Mülheim. Frieda hat im Mülheimer Tierheim gesessen – bei Anja Hahne hat sie ein Zuhause gefunden. So landete die Staffordshire-Hündin bei der Familie.
Dass sie nicht mehr im Tierheim sitzt, sondern ein Zuhause gefunden hat, das für sie das Paradies ist, ist keine Selbstverständlichkeit. Immerhin wird Frieda als Staffordshire Terrier nach dem Landeshundegesetz in NRW als gefährlicher Hund eingestuft. Ihr Frauchen Anja Hahne muss bestimmte Auflagen erfüllen, um solch einen Hund halten zu dürfen. Für die 40-Jährige ist das kein Problem, sie liebt die Rasse – und Frieda hat sogar die Maulkorb-Befreiung.
Sie ist eine stattliche Hundepersönlichkeit, doch in ihren 32 Kilo steckt vor allem eines: Die Liebe zu jedem Menschen. „Frieda findet auch Kinder ganz toll“, erzählt ihre Halterin Anja Hahne. Wie zum Beweis wedelt die Staffordshire-Hündin eine Schulklasse an, die gerade auf dem Weg in den Witthausbusch ist. „Dieses Zugewandte, das auf den Menschen Bezogene – deshalb liebe ich die Rasse“, sagt die Frau aus Marl, die vor etwa drei Jahren extra nach Mülheim gekommen ist, um Frieda im Tierheim an der Horbeckstraße kennenzulernen.
Für Friedas Frauchen war klar: Es muss wieder ein „Kampfhund“ sein
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Denn klar war für Anja Hahne: Es muss wieder solch eine Rasse sein. Vor Frieda war ein Pitbull Terrier an ihrer Seite, etwas kleiner als Frieda, aber eben auch ein „Kampfhund“, der in NRW unter das Landeshundegesetz fällt. Damit regelt die Rechtssprechung, dass Zucht, Kreuzung und Handel mit gefährlichen Hunden bestimmter Rassen verboten ist. Nachdem das Gesetz Anfang der 2000er-Jahre in Kraft getreten war, landeten unzählige Tiere dieser Rassen in Tierheimen – längst nicht alle hatten die Aussicht, jemals wieder rauszukommen.
Denn die Auflagen, die Herrchen oder Frauchen erfüllen müssen, um einen sogenannten Listenhund halten zu dürfen, sind hoch. „Halteerlaubnis vom Ordnungsamt, polizeiliches Führungszeugnis, Sachkundenachweis, Wesenstest für den Hund und und und“, zählt Friedas Frauchen auf und betont: „Ich finde es nicht schlimm, diese Auflage zu erfüllen.“ Selbst die Maulkorb-Befreiung hat sie mit ihrer Hündin erwirkt – eigentlich unterliegen die als gefährlich eingestuften Vierbeiner der Maulkorbpflicht. Auch wenn sie für sich keine Hürden in den Regelungen sieht, so sagt Anja Hahne doch: „Es erschwert es, die Tiere legal zu adoptieren – und letztlich sind die Hunde die Leidtragenden, die länger im Tierheim sitzen.“
Für Frieda war der Start ins Hundeleben nicht ganz unproblematisch
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Friedas Start ins Hundeleben war nicht der allerbeste. „Sie entstammt einer illegalen Zucht und war mit ihrer Hundemama zu uns gekommen“, erinnert sich Tierheimleiterin Marion Niederdorf. Wegen des Zuchtverbotes waren die Hunde beschlagnahmt worden. Die Tierheim-Leiterin blickt zurück: „Frieda hat die Welpenzeit mit ihrer Mutter und den Geschwistern bei uns verbracht.“ So liebvoll die Betreuung im Tierheim auch ist, ist der Alltag dort doch ein anderer als in einer Familie. Dass registriert Anja Hahne bis heute immer mal wieder an ihrer Hündin. Frieda hat als junger Hund manches schlicht nicht kennengelernt.
Dabei war Frieda noch ein Welpe, als sie zu den Hahnes kam. Von klein auf konnten Hund und Familie zusammenwachsen. „Doch man merkt, dass ihr die Prägephase aus den ersten Wochen fehlt“, schildert die Hundehalterin und nennt ein Beispiel: „Wenn etwas neu ist, macht sie das erstmal nervös. Dann muss ich dafür sorgen, Ruhe reinzubringen.“ Das gelingt augenscheinlich prima, das Team auf sechs Beinen scheint eingespielt zu sein. „Wir sind 24 Stunden zusammen, sie begleitet mich auch ins Büro“, erzählt die 40-Jährige, die eine Firma für elektronische Messinstrumente in Dorsten führt.
Mülheims Tierheimleiterin erinnert sich noch gut an den illegalen Staffordshire-Wurf
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Auch Marion Niederdorf hat den Staffordshire-Wurf, der gar nicht hätte geboren werden dürfen, in guter Erinnerung: „Die Mama hatte ein goldiges Wesen, das sie an ihre Babys weitergegeben hat.“ Bis heute hält Anja Hahne Kontakt zu den Herrchen und Frauchen der anderen Hunde aus dem Wurf.
Dass auch die vermeintlich gefährlichen Hunde wie eben Staffordshire oder Pitbull Terrier in ihrem bulligen Körper einen liebenswerten Charakter verstecken, weiß Anja Hahne inzwischen sehr genau. Weil sie an diese Hunde ihr Herz verloren hat, ist die Marlerin nach dem Tod ihres Pitbull Terriers durch zahlreiche Tierheime gezogen, durchs Ruhrgebiet bis nach Köln, um wieder einen Partner auf vier Pfoten zu finden. Bei Frieda aus Mülheim hat’s gepasst. Um den Rassen mit dem schlechten Image zu einer besseren Zukunft zu verhelfen, engagiert sich die 40-Jährige inzwischen selbst aktiv in Tierschutz-Gruppen, die ganz gezielt die sogenannten Listenhunde vermitteln: „Weil es einfach tolle Hunde sind.“
Kontakt zum Mülheimer Tierheim an der Horbeckstraße 35 unter 0208 372 211
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Wie Tiere, die aus dem Tierschutz stammen, ein Zuhause gefunden haben, möchten wir in unserer neuen Serie vorstellen. Bringt auch Ihr Vierbeiner eine Geschichte mit und bereichert das Zusammenleben? Dann melden Sie sich bei uns!
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