Mülheim. Corona hat dem beliebten Camping einen Riesenschub gegeben. Am Staader Loch in Mülheim schwärmen Camper von der großen Freiheit vor der Haustür.
Während der Corona-Krise mussten auch viele Urlauber umplanen und entdeckten dabei die Erholung vor der eigenen Haustür neu für sich. Einige Mülheimer aber machen das schon seit Jahrzehnten. Ein Besuch auf dem Camping-Platz Staader Loch in Mintard.
„Hallo Herr Bösebeck“, ruft ein Mädchen dem Platzwart entgegen, als dieser den Autor und den Fotografen dieser Zeitung über den Platz direkt an der Ruhr führt. Ulrich Bösebeck grüßt mit einem kurzen Winken zurück. Man kennt sich. „Wir haben hier fast nur Stammgäste“, sagt der Platzwart, der den Camping-Platz einst von seinen Eltern übernommen hat.
Großzügige Verteilung auf 15.000 Quadratmetern Fläche
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„Als sie 1956 hier angefangen haben, war noch alles mit Stacheldraht umzäunt, aber das wollen wir nicht mehr“, betont Bösebeck. Die Wohnwagen sind auf der 15.000 Quadratmeter großen Fläche direkt am Ruhrufer bunt verteilt. Feste Parzellen gibt es nicht. „Laut Genehmigung könnten wir noch mehr Plätze vergeben aber wir wollen alles großzügig halten, damit vor allem die Kinder genug Platz zum Spielen haben“, sagt Bösebeck.
Das verstärkt freilich die Gemeinschaft zwischen den Campern. „Wir passen hier alle gegenseitig auf die Kinder auf und jeder mäht auch mal den Rasen für den anderen mit“, sagt Harald Derks. Der 66-Jährige kommt seit 1962 zum Staader Loch. „Damals haben wir mit Zelten angefangen, dann kam irgendwann der Wohnwagen-Boom“, berichtet der Mülheimer, der sein Domizil seit jeher an derselben Stelle aufschlägt.
Mülheimer Camper: Freiheit macht den Reiz aus
„Jahrelang sind wir von hier aus zur Arbeit gefahren“, berichtet Derks. Als Rentner ist er seit Ende März fast wieder durchgehend auf dem Campingplatz. Was für ihn den Reiz am Campen ausmacht? Derks muss nicht lange überlegen: „Freiheit! Man ist viel beweglicher und es ist ein ganz anderes Leben als im Hotel. Hier kennt jeder jeden.“
Das kann Ulrich Bösebeck nur bestätigen. „Hier haben sich Leute kennen und lieben gelernt, haben geheiratet und mittlerweile kommen ihre Kinder als Erwachsene hierher“, sagt der Campingplatz-Chef nicht ohne Stolz.
Ganze Familien gehören zur Camping-Gemeinschaft in Mülheim-Mintard
Genauso ist es auch bei Günter Kallmeier. Der 70-Jährige hat im letzten Jahr seinen runden Geburtstag groß auf dem Platz gefeiert. „Man ist immer an der frischen Luft und ich möchte das nicht missen“, sagt der Saarner, der fast die ganze Saison über am Staader Loch weilt. An Wochenenden, Feiertagen und in den Ferien ist auch der Rest der Familie dabei, denn mittlerweile sind auch die Töchter und Schwiegertöchter sowie die ersten Enkelkinder Mitglieder der Campinggemeinschaft.
Die meisten Camper kommen sichtbar gut miteinander aus. „Natürlich gibt es auch Regeln, wie man sich in der Gemeinschaft benehmen muss“, sagt Ulrich Bösebeck. „Hin und wieder muss ich auch ein Machtwort sprechen“, schmunzelt der Platzwart.
Wohnwagen konnten vor dem Hochwasser in Sicherheit gebracht werden
Wenn es hart auf hart kommt, halten die Camper aber zusammen. So wie im letzten Sommer, als das Wasser der Ruhr plötzlich bis knapp unter der Deichkante stand. Doch ein Frühwarnsystem machte sich auch diesmal bezahlt. „Wir hatten 24 Stunden Zeit, alles zu räumen“, berichtet Bösebeck. Gemeinsam wurde alles auf die andere Straßenseite gebracht. „Da haben alle prima zusammengehalten“, freut sich Karin Bösebeck. Schäden entstanden dadurch nicht. Schon 14 Tage später konnten die Wohnwagen wieder auf ihre angestammten Plätze zurückkehren.
Rennen um die Camping-Plätze ist gestartet
Der Camping-Platz am Staader Loch besteht bereits 1927. Damals übernachteten die Menschen noch in selbstgenähten Zelten. Aktuell sind 50 bis 60 Plätze belegte. Die Saison läuft traditionell von Anfang April bis zum 3. Oktober.
Einige hundert Meter weiter gibt es an der Mintarder Straße mit dem Haus Kron eine weitere große Camping-Anlage. „Wir sind aktuell voll belegt“, meldete der dortige Platzwart Ralf Neitzel.