hatten CDU und Grüne in ihrem Antrag deutlich gemacht. Eine Umfrage der Wirtschaftsförderung unter den ansässigen Unternehmen zum Interesse an der Nutzung der Schieneninfrastruktur im Gewerbegebiet Heißen-Ost habe ergeben, dass kaum ein Unternehmen die Gleise nutzen wolle, hieß es im Ausschuss. „Ich bin in den sechs Jahren, in denen ich nun hier sitze, nicht ein einziges Mal befragt worden“, wundert sich Birgitt Farenski.
Mit einer raschen Aktivierung des Anschlusses sei also nicht zu rechnen, machte Baudezernent Felix Blasch deutlich. Vielmehr verwies der Dezernent auf die Schieneninfrastruktur im Rhein-Ruhr-Hafen, die regelmäßig genutzt werde und somit ohne weitere Vorbereitungsmaßnahmen sofort zur Verfügung stehe. Eine Freiladezone könnten auch Unternehmen nutzen, die nicht selbst im Hafen ansässig seien, so Blasch. Für Birgitt Farenskis Logistik-Unternehmen keine echte Alternative – ihre Projekte werden wohl vorerst weiterhin per Lkw nach Duisburg gekarrt.