Mülheim. Die Nachfrage nach Wohnmobilen ist weiter sehr hoch, auch gebrauchte sind kaum zu bekommen. Was sagen Mülheimer Händler und wie sind die Trends?
Der Caravan Salon in Düsseldorf ist die wichtigste Messe für Wohnmobile und Wohnwagen. Sie beginnt am 27. August und verzeichnet in diesem Jahr einen Aussteller-Rekord. Wir haben das zum Anlass genommen, uns in einer der Hauptstädte der Wohnmobile und des Wohnwagenhandels nach der Lage der Branche zu erkundigen – Mülheim.
Die Kölner Straße gilt als der wichtigste Caravan-Standort des Landes. Hier reiht sich ein Händler an den nächsten – über mehrere Kilometer Länge. Ganz egal, ob Wohnmobil oder Wohnwagen – wer hier nicht fündig wird, der wird sehr wahrscheinlich auch im Rest der Republik kein Glück haben.
Nicht jeder Führerschein berechtigt zum Fahren von Wohnmobilen
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Kai Dhonau ist in dieser Angelegenheit unzweifelhaft ein geeigneter Ansprechpartner. Er ist Inhaber und Geschäftsführer des Hymer Zentrums B1 an der Kölner Straße. Sein Geschäft bildet quasi den Anfang der langen Reihe von Händlern, die sich von Saarn über Selbeck bis nach Ratingen hinein erstreckt. Das Gespräch mit ihm beginnt mit der korrekten Begriffsbezeichnung der Fahrzeuge, über die geredet wird. Wohnwagen kennt man – da gibt es wenig Verwechslungspotenzial. Reisemobile sind etwas kleiner als Wohnmobile. Die beiden unterscheiden sich dadurch, dass es sich bei der kleineren Variante oft um ausgebaute Kastenwagen, sogenannte Camper Vans, handelt.
Ein weiterer, ganz entscheidender Unterschied ist der Führerschein, den man braucht, um die unterschiedlichen Fahrzeugarten führen zu dürfen. Wer bis 1999 noch den alten Klasse 3-Führerschein gemacht hat, darf auch große Mobile fahren. Mit dem jetzigen Führerschein Klasse B darf man generell Fahrzeuge bis zu einem Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen bewegen. „Es gibt auch Wohnmobile, die in diese Klasse gehören – da muss man dann auf die Zuladung und Ausstattung achten“, erläutert der Experte.
Mülheimer Caravan-Händler: „Die Bestände sind unglaublich niedrig“
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Trotz dieser Widrigkeiten blickt Kai Dhonau zufrieden auf die derzeitigen Entwicklungen seiner Branche. „Unser Hof ist vergleichsweise leer. Die Bestände sind unglaublich niedrig“, erläutert der Mann, der aufgrund des Wohnwagen-Verkaufs seiner Mutter bereits in der Branche aufwuchs und schon als 15-Jähriger auf der oben erwähnten Messe arbeitete. 2005 übernahm er das Geschäft in Saarn und führt seit über einem Jahrzehnt als Präsident den deutschen Caravaning-Handels-Verband.
„Wir haben seit ungefähr einem Jahr eine enorm hohe Nachfrage und volle Auftragsbücher“, erklärt Kai Dhonau und ergänzt: „Wir sind im elften oder zwölften Rekordjahr in Folge.“ Das große Problem seien die Lieferzeiten für Neu-Fahrzeuge, die derzeit zwischen acht und 24 Monaten lägen, so der erfahrene Händler, der auch in Sachen Gebrauchtwagen keine Hoffnung verbreiten kann. „Der Gebrauchtmarkt ist leer und geprägt von gestiegenen Preisen.“
Kunden fragen mehr Komfort nach: Photovoltaik, große Energie-Speicher und anderes
Die Nachfrage nach Reise- und Wohnmobilen sowie -wagen ist ungebrochen, erklärt Dhonau. Dabei gehe der Trend derzeit hin zu allradgetriebenen Fahrzeugen, was an populären Reisezielen wie Skandinavien und Island liege. Ein weiterer Trend sind die sogenannten Urban Vehicles. Hinter dem Begriff verbergen sich in der Regel ausgebaute Kastenwagen ohne Dusche und Toilette – „eher kompakt und alltagstauglich und auch als Erstwagen geeignet“, fasst Dhonau kurz zusammen. Diese Fahrzeuge seien momentan bei Outdoor-Sportlern wie auch Außendienstlern sehr beliebt, weil sie große Unabhängigkeit bei gleichzeitiger Mobilität böten.
Das Thema Komfort habe aber auch zugenommen. „Autarkie ist ein riesiges Thema“, erklärt der Fachmann. „Photovoltaik auf dem Dach, ein großer Energie-Speicher und eine Heizung, die mit Diesel betrieben werden kann“, seien gefragt, so Kai Dhonau.
Händler beklagen Verzögerungen in der Produktion
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Michael Langhoff von Caravan Schraub, ein Stückchen weiter oben an der Kölner Straße, lässt Ähnliches verlauten. „Eine hohe Nachfrage und ein akut begrenztes Angebot sind wahrscheinlich das Motto des Jahres 2022, nicht nur in der Caravan-Branche. Weiterhin ist der Camping-Boom sehr spürbar und wir bemühen uns, unsere Kunden, trotz vieler Verzögerungen in der Produktion, zufriedenzustellen.“
Als Wirtschaftsunternehmen bekomme man die Lieferprobleme, die stark gestiegenen Energiepreise und die damit verbundene Inflation sehr zu spüren. Ein Blick in die Zukunft falle da gar nicht so leicht. Nichtsdestotrotz freue man sich über die weiterhin hohe Kundenanzahl, neue Trends und Fahrzeuge und halte am Leitsatz ‚Wir leben Camping‘ mit voller Überzeugung fest, so Langhoff.
Im Trend: Vans, Kastenwagen und Dachzelte
„Im Moment geht der Trend vor allem bei jungen Campern in Richtung Vans und Kastenwagen, auch die Nachfrage nach Dachzelten ist enorm. Früher sah man mehr Wohnwagen auf der Autobahn, jetzt sind es eher Wohnmobile und Kastenwagen. Durch die hohe Anzahl an neuen Zulassungen in diesem Bereich merkt man auch eine deutliche Stellplatzproblematik“, so der Fachmann vom oberen Teil der Kölner Straße. „Es bleibt also spannend in diesem Jahr, im nächsten Jahr und grundsätzlich leben und arbeiten wir in einer spannenden Branche“, schließt Michael Langhoff.