Mülheim. Die Kardiologie am Evangelischen Krankenhaus in Mülheim hat zwei neue Chefärzte. Die beiden Herzspezialisten folgen auf Professor Niroomand.
Acht Monate hat es gedauert, bis die zuletzt kommissarisch geleitete Chefarztstelle in der Kardiologie am Evangelischen Krankenhaus (EKM) wieder neu besetzt wurde. Gleich zwei Chefärzte werden sich künftig das große Aufgabengebiet der Herzerkrankungen im EKM teilen. Dr. Iskandar Djajadisastra (58) und Hamza Ademi (44) haben zuletzt an anderen Kliniken gearbeitet, sind aber im Laufe ihrer medizinischen Karriere auch schon länger am EKM tätig gewesen.
Nach acht Monaten bekommt das EKM in Mülheim zwei neue Chef-Kardiologen
So dürften die beiden neuen Chefärzte vielen Mülheimer Patienten noch bekannt sein: Sie haben in den letzten Jahren im Team des langjährigen Leiters der Klinik für Herz- und Lungenerkrankungen am EKM, Prof. Dr. Feraydoon Niroomand, gearbeitet. Djajadisastra war, als Oberarzt, von 2006 bis 2009 am EKM tätig; Ademi von 2016 und 2017, ebenfalls als Oberarzt. Dr. Niroomand hatte das EKM im Februar 2020 nach über 14 Jahren Chefarzttätigkeit verlassen. Für viele seiner Patienten kam das damals völlig überraschend.
Das EKM nutzt den Wechsel nun, um die Kardiologische Klinik mit einer Doppelspitze neu aufzustellen. Die Kardiologie insgesamt habe sich stark spezialisiert, erklärt Prof. Dr. Heinz-Jochen Gassel, das Gebiet sei mittlerweile viel zu umfangreich geworden, um es mit mit nur einer (leitenden) Persönlichkeit abzudecken. Mit den beiden neuen Chefärzten habe man nun „zwei Spezialisten aus zwei großen Gebieten der Kardiologie, die sich gegenseitig ergänzen“, so der Ärztliche Direktor des EKM.
Beide Herz-Experten teilen sich die Arbeit auf einem umfangreichen Medizin-Gebiet
Während Dr. Iskandar Djajadisastra sich verstärkt der Rhythmologie, der Behandlung von Herzrhythmusstörungen widmen wird, verantwortet sein Kollege Hamza Ademi die Intensivmedizin, behandelt Infarkte und beseitigt mit seinem Team zum Beispiel, Durchblutungsstörungen, Verengungen in den Blutgefäßen, setzt Stents. Herzrhythmusstörungen müssen manchmal mit einem Eingriff am Herzgewebe beseitigt (verödet) werden, die Ärzte sprechen dann von einer „Katheter-Ablation“.
Die Herzkatheter-Technik nutzen also beide Kardiologen. Dabei werden medizinische Geräte per Kunststoffschlauch durch ein Blutgefäß, eine Ader, bis zum Herzen geschoben. Für die Arbeitsteilung hat Chefarzt Hamza Ademi ein plastisches Bild parat: Er vergleicht seine Arbeit mit der eines Klempners, der „die Rohre frei macht“ und die seines Kollegen mit der eines Elektrikers, der dann dafür sorge, dass „die Lichter im Haus an bleiben“. Das passe perfekt, wenn Klempner und Elektriker gut zusammenarbeiten, schmunzelt Hamza.
Die Lungenheilkunde am EKM wird eigenständig
Der Vorgänger der beiden neuen Chefärzte, Prof. Niroomand, war 14 Jahre lang am EKM als Leiter der Klinik für Herzerkrankungen auch für Lungenerkrankungen zuständig.
Die Pneumologie, die Lungenheilkunde am EKM, wird derzeit von Oberarzt Christoph Zimmer kommissarisch geleitet. Es sei geplant, diesen Bereich auszugliedern, sagte der ärztliche Direktor Heinz-Jochen Gassel. Ein neuer Leiter für diesen Fachbereich werde etabliert.
Beide Chefärzte waren zuvor schon in Mülheim tätig
Dr. Djajadisastra, der auch Internist ist, lebt in Düsseldorf und nennt als Stationen seines Wirkens Bergisch Gladbach und das Duisburger Herzzentrum; zuletzt war er am St. Johannes Hospital in Dortmund in leitender Funktion tätig. Hamza Ademi lebt als gebürtiger Dortmunder heute in Essen und arbeitete als Oberarzt im Gelsenkirchener Marienhospital und zuletzt als leitender Arzt im Johanniter-Krankenhaus in Duisburg-Rheinhausen.
Zum neuen Team am EKM gehören auch die jeweiligen Stellvertreter, die die Chefärzte mit nach Mülheim gebracht haben: Dr. Illkyu-Oliver Lee für Hamza Ademi und demnächst Frau Dr. Hakima Bourhaial für Dr. Djajadisastra. Auch Dr. Lee war zuvor bereits im EKM tätig. Vier Oberärzte und zehn Assistenzärzte arbeiten zudem in der Kardiologischen Klinik, die nach EKM-Angaben mit derzeit 3000 bis 3500 Eingriffen jährlich eine der größten Kardiologien in NRW ist und aktuell zu Coronazeiten 59 Betten für Herzpatienten bereithält.
Herzleiden gehören zu den häufigsten Todesursachen hierzulande
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Schon jetzt gehören Herz-/Kreislauferkrankungen hierzulande zu den häufigsten Todesursachen, belegen die ersten fünf von zehn Plätzen. Herzschwäche, Herzinfarkte und Herzrhythmusstörungen sind dabei die Todesursachen eins bis drei, so Chefarzt Ademi. „Die Menschen werden immer älter und entwickeln dabei Herzerkrankungen.“ Im Laufe der nächsten 15 bis 20 Jahre erwarten die Kardiologen eine Zunahme ihrer Patienten, allein dadurch, dass die geburtenstarken Jahrgänge, die „Babyboomer“, ins reifere Alter kommen.
Dabei sind Herzprobleme nicht nur ein Leiden der Senioren, betont Dr. Iskandar Djajadisastra. Rund 30 Prozent aller Herzpatienten leiden unter Rhythmusstörungen, sagt er, und viele davon, rund ein Drittel, ist noch jung, zwischen 15 und 35 Jahren. „Der Fehler im Erregungssystem“, so Djajadisastra, „ist da oft angeboren.“