Mülheim. Ist es zu laut an Mülheims Camping-Meile? Nach einigen Beschwerden wollen Stadt und Politik Verkehrslärm senken. Zunächst auf freiwilliger Basis.

Ist es zu laut an der Camping-Meile entlang der Mintarder Straße? Die Kritik am Auto- und Motorradlärm an der Landstraße, die mitten durch die lauschige Natur zwischen Saarn und Mintard führt, hatte im vergangenen Juni für reichlich öffentliche Kontroverse gesorgt. Wie Stadt und Politik nun mit sanftem Druck auf Besserung hinwirken wollen.

Denn Fahrverbote für bestimmte Fahrzeuge hat bisher noch niemand gefordert – auch die dort residierenden Camper nicht. „Auto- und Motorradfahrer wissen nicht, was sie tun, denn sie hören den Lärm im Auto oder unter dem Helm ja nicht“, hatte die Mülheimerin Ursula Kruse-Hartmann im Juni deshalb die Debatte angestoßen und gleichzeitig für mehr Verständnis auf beiden Seiten der Naturgenießer geworben.

Mülheims CDU und Grüne fragen: Würde Motorrad-Fahrverbot den Lärm mindern?

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Beschwerden über ein „teils rücksichtsloses, lärmverursachendes Fahrverhalten im Ruhrtal“ gebe es allerdings schon seit Jahren, stellten CDU und Grüne in der Bezirksvertretung 3 in den Raum. Insbesondere Motorräder würden oft als Lärmverursacher benannt. Möglicherweise, überlegte die Koalition, „würde ein zeitweises Fahrverbot für Krafträder einen Beitrag zur Lärmminderung bringen“.

Doch so einfach wäre das allerdings nicht zu machen. Denn zum einen soll die Mintarder als Landesstraße den regionalen Verkehr ja gerade von A nach B bewegen. Zum anderen habe die Stadt bereits in Absprache mit dem Land durchgesetzt, dass hier nicht die für Landesstraßen üblichen 70 Stundenkilometer gelten, sondern nur 50 Stundenkilometer. Allerdings nur, um den Verkehr sicherer zu machen.

Seitdem verzeichnete die Stadt keine Unfallhäufungen, die weitere Geschwindigkeitsbegrenzungen notwendig machten.

Lärm und Grenzwerte: Vor Ort nachgemessen wird selten

Auch mit dem Lärm ist das so eine Sache, denn Grenzwerte wurden zwar nicht überschritten, „angeblich“ jedoch deshalb, weil das bislang niemand gemessen hat. Die Bewertung entnimmt das zuständige Umweltamt rein den theoretischen Berechnungen, stellte Sonja Knopke vom Ordnungsamt in der BV 3 klar.

Den realen Lärm von Autos oder Motorrädern vor Ort und je nach Fahrverhalten, Hupen oder lauten Autoradios erfassen aber auch solche Lärmtabellen nicht. In Mintard schon deshalb nicht, weil der Anteil von Krafträdern auf der Strecke laut Stadtverwaltung „sehr gering“ sein soll. Dennoch, weiß Knopke, „wird der von ihnen erzeugte Lärm subjektiv als belastend wahrgenommen“.

Stadt Mülheim will es erst einmal mit Appell an die Vernunft versuchen

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Und nun? Muss die Stadt wohl auf den guten Willen von Autofahrern und Motorradlern setzen: Seit anderthalb Jahren rollt bereits eine Landeskampagne „Ich bin Leisebiker“ an, angestoßen vom damaligen Verkehrsminister Hendrik Wüst. Bisher lag der Schwerpunkt auf Gebieten im Bergischen Land, im Sauerland und im Münsterland.

Solche „Leise-Biker-Hinweisschilder“ im Bereich des Campingplatzes aufzustellen, wäre jedoch eine Chance, die Situation zu verbessern. Die Verwaltung habe bereits mit dem Landesbetrieb Straßen.NRW Kontakt aufgenommen. Er wäre grundsätzlich mit der Maßnahme einverstanden und könnte Schilder bereitstellen. Die konkreten Standorte müssen noch vom Landesbetrieb genehmigt werden.

Ob der gute Wille zum Erfolg führt? Manche Motorradenthusiasten wie die „Silent Rider“ setzen sich beispielsweise in Bottrop bereits für eine freiwillige Selbstregelung ein. Denn die Alternative könnte früher oder später auch mehr Regulierung sein, sollten die Beschwerden zunehmen. „Die Verwaltung hält diese Maßnahme für sinnvoll und wird versuchen, die Hinweisbeschilderung zeitnah umzusetzen“, stellte Knopke in Aussicht.