Mülheim. Der zwei Mal wiederbelebte Freizeitkicker schenkt seinem Mülheimer Verein Defibrillatoren. Wie seine Fußballkumpel die Schreckmomente erlebten.

Da sitzt er nun im Kreise seiner Fußballkollegen im Vereinslokal des Mellinghofer Turnvereins 1893. Sie trinken ein Bierchen und plaudern, wie eigentlich jeden Donnerstag. Denn donnerstags ist ihr Tag, dann trifft sich die Altherren-Truppe, um auf dem Bolzplatz zu kicken. Gleich zwei Donnerstage aber werden Michael Thom und seinen Sportfreunden in besonderer Erinnerung bleiben – zwei Mal ist der 54-Jährige beim Fußballspielen mit einem Herzstillstand auf dem Platz zusammengebrochen, zwei Mal wurde er von denselben Vereinsmitgliedern wiederbelebt, mit Hilfe eines Defibrillators. Jetzt hat der Hobby-Kicker seinem Verein aus Dankbarkeit zwei neue Defibrillatoren geschenkt.

Sie weiß noch ganz genau, wie sie an dem Sommerabend Anfang August 2019 auf der Terrasse des Vereinsheims saß, von der aus man das Vereinsgelände an der Aktienstraße überblicken kann. Die Sekunde, in der sie realisiert, dass da hinten auf dem Bolzplatz etwas nicht stimmt, dass etwas passiert sein muss, wird Janina Asbeck nie vergessen.

Überlebender darf gleich zwei Spenden-Defibrillatoren übergeben

„Ich hab mir nur noch den Defi geschnappt und bin gerannt“, erzählt die 42-Jährige, „noch Tage später taten mir die Lungen weh, weil ich so schnell gelaufen bin.“ Der Einsatz hat sich mehr als gelohnt – gemeinsam gelingt es den Vereinskollegen, Michael Thom wiederzubeleben. Bis Janina mit dem Defi da ist, leisten Kickerkollege Rafael und Boulespieler Rudi Erste Hilfe, machen Herzdruckmassage, sorgen dafür, dass die Atemwege des Zusammengebrochenen wieder frei sind.

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Michael Thom hört zu, wie seine Sportfreunde von den Schreckmomenten erzählen, die ihn an die Schwelle des Todes gebracht haben. „Ich hab ja nix mitgekriegt und am wenigsten dazu beigetragen – sie sind die wahren Helden“, sagt der 54-Jährige. Zum Dank hat er seinem Verein nun zwei Defibrillatoren gespendet, die ihm über die MedX5 GmbH zur Verfügung gestellt worden sind. Die Firma ist Generalimporteur der Defibrillatoren, von denen einer auch Michael Thom gleich zwei Mal das Leben gerettet hat. „Das hat es bei uns noch nie gegeben, dass jemand zwei Mal mit demselben Gerät wieder belebt wird, an genau dem gleichen Platz, von genau denselben Menschen“, sagt Sabine Scuik, stellvertretende Geschäftsführerin des Unternehmens.

Michael Thom mit seinem – maschinellen – Lebensretter, dem Defibrillator, der zwei Mal zu seiner Rettung beigetragen hat. Der Fußballer einer Altherren-Truppe ist zwei Mal auf dem Bolzplatz des Turnvereins Mellinghofen in Mülheim zusammengebrochen und beide Male von denselben Sportkollegen zurück ins Leben geholt worden.
Michael Thom mit seinem – maschinellen – Lebensretter, dem Defibrillator, der zwei Mal zu seiner Rettung beigetragen hat. Der Fußballer einer Altherren-Truppe ist zwei Mal auf dem Bolzplatz des Turnvereins Mellinghofen in Mülheim zusammengebrochen und beide Male von denselben Sportkollegen zurück ins Leben geholt worden. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Michael Thom hatte sich selbst schon überlegt, dass er seinem Verein einen neuen Defi schenken will, denn der alte, sein mechanischer Lebensretter, ist in Rente geschickt worden und steht nun als Glücksbringer bei Familie Thom im Wohnzimmer. Doch Sabine Scuik von der Firma MedX5 kam ihm zuvor: „Im Rahmen des Forward Hearts Programm erhalten Überlebende, die mit einem HeartSine-Defibrillator gerettet werden, ein solches Gerät, das sie einer Einrichtung ihrer Wahl spenden können. Herr Thom erhält nun gleich zwei solcher Defibrillatoren, da er schon zweimal vor dem plötzlichen Herztod gerettet werden konnte.“

Weitläufiges Vereinsgelände an der Aktienstraße in Mülheim mit zwei Defis ausgerüstet

Erste-Hilfe-Kurse – Leben retten lernen

In Mülheim bieten verschiedene Institutionen Lehrgänge in Erster Hilfe an, etwa das Deutsche Rote Kreuz oder die Malteser.

Das DRK bietet als Grundlehrgang den Rotkreuzkurs Erste Hilfe. Freie Plätze gibt es laut Internetseite in den Lehrgängen ab Februar kommenden Jahres. Eine Teilnahme ist nur nach der 3G-Regel möglich. Weitere Infos unter drk-muelheim.de oder 0208 / 45 00 6-72.

Ein weiterer Anbieter sind die Malteser im Bistum Essen. Die Mülheimer Malteser kooperieren laut ihrer Internetseite derzeit pandemiebedingt mit den Maltesern der umliegenden Städte. In Duisburg etwa finden im Januar vier Erste-Hilfe-Kurse unter 2G-Bedingungen statt, in denen es noch freie Plätze gibt. Weitere Infos: malteser-muelheim.de oder 0208 59 22 24.

Beide Institutionen bieten auch Auffrischungskurse und Fortbildungen wie Erste Hilfe am Kind, für betriebliche Ersthelfer oder für Einsätze im Sport an.

Keine Frage für Michael Thom, welcher Institution er seine beiden Spenden-Defis zur Verfügung stellen will. Das eine Gerät hängt nun wie ursprünglich auch im Vereinsheim des MTV, das zweite auf der gegenüberliegenden Seite des Vereinsgeländes – direkt neben dem Bolzplatz, auf dem Thoms Altherren-Truppe spielt.

Wie ihr Kumpel dort zusammengebrochen ist – im Sommer 2019 und erneut im Sommer 2021 – haben auch die beiden Freizeitkicker Frank Prümer und Norbert Dornhofer miterlebt. „Das beschäftigt einen schon noch eine ganze Zeit lang“, sagt Dornhofer, der wie Thom Mitte 50 ist. Auch Frank Prümer ist im selben Alter und sagt rückblickend: „Das relativiert manches im Leben.“

Überlebender Michael Thom macht Wiedereingliederung in den Job

Michael Thom strahlt nach der Übergabe der Defis an seine Vereinskollegen und ist guter Dinge. Derzeit läuft seine Wiedereingliederung in den Job, erst mal mit ein paar Stunden hat er wieder angefangen in seinem Beruf als Maschinenschlosser bei Siemens Energy. Nach der zweiten Herzattacke ist ihm ein permanenter Defi eingesetzt worden. Die Ärzte sind zufrieden mit dem Verlauf. Inzwischen darf der gebürtige Mülheimer, der mittlerweile in Oberhausen wohnt, auch wieder Auto fahren.

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Im Mai soll es für ihn und seine Familie in Urlaub gehen, Richtung Süden. Ehrensache für Thom, dass er dann einen Abstecher nach Augsburg machen wird, denn dort sitzt die Defibrillatoren-Firma MedX5. „Da muss ich doch mal kurz Hallo sagen“, sagt der Oberhausener bescheiden. Wohl wissend, dass ihm nicht nur die geplante Reise ohne das Gerät, das am Mellinghofer TV hängt, wahrscheinlich nicht mehr möglich gewesen wäre.

Dort, auf dem Vereinsgelände an der Aktienstraße, hoffen indes alle, dass die neuen Defis reine Zierde bleiben werden.