Mülheim. .
Volker Pispers gehört in der deutschen Kabarett-Szene seit vielen Jahren zu den intellektuellen Schwergewichten. In seinem aktualisierten Programm „Bis neulich“ blieb er jetzt auch in der Stadthalle seinem Ruf als bissiger Kritiker und als sarkastisches Lästermaul treu. Dabei ist der Vollblut-Kabarettist aus Mönchengladbach auch weiterhin kein Mann der leisen Töne.
Der 1958 geborene Volker Pispers ist einem größeren Publikum nicht nur durch seine zahlreichen Auftritte, sondern auch als Gast beim ARD-Scheibenwischer oder bei den WDR-Mitternachtsspitzen von Jürgen Becker bekannt geworden. Der rhetorisch gesegnete Kabarettist, dem Anbiederungen ans seichte Comedy-Fach nicht nachzuweisen sind, ist ein scharfer Beobachter der gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse, der seine Opfer nicht zu schonen pflegt.
Gnadenlose Pointen
Mit meist ätzender Schärfe jagte der sprachgewaltige Donnervogel des politischen Kabaretts in rasantem Tempo seine gnadenlosen Pointen durch die ausverkaufte Stadthalle. Dabei sind die Politiker in Berlin seine liebste Zielscheibe, auf die Pispers seine scharfen Schüsse abfeuert, die mit einer solchen Wucht eigentlich nur noch sein Kollege Wilfried Schmickler im kabarettistischen Gewehr hat.
„Das Jobwunder Deutschland. Und wir sollen darauf noch stolz sein? Aber kann man denn davon leben? Die meisten haben gar keine Arbeitgeber, sondern Zuhälter. Es sind Leiharbeiter und Von-der-Leyen-Arbeiter.“ Doch wie Pispers sagt, muss der Kapitalismus auch nicht ewig währen und dann wird die Frage gestellt, „welche Rolle spieltest Du in diesem Schweinesystem?“ Darum sollte man seine Eintrittskarte für den heutigen Kabarettabend sorgfältig aufbewahren, denn wer ins Kabarett gehe, könne sagen, „er war im Widerstand“
Vollblut-Kabarettist
Selbstverständlich darf die Kritik an Wulff („ein Mitesser an der Spitze des Staates“) nicht fehlen und auch der neue Präsident Gauck wird als „stockkonservativ“ abgewatscht. Dass er „Sarrazin“ als „mutig“ bezeichnet habe, sage alles über ihn. Offiziell dürfe es in Deutschland auch keine „Unterschicht“ geben. Man spreche dann in den Talkshows, „diesen verbalen Dschungelcamps“, lieber von „einkommensfernen Schichten“. Außenminister Westerwelle sei ein gutes Beispiel für „betreutes Regieren“ und Kanzlerin Merkel habe als Politikerin und Physikerin durchaus „keine Angst vor der Kernschmelze, sondern Angst vor der Kernschmelze in der Wählerurne“
Pispers forderte dann noch „eine Burka-Pflicht für Nazis“ und amüsierte sich über die Unwissenheit der jungen Generation, der die Geschichten seines Universitätsstudiums wie „Geschichten aus dem Schützengraben“ vorkomme. Und ansonsten sei der Jugend gesagt, dass „wir noch 1990 nur über Festnetz telefonierten. Und ein Festnetz gab es eigentlich auch nicht, wir hatten einfach nur Telefon“. Viel Beifall für einen Vollblut-Kabarettisten.