Mülheim. Die Verhandlungen zum Sozialtarifvertrag für 2400 Beschäftigte von Vallourec in Mülheim und Düsseldorf haben erste Ergebnisse erzielt.
Die Zukunft von rund 2400 Beschäftigten in den deutschen Vallourec-Werken in Mülheim und Düsseldorf, die nach dem Willen der französischen Konzernleitung bis Ende 2023 geschlossen werden sollen, wird auf Grundlage eines Sozialtarifvertrages geregelt. Nun haben sich die Geschäftsführung von Vallourec Deutschland und die IG Metall auf erste Eckpunkte geeinigt. Es geht auch um Abfindungen.
Die Geschäftsführung von Vallourec Deutschland und die Vertreterinnen und Vertreter der Arbeitnehmerseite haben sich jetzt auf Rahmenbedingungen eines Sozialtarifvertrags zur sozialverträglichen Abfederung der aus der Einstellung der Produktion resultierenden Nachteile geeinigt.
Einigung auf Grundabfindung und Zusatzleistungen für Vallourec-Mitarbeiter
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Zu den wesentlichen Eckdaten der Einigung zählen eine Grundabfindung von 1,25 Monatsgehältern pro Beschäftigungsjahr. Hinzu sollen mögliche Zusatzleistungen für Mitarbeitende mit Schwerbehinderung, Kindern und pflegebedürftigen Angehörigen kommen. Die IG Metall konnte zudem weitergehende Leistungen für ihre Mitglieder aushandeln, geht aus der Mitteilung von Vallourec Deutschland hervor. Auszubildende und befristet Beschäftigte erhalten demnach eine Abfindungspauschale. Zudem soll ein Altersübergangsmodell für Beschäftigte der Jahrgänge 1966 und älter den Übergang bis zum frühestmöglichen Eintritt in die gesetzliche Rente erleichtern.
„Verglichen mit Unternehmen in Deutschland in einer vergleichbaren wirtschaftlichen Situation, liegt der Abfindungsfaktor weit über dem Durchschnitt“, sagt Dr. Herbert Schaaff, Arbeitsdirektor der Vallourec Deutschland GmbH. Ein Faktor von 1,25 ist vergleichsweise hoch, heißt es auch vonseiten der IG Metall. Außerdem – das betonen Gewerkschaft und Betriebsräte – erhalten Mitglieder einen „ordentlichen Bonus“. Wer zu einem Stichtag im Mai Mitglied war, erhalte 10.000 Euro, so die IG Metall.
Vallourec Deutschland biete der Belegschaft zudem in Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit den Wechsel in eine Transfergesellschaft ab Januar 2024 an. In dieser Gesellschaft werden Mitarbeitende bei der Suche nach einer Anschlussbeschäftigung unter anderem mit Qualifizierungsmaßnahmen unterstützt, stellt das Unternehmen in Aussicht. „Darüber hinaus stehen wir im intensiven Austausch mit mehr als 50 Unternehmen aus der Region und deutschlandweit, die bereits großes Interesse angemeldet haben, Mitarbeitende zu übernehmen“, erklärt Herbert Schaaff.
Betriebsräte loben erzielte Ergebnisse
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„Sollte Vallourec bei dem Verkauf der Grundstücke in Mülheim und Düsseldorf-Rath mehr erlösen, als ursprünglich geplant, kommt noch mal etwas oben drauf – ein dynamischer Zusatzbetrag, je nach Höhe des Erlöses“, kündigen die Gewerkschaftsvertreter an. „Wir haben bei den Verhandlungen herausgeholt, was herauszuholen war. Unser Motto ist: Wenn sie uns schon vor die Tür setzen, dann sollen sie wenigstens bluten. Die Abfindungen und die weiteren Regelungen bringen uns nicht unsere Arbeitsplätze zurück – aber sie helfen wenigstens bei der Neuorientierung“, sagte Vilson Gegic, Gesamtbetriebsratsvorsitzender von Vallourec Deutschland und Betriebsratsvorsitzender in Düsseldorf.
Der Mülheimer Betriebsratsvorsitzende Ousama Bouarous betont nach der Einigung auf die Eckpunkte: „Uns war wichtig, dass wir das Bestmögliche für unsere Kolleginnen und Kollegen herausholen. Und ich denke, das ist uns gelungen. Ältere können in den Ruhestand gehen, die Jüngeren haben die Möglichkeit, sich neu zu orientieren. Das ist alles trotzdem nicht schön, aber es lindert wenigstens den Schmerz. Wir haben ordentliche Summen ausgehandelt und wir haben Bonusbeträge für Gewerkschaftsmitglieder vereinbart. Das war ein hartes Stück Arbeit, aber es hat sich gelohnt.“