Mülheim. Die Turbulenzen rund um den Mülheimer Auehof dauern an: Über Nacht sind zwei beschlagnahmte Pferde in Schermbeck verschwunden. Was bekannt ist.
Die Frist ist abgelaufen, die Stadt Mülheim darf die von ihr in der Pferdepension des Mülheimer Auehofs beschlagnahmten Tiere weiterverkaufen an neue Besitzer. Da war das Veterinäramt auch schnell: Zwei Pferde von Hofpächter Mario Bäcker waren an eine neue Besitzerin aus Schermbeck vermittelt worden. Doch in der Nacht zum Mittwoch sind beide Tiere verschwunden.
Wegen mutmaßlich andauernder Verstöße gegen das Tierschutzrecht hatte die Stadt Mülheim Anfang Juli auf dem Auehof an der Mintarder Straße die Tiere von Hofbetreiber Bäcker beschlagnahmt: je vier Rinder und Hunde, je drei Pferde und Schafe sowie 17 Geflügeltiere und 16 Kaninchen. Gegen Bäcker war ein Tierhaltungs- und -betreuungsverbot ausgesprochen worden; zusätzlich soll Bäcker bis zum 1. Oktober dafür Sorge tragen, dass die Pferdepension in Saarn mit rund 40 Pferden aufgelöst ist.
Zwei Pferde vom Mülheimer Auehof waren im Juli in Schermbeck untergebracht worden
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Bei einem der drei beschlagnahmten Pferde wurde nach Auskunft der Stadtverwaltung festgestellt, dass Bäcker gar nicht mehr Besitzer gewesen sein soll. Das beschlagnahmte Tier sei wieder herausgegeben worden. Die zwei weiteren Pferde waren zunächst auf einem Hof in Schermbeck untergekommen, dessen Besitzerin dort die VLS-Varied Logistics Solutions GmbH betreibt – eine Firma, die unter anderem Tiertransporte anbietet und Anfang Juli im Auftrag der Stadt auch die beschlagnahmten Pferde vom Auehof abtransportiert hatte.
Wie die VLS-Inhaberin, die anonym bleiben möchte, berichtet, hatte sie dem Mülheimer Veterinäramt frühzeitig signalisiert, dass sie Interesse habe, die Pferde nicht nur auf Kosten der Stadt zeitweise in Obhut zu nehmen, sondern sie auch zu kaufen. Nachdem das Verwaltungsgericht Düsseldorf nun die städtischen Zwangsmaßnahmen gegen Hofbetreiber Bäcker im Eilverfahren als rechtmäßig beurteilt hatte, kam es schnell zum Vollzug.
Pferde verschwanden in der Nacht zum Mittwoch von einer Wiese in Schermbeck
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Auf den 30. August (Dienstag) ist ein entsprechender Tiervermittlungsvertrag datiert, der die Veräußerung der zwei Pferde an die VLS regelt. Für einen Kaufpreis von 2800 Euro sollte die VLS eine 18-jährige und eine einjährige Stute offiziell in ihren Besitz nehmen.
Doch der Vertrag mit Unterschrift aus dem Mülheimer Veterinäramt war noch auf dem Postweg, da waren die Pferde über Nacht verschwunden, wie die VLS-Inhaberin berichtet. Sie hätten in der Nacht zum Mittwoch mit zwei weiteren Pferden auf einer Wiese am Waldweg 60 in Schermbeck gestanden. Am Mittwochmorgen habe sie zur Fütterung gegen 6 Uhr bemerkt, dass die beiden Stuten vom Mülheimer Auehof verschwunden seien. Die zwei weiteren Pferde hätten noch auf der Wiese gestanden.
Polizei bitte um Zeugenhinweise zum Pferde-Diebstahl
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„Die Wiese ist bei uns am Hof und war mit Schlössern gesichert“, so die Hofinhaberin. Die Schlösser seien am Morgen aufgebrochen gewesen. „Die Pferde wurden dann über eine andere Wiese, die zu einem Schotterweg führte, abtransportiert. Spuren waren deutlich ersichtlich“, sagte sie dieser Redaktion.
Die gerade frisch auserwählte Halterin erstattete Anzeige bei der Polizei gegen Unbekannt. Die Kreispolizei Wesel bestätigte dies, hat Spuren gesichert und Ermittlungen gestartet. Sie ruft mögliche Zeugen auf, sich zu melden, wenn diese im Tatzeitraum zwischen 0 und 6 Uhr am Mittwoch womöglich gar den Abtransport der Pferde beobachtet haben. Hinweise nimmt die Polizei unter 02064 622-0 entgegen.
Schermbecker Unternehmerin lobt Belohnung von 2000 Euro aus
Die Schermbecker Unternehmerin hat für Hinweise zur Ergreifung der Täter eine Belohnung von 2000 Euro ausgelobt. Sie veröffentlichte auch nähere Angaben zu den zwei Stuten. Die 18-jährige Stute sei ein Westfälisches Reitpferd namens Holly (Lebensnummer DE 441 410 413 404), die einjährige Stute „Queen of Dance“ sei ein Hannoveraner (DE 431 310 333 921). Insbesondere erhofft sich die Unternehmerin Hinweise aus „umliegenden Ställen im Kreis Wesel, Borken, Mülheim. . .“ Das einjährige Jungpferd ist fuchsfarbig und hat ein rotes Halfter. Die ältere Stute ist ebenfalls fuchsfarbig, hat weiße Hufe, einen weißen Fleck auf der Stirn und ein blaues Halfter.
Für das Veterinäramt erklärte Stadtsprecher Volker Wiebels, dass noch zu klären sei, in wessen Eigentum sich die Pferde nun zum Tatzeitpunkt eigentlich befunden haben, da der Brief mit dem unterzeichneten Vertrag noch nicht zugestellt worden war. Weil dies noch zu klären sei, habe auch die Stadtverwaltung eine Strafanzeige erstattet. Zu den anderen beschlagnahmten Tieren vom Auehof sagte Wiebels, dass sich das Veterinäramt aktuell noch darum bemühe, alle Tiere „in gute Hände zu geben“.
Derweil bestätigte eine Sprecherin des Oberverwaltungsgerichtes in Münster, dass die Anwälte von Auehof-Pächter Bäcker eine Beschwerde gegen die Entscheidung des Verwaltungsgerichtes angezeigt haben, die die Ordnungsverfügung der Stadt Mülheim vollumfänglich als rechtens bestätigt hatte. „Noch liegt keine Begründung vor und wir können schon deshalb auch nicht sagen, wann darüber entschieden wird“, hieß es seitens des OVG. Die Frist zur Einreichung der Begründung ende mit Ablauf des 26. Septembers.