Mülheim. Wenn das Herz stillsteht, zählt jede Sekunde. Wie man Leben rettet, zeigt das EvK Mülheim und auch, wie Disco- und Schlagersongs helfen können.

Hört das Herz auf zu schlagen, entscheiden Sekunden über Leben und Tod. Wer nicht hilft, weil er Sorge hat, bei der Wiederbelebung etwas falsch zu machen, verspielt mitunter wertvolle Zeit. Dass Reanimation mit Herzdruckmassage nicht schwierig ist, zeigt ein kurzes, kostenloses Training im Evangelischen Krankenhaus Mülheim. Wie Wiederbelebung gelingen kann.

„Es kann jeden von uns treffen“, macht Hamza Ademi, Chefarzt der kardiologischen Klinik am Evangelischen Krankenhaus Mülheim (EvK), deutlich. Dabei, so sagt der Spezialist, sei es einfach, zu helfen. „Die Leitlinien haben sich über die Jahre verändert. Was viele von uns vielleicht noch beim Erste-Hilfe-Kurs für den Führerschein gelernt haben, hat so gar nicht mehr Bestand – es ist viel trivialer geworden zu helfen.“

Kurze Trainings in Herzdruckmassage für alle Mülheimerinnen und Mülheimer

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Allein die Herzdruckmassage könne – sofern sie korrekt ausgeführt wird – schon entscheidend dazu beitragen, dass jemand nach einem Herzstillstand bessere Chancen hat zu überleben. „Dabei kann man eigentlich nichts falsch machen – aber Übung hilft, um im Notfall sicherer zu sein“, wirbt Hamza Ademi für die Aktion „Hand aufs Herz – Held werden“, die am kommenden Samstag, 24. September, im EvK stattfindet.

Von 10 bis 13 Uhr kann jeder Interessierte dann an einer kurzen Übung teilnehmen – und beispielsweise seine Kenntnisse aus dem Erste-Hilfe-Kurs vom Führerschein auffrischen. Die Teilnahme ist kostenlos und ohne Voranmeldung, den nötigen Corona-Test gibt es im Krankenhaus. Auch die Handhabung eines Defibrillators wird bei Bedarf gezeigt.

Die Kardiologie-Chefärzte des Evangelischen Krankenhauses Mülheim, Dr. Iskandar Djajadisastra (l.) und Hamza Ademi, stellen an einer Puppe dar, wie eine Herzdruckmassage ausgeführt werden sollte. Laien können ihre Kenntnisse in der Reanimation in kurzen, kostenlosen Übungseinheiten im EvK auffrischen.
Die Kardiologie-Chefärzte des Evangelischen Krankenhauses Mülheim, Dr. Iskandar Djajadisastra (l.) und Hamza Ademi, stellen an einer Puppe dar, wie eine Herzdruckmassage ausgeführt werden sollte. Laien können ihre Kenntnisse in der Reanimation in kurzen, kostenlosen Übungseinheiten im EvK auffrischen. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Deutschland sei bei vielem Weltmeister, doch was die Laienreanimation angehe, spiele das Land auf den hinteren Plätzen, macht Chefarzt Ademi deutlich: „Hier wird nur in 40 Prozent der Herzinfarkte wiederbelebt, der europäische Durchschnitt liegt bei 58 Prozent, nordeuropäische Länder stehen viel besser da.“ Ein Grund dafür sei, dass im hohen Norden bereits Kindern beigebracht wird, wie man reanimiert. „Hier ist man vielfach unsicher und zurückhaltend“, sagt der Chefarzt.

Der Faktor Zeit entscheidet nach einem Herzstillstand über Leben und Tod

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Sein Kollege Iskandar Djajadisastra macht deutlich, warum die Herzdruckmassage so wichtig ist: „Es geht um den Faktor Zeit. Die durchschnittlich acht Minuten, bis der Rettungswagen da ist, können so überbrückt werden.“ Wie das am effektivsten geht, lernen die Teilnehmenden in den etwa zehnminütigen Trainings am Samstag an einer Puppe. Eine App gibt an, ob der ausgeübte Druck stark genug und im richtigen Tempo stattfindet.

Da man die App im Notfall eher nicht parat hat, empfehlen die Kardiologen auf die Takte von Songs wie „Stayin’ alive“ oder „Atemlos durch die Nacht“ zu zählen und die Geschwindigkeit, mit der man den Brustkorb pumpt, daran auszurichten. Wer in einem Notfall hilft, der könne sich auch der Unterstützung durch den Rettungsdienst am Telefon sicher sein, bis Arzt und Sanitäter eintreffen. „Einfach das Handy auf Lautsprecher stellen und den Anweisungen des ausgebildeten Rettungsprofis folgen“, rät Chefarzt Ademi. Denn um Hilfe rufen – in der direkten Umgebung und per Telefon – sei der erste Schritt, um Leben zu retten.

Die Trainingsaktion für die Laienreanimation „Hand aufs Herz – Held werden“ findet am Samstag, 24. September, zwischen 10 und 13 Uhr im Evangelischen Krankenhaus zwischen Wertgasse und Schulstraße statt. Die Räume sind ausgeschildert.