Mülheim. Nach dem schweren Herzinfarkt eines Mülheimers wurde die Frau gefunden, die ihn wiederbelebte. Die gelernte Intensivpflegerin sagt: Es war knapp.

Monika Schröter (61) hatte in ihrem Berufsleben häufig mit akuter Krankheit und Tod zu tun, sie hat oft geholfen, auch unter Stress. Doch das geschah im Krankenhaus, sie war professionell vorbereitet. Ein Recyclinghof dagegen ist nicht der Ort, an dem man lebensbedrohliche Situationen vermutet.

Dramatischer Notfall steckte der Mülheimerin „schon in den Knochen“

Am vorletzten Dienstag aber war die Mülheimerin auf dem MEG-Wertstoffhof an der Pilgerstraße entscheidend daran beteiligt, dass ein 60-jähriger Mann seinen schweren Herzinfarkt überstand. Gemeinsam mit einem anderen Helfer reanimierte sie den Schwerkranken, zog sich dann zurück. Der Vorfall habe ihr danach „noch in den Knochen gesteckt“, sagt sie. „Und ich wollte wissen, was aus dem Mann geworden ist. Er wurde unter Beatmung abtransportiert. Es sah nicht gut aus.“

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Gut eine Woche später schlug sie die Zeitung auf, las „Lebensretterin gesucht“ über einem Artikel, in dem sie selber eine der Hauptrollen spielt. Auf Facebook ist Monika Schröter nicht unterwegs. Sonst hätte sie vielleicht schon früher mitbekommen, dass die Tochter des 60-Jährigen die beiden Ersthelfer sucht, darunter „eine Krankenschwester“. Nämlich Monika Schröter.

Ausgebildete Intensivkrankenschwester arbeitet in der ambulanten Pflege

Die Mülheimerin hat als junge Frau eine Krankenpflegeausbildung absolviert, sich anschließend zur Anästhesie- und Intensivschwester fortgebildet, neun Jahre in diesem Beruf gearbeitet. Inzwischen ist sie aber längst in die ambulante Pflege gewechselt, betreut Senioren zu Hause, im Dienste eines Mülheimer Unternehmens.

Auf dem Recyclinghof war sie am 13. April gemeinsam mit ihrem Partner - eigentlich wollten sie dort nur alte Bodenbeläge entsorgen. Schon bei der Fahrt über das Gelände habe sie im Rückspiegel gesehen, dass sich Leute um einen Menschen kümmern, der am Boden liegt. In einer Ecke, direkt neben den Containern. Monika Schröter steigt aus. Ein anderer Helfer, langjähriger Kriminalbeamter, bemüht sich schon. „Wir haben den Mann erst in eine stabile Seitenlage gebracht. Aber seine Atmung wurde immer schwächer.“

„Seine Atmung wurde immer schwächer“

Für die erfahrene Krankenschwester ist in dem Moment klar: Herzmassage, Mund-zu-Nase-Beatmung sind dringend nötig. Bis Sanitäter und Notarzt eintreffen, halten sie den 60-Jährigen, dessen Herzschlag immer wieder abflaut, am Leben. Dann tut Monika Schröter das Gleiche wie der andere Ersthelfer, der anonym bleiben möchte. Wirft ihre Abfälle in den Container. Fährt nach Hause.

Momentan keine „Hand ans Herz“-Kurse

Unter dem Motto „Hand ans Herz - Held werden“ bot das Evangelische Krankenhaus in Mülheim seit 2018 monatliche Trainings an, in denen jeder und jede die lebensrettende Herzdruckmassage üben konnte.

Die Crash-Kurse waren sehr gefragt. Auch Grundschulkinder wurden in Sachen Wiederbelebung unterrichtet.

Aufgrund der Corona-Pandemie können diese Trainings derzeit leider nicht stattfinden.

Doch sie war noch lange innerlich aufgewühlt. „In klinischen Situationen habe ich so eine Wiederbelebung schon häufig gemacht. Aber noch nie draußen, auf Steinen.“ Vor allem war sie sehr in Sorge um den Patienten, um den es kritisch stand. Daher freut sie sich, nun zu hören: Er ist weiter auf dem Weg der Besserung. Der Kontakt zur Familie, die sich „herzlichst bedankt“, ist jetzt hergestellt. Monika Schröter möchte auf ein Foto für diesen Bericht verzichten. „Ich mag nicht so einen Hype um die Sache. Das ist für mich völlig selbstverständlich.“