Duisburg/Mülheim. Ein Duisburger vermietet als „Kumpel Camper“ Wohnwagen. Kunden können wählen zwischen Knutschkugeln und Luxus-Modellen. Das kostet der Urlaub.
Michael Langemann vermittelt Urlaubsgefühle. Der Duisburger hat den neuen Wohnmobil-Anbieter „Kumpel Camper“ gegründet, mit Hammer und Sonnenschirm im Logo. 30 Mobilheime stehen derzeit am Sternbuschweg und an der Caravan-Meile in Mülheim bereit, um vermietet zu werden. Kuschelige Knutschkugeln – offizielle Bezeichnung T@b – sind ebenso dabei wie komfortabel ausgestattete Gefährte mit Doppelbett über der Fahrerkabine. Viele seiner Kunden träumen trotz Corona vom Urlaub auf Rädern.
Duisburger hat selbst viel Erfahrung mit Wohnmobil-Reisen
Der 53-Jährige, der selbst gerne mit dem Wohnwagen im Allgäu unterwegs ist, ist Seiteneinsteiger in der Ferienindustrie. Viele Jahre arbeitete der gelernte Kaufmann in der Immobilienbranche, verwaltete Häuser. „Es ist schon etwas anderes, ob das Telefon wegen eines tropfenden Wasserhahns schellt oder die Leute Ferien machen wollen.“
In den Urlaub ging es für Langemann früher mit geliehenen Wohnwagen, später dann mit einem eigenen. „Auf dem Campingplatz ist die Atmosphäre viel lockerer als im Hotel, man hilft sich untereinander und kann frühstücken, wann man möchte“, erklärt Langemann die Faszination, die er nun teilen will. Im vergangenen Jahr schaffte er sich schließlich ein Exemplar an, um es probeweise zu vermieten, denn der Bedarf ist groß, weiß er. „Versuchen Sie mal, für den Sommer in Mülheim ein Wohnmobil zu mieten. Da ist nichts zu machen. Die Vermieter lächeln Sie freundlich an und vertrösten Sie aufs nächste Jahr.“
Duisburger muss bei erstem Auftraf Lehrgeld bezahlen
Als er mit dem ersten Wohnwagen an den Start ging, kam denn auch direkt für den nächsten Tag eine Mieteranfrage. Der Mann kam sogar aus Hamburg, in Norddeutschland war nichts mehr zu bekommen. Bei diesem ersten Auftrag bezahlte Langemann allerdings Lehrgeld. Schon bevor es für den Kunden in den Urlaub ging, demolierte dieser mit dem 7,3 Meter langen und 2,3 Meter breiten Gefährt den Spiegel eines Lkw. Als er das geliehene Vehikel einige Tage später zurückgab, waren Teile der Plastikverkleidung verkohlt – der Auspuff hing auf Halbmast und war mit Blumendraht so hoch gebunden, dass die Verkleidung schmolz.
So entstanden mehrere tausend Euro Schaden und der nächste Mieter wollte nur zwei Tage später wieder mit einem intakten Caravan starten. Langemann telefonierte zahlreiche Werkstätten ab und die Freunde unkten bereits, dass das wohl kein gutes Zeichen für sein Unternehmen sei. Aber der Neudorfer ließ sich nicht unterkriegen. „Das ist wie bei einer Generalprobe, bei der alles schief geht.“
Miete für ein Wochenende kostet 400 Euro
Seitdem macht der Chef eine akribische Übergabe und verlangt eine Kaution von 1000 Euro. Je nach Modell und Saison kostet die Miete zwischen 39 Euro und 169 Euro pro Tag, Kilometer inklusive. Für ein Wochenende muss man rund 400 Euro rechnen, bei längeren Zeiträumen wird es günstiger. Wer die Selbstbeteiligung bei einem Unfall mindern möchte, kann eine Versicherung von acht Euro pro Tag abschließen; dann werden nur noch 250 Euro bei Schäden fällig.
Außerdem gilt: Mieter müssen mindestens 21 Jahre alt sein und drei Jahre den Führerschein besitzen. Langemann erkundigt sich vor Vertragsabschluss, in welche Richtung die Pärchen oder Gruppen starten wollen. „Unsere Kunden sind zwischen 30 und 70 Jahren. Viele Ältere sind dabei, die bequem und mobil unterwegs sein wollen.“ Im Schnitt fahren die Urlauber 250 Kilometer am Tag. Fahrten zu Festivals schließt er bewusst nicht aus, allerdings erwartet er, dass die Wagen sauber und vollgetankt wieder zurückgebracht werden. Im Protokoll wird vermerkt, ob auch wirklich alles in Ordnung ist.
Boote, Roller und Geschirr können hinzu gebucht werden
Unter den Reisenden seien viele, die sich bewusst für einen Wohn-Anhänger entscheiden, denn den könne man auf dem Campingplatz stehen lassen und mit dem Auto die Umgebung erkunden. Andere buchen stattdessen lieber einen E-Roller oder ein Boot hinzu. „Einige Modelle haben Anhängerkupplungen, da könnte man theoretisch auch noch einen kleinen T@b dranhängen für die Schwiegermutter“, scherzt der Vermieter. Besonders überschaubar ist so ein Gespann freilich nicht – und mit den neueren Führerscheinen darf man ohnehin nur 3,5 Tonnen fahren. „Aber leer sind die Wohnmobile erstaunlich leicht.“ Wer auf klimaneutrales reisen Wert legt, soll künftig eine Ausgleichsabgabe zahlen können und darüber ein Zertifikat erhalten. Vor Corona war schließlich Greta ein großes Thema.
Aktuell hat Michael Langemann einige Wagen abgemeldet, um die Versicherung zu sparen. Bisher halten viele an ihren Reiseplänen fest. Nur der eine oder andere, der über Ostern weg wollte, hat seinen Urlaub verschoben. „Wir haben uns mit allen einigen.“ Eine Reise in Gedanken beugt wohl dem Lagerkoller vor.