Mülheim. . Vom Boom von Wohnwagen und Co. profitieren Quereinsteiger aus dem Handwerksbereich. Eine spezielle Ausbildung fehlt in der Branche.

Auf die Idee, sich bei der Caravan-Branche zu bewerben, wäre der Elektriker Pavel Tompea (52) von selbst wohl nicht gekommen. Gut sieben Jahre lang hat der gebürtige Rumäne auf Baustellen gearbeitet, dann bewarb er sich auf Anraten der Mülheimer Agentur für Arbeit bei Thrun an der Caravan-Meile Kölner Straße, macht just dort sogar seinen Elektriker-Meister: „Ich habe großes Glück gehabt.“

Die Caravan-Branche boomt im nunmehr neunten Jahr, bestätigt Kai Dhonau, Geschäftsführer des Hymer-Zentrums an der Kölner Straße. Die noch in den 80er Jahren eher ungeliebte Meile zwischen Saarn und Selbeck ist heute ein Job-Motor: Zweistelliges Umsatzwachstum schaffen Arbeitsplätze vor allem für Quereinsteiger wie Tompea. Denn eine eigene Ausbildungssparte Caravan-Technik gibt es nicht.

Die einzige Frau in der Werkstatt

So konnte auch Maren Burgfeld als gelernte Tischlerin umsatteln und ist nun bei Hymer die einzige Frau in der Werkstatt. Ihr eigentlicher Beruf war der 27-Jährigen auf Dauer zu eintönig: „Ich habe ständig Fenstern einbauen müssen, ich hatte vom Schreinern aber ganz andere Vorstellungen.“

Abwechslungsreicher ist ihre Arbeit geworden: Burgfeld und ihre Kollegen montieren Markisen, Fahrradträger, Fernseher, Solar-Panels auf dem Dach, passen die Einrichtung nach Kundenwünschen an und prüfen, ob alles funktioniert. Dazu gibt es begleitende Schulungen in der Caravantechnik, denn Elektrik-, Gas- und Wasserinstallation sind das A und O. „Wer bei uns anfängt, muss kreativ sein, ein Lösungsfinder“, sagt Geschäftsführer Dhonau.

Keine technische Berufsausbildung

Als Präsident des Deutschen Caravaning Handelsverbands sieht er die aktuelle Notlage: „Die Betriebe haben Probleme, Stellen adäquat besetzen zu können, es fehlt eine technische Berufsausbildung.“ Auch Angelika Mai, Personalleiterin für gut 60 Mitarbeiter bei Thrun, schätzt erfahrene Handwerker, selbst wenn sie jenseits der 50 sind, wie Pavel Tompea. „Das ist kein Hindernisgrund, er hat uns beeindruckt mit seiner Erfahrung.“

„Die Zeiten, in denen sich Betriebe die jungen Bewerber aussuchen konnten, ist vorbei“, macht Jürgen Koch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit in Mülheim und Oberhausen deutlich.

„Agentur auf Tour“

Mit der Caravanmeile pflegt die Agentur unter dem Motto „Agentur auf Tour“ seit Jahren einen guten Kontakt, denn, so Koch: „Die Caravantechnik ist eine besondere Nische, Arbeitssuchende kommen nicht auf die Idee, in diese Richtung zu denken“. Ein reines Vermitteln am Computer hätte daher auch dem Elektroinstallateur Tompea nicht zum neuen Job verholfen.

Erst im Gespräch zwischen einem Mitarbeiter der Arbeitsagentur und der Personalleiterin Mai stellte sich heraus, dass es passen könnte. Ein zweiwöchiges Praktikum – inzwischen nicht nur in dieser Branche üblich – schaffte Klarheit.

Gesucht: Quereinsteiger in die Caravan-Technik

Informationen über die Zukunftsbranche Caravaning und den Beruf des Caravan-Technikers vermittelt die Branche etwa unter www.intercaravaning.de.

Gesucht werden handwerklich und technisch begabte Menschen aus den Bereichen Kfz-Mechatronik, Karosserietechnik, Elektroniker, Tischler, Schreiner.

Auskunft gibt die Agentur für Arbeit unter 0800 45 555 20.