Mülheim. . Ein Teil der sichergestellten Tiere aus dem rumänischen Transporter wurden von ihren neuen Besitzern aus dem Mülheimer Tierheim abgeholt.

Zwei Wochen ist es her, dass Polizisten bei einer nächtlichen Routinekontrolle in Speldorf einen Lieferwagen mit 38 Hunden aus Rumänien entdeckten und stoppten. Die Tiere wurden aus tierschutz- und tierseuchenrechtlichen Gründen vom Mülheimer Veterinäramt sichergestellt und im städtischen Tierheim untergebracht.

„Zu diesem Zeitpunkt waren die Tiere laut der Papiere bereits seit 41 Stunden unterwegs“, berichtet die Amtsveterinärin Heike Schwalen­stöcker-Waldner. Die Hunde waren von verschiedenen, europaweit tätige Organisationen an neue Besitzer vermittelt worden. Drei der Hunde sollten in Deutschland ein neues Zuhause bekommen, der überwiegende Teil in die Niederlande gehen.

Zwei weitere Transporte mit einer ähnlichen Anzahl an Hunden sollen an demselben Wochenende in Holland angekommen sein, war aus dem Umfeld der Tierschutzorganisationen zu erfahren. Seit Entdeckung und Sicherstellung der Hunde herrschte im Tierheim Ausnahmezustand. Viele der Tiere waren krank, litten an teils blutigem Durchfall und unter Milbenbefall, eine Hündin war hochträchtig. „Es war unverantwortlich, die Hunde auf die Reise zu schicken“, sagt Amtsveterinärin Schwalenstöcker-Waldner.

Daten in den Ausweisen passen nicht zusammen mit dem tatsächlichen Alter der Hunde

Rumänische Tierärzte hatten die Tiere aber für reisetauglich erklärt, den Tierschutzorganisationen für die Hunde entsprechende Dokumente ausgestellt. Die Daten in den Ausweisen passen allerdings nicht zusammen mit dem tatsächlichen Alter der Hunde. Die Polizei ermittelt wegen des Verdachts auf Urkundenfälschung. „Da war vieles nicht korrekt“, sagt Schwalen­stöcker-Waldner und fährt fort: „Die Tierschützer meinen, etwas Gutes zu tun. Aber allein die Hunde herzuholen, hilft nicht. Das ist eine nie versiegende Quelle. Es muss ein Umdenken in der Bevölkerung und in der Politik vor Ort einsetzen, der Tierschutz muss in den Ländern betrieben werden.“

Die neuen Besitzer, die die Hunde über die Tierschutzorganisation nach Westeuropa holen ließen, haben strafrechtlich wohl nichts zu befürchten, so die Amtsveterinärin. Ob sich die Drahtzieher der Organisation verantworten müssen, ist offen. Dem Vernehmen nach hat sich mindestens einer der Vereine einen Rechtsbeistand genommen. Mit der Aufarbeitung des Falls ist das Mülheimer Veterinäramt nach wie vor beschäftigt. Die Erkenntnisse daraus will das Veterinäramt an die übergeordneten Behörden weiterleiten.

Inzwischen sind 17 der insgesamt 38 Hunde von ihren neuen Besitzer – überwiegend Holländer und Belgier – abgeholt worden. Das Tierheim verlassen konnte die Vierbeiner allerdings nur, wenn die neuen Herrchen und Frauchen, die bereits bei den Organisationen für die Hunde bezahlt haben, für die in der Zwischenzeit entstandenen Kosten aufkommen. „Wir berechnen für einen kleinen Hund 10 Euro und für einen mittleren Hund 15 Euro pro Tag. Hinzu kommen die Tierarztkosten“, erklärt Tierheimleiterin Marion Niederdorf.

Der Mülheimer Tierschutzverein distanziert sich

„Das ist für mich kein Tierschutz, sondern illegaler Welpenhandel“, sagt die Vorsitzende des Mülheimer Tierschutzvereins, Heidrun Schultchen.

Der Hundetransport sei eine „unverantwortliche Aktion, die den gesamten Tierschutz in den Schmutz zieht“.