Mülheim. Es dröhnen die Motoren im Natur-Idyll an der Mintarder Straße: Motorräder, Autos. Eine Mülheimerin würde das gern ändern – mit Überzeugungskraft.
Bschong… Bschong – da brausen sie wieder vorbei im Sekundentakt. Oder knattern. Die Lärmkulisse der Auto- und Motorradkarawanen, die täglich am lauschigen Ruhrdamm mit seinem dahinter liegenden, beschaulich säuselnden Fluss entlang ziehen, ist alles andere als erholsam. Wer hier radelt, schlendert oder gar campt, ist ihr praktisch ständig ausgesetzt. Doch müsste das eigentlich sein?
Nur wer wohl klimatisiert hinter Windschutzscheiben durch die grüne Natur zwischen Dicken am Damm, Haus Kron, Staader Loch und Mintard spazieren fährt oder pendelt, bekommt vom seinem verursachten Lärm kaum etwas mit. Doch dieser Schein trügt: In Wahrheit dröhnen hier die Motoren in den Ohren der hier reichlich vertretenden Camper. „Kein Mensch weiß, was hinter dem Damm los ist, dass hier Leute leben“, gibt die Broicherin Ursula Kruse-Hartmann zu verstehen.
Hinter Scheiben und unter dem Helm hört man den Lärm nicht
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Sie hat seit etwa einem Jahr ein kleines Blockhaus-Idyll in der nur optisch unberührten Natur und bekommt jedes Dezibel hautnah zu spüren. Auch viele Camper seien davon gestresst. Kruse-Hartmann hat aber auch Verständnis für die Auto- und Motorradfahrer– „sie wissen nicht, was sie tun, denn sie hören den Lärm im Auto oder unter dem Helm ja nicht“.
Es ist nicht nur eine Flaniermeile für stark motorisierte Zweiräder, sondern auch die einzige direkte Straßenverbindung zwischen Mintard und Mülheim Zentrum diesseits des Flusses. Und alle schieben sich hier auch notgedrungen durch – das ist Kruse-Hartmann bewusst. Zoff mit den Motorrad- und Autofahrern will sie deshalb keinen, was es aber brauche, sei mehr Sensibilisierung auf der Strecke für den verursachten Lärm.
Mülheimerin appelliert an die Einsicht der Lärmverursacher
„Es gibt kein Recht auf Lärm“, meint die 73-Jährige augenzwinkernd. Heißt: Man muss hier nicht unnötig aufdrehen. Und aus ihrer Sicht müsste es auch kein Tempolimit geben, um Lärm und Abgase zu mindern. Stattdessen will sie sanft auf Aufklärung setzen: Mehrere Schilder mit dem Hinweis ,Erholungsgebiet - Ruhezone’ würden dafür schon reichen, glaubt Kruse-Hartmann an die Einsicht.
Ob das klappen könnte? Die Mülheimerin hat ein hartes Beispiel aus der Praxis mitgebracht – allerdings aus den Niederlanden: Bei ihrem Besuch am IJsselmeer ist ihr in Wijdenes „ein wundersam utopisches Verkehrsschild“ aufgefallen. Das zeigt einen Motorradfahrer im roten Kreis mit der Angabe April bis Oktober in einem Naherholungsgebiet. Sprich: ein zeitlich begrenztes Durchfahrtsverbot für Motorräder.
„Das ist für deutsche Verhältnisse undenkbar, zeigt allerdings, wie man’s auch machen kann“, sagt Kruse-Hartmann. Vielleicht aber gehe das hierzulande in sanfter Form, hofft sie, als Appell ins Ohr der Lärmverursacher.