Kirchhellen. Verkehrsministerin Ina Brandes und Innenminister Herbert Reul rufen Biker zu mehr Rücksicht auf. Gemeinsame Erklärung mit Motorradverbänden.

Verkehrsministerin Ina Brandes und Innenminister Herbert Reul haben an der Grafenmühle mit Vertretern dreier Motorradverbände eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet, um die Motorradsaison sicherer und leiser zu gestalten. Der Appell geht so: Nehmt Rücksicht, dann seid ihr auch auf der sicheren Seite.

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Wenn zwei CDU-Minister in der Woche vor der Landtagswahl zur Pressekonferenz bitten, ist die Vermutung nicht völlig abwegig, dass die etwas mit dem Wahlkampf zu tun haben könnte. Zumal Verkehrsministerin Ina Brandes und Innenminister Herbert Reul nur wenig mehr zu verkünden hat als das, was Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen ohnehin jedes Frühjahr sagt: Immer noch sterben in NRW zu viele Motorradfahrer bei Unfällen; 62 waren es letztes Jahr, zwei allein am vergangenen Wochenende. Und immer noch ist ein Gutteil der Biker sehr gern zu schnell und zu laut unterwegs.

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Auch nicht ganz neu ist, dass das Landesverkehrsministerium 2021 die Initiative „#leiserbiker“ gestartet hat. Auch an der Bottroper Straße mahnt ein Plakat zu mehr Achtsamkeit, Rücksichtnahme und Respekt. Ebenfalls schon 2020 hat das Land den Bundesrat aufgefordert, Lärmgrenzwerte bei Motorrädern ebenso zu verschärfen wie die Strafen für ausgeräumte Auspuffe.

Interessiert verfolgt die Bikerfraktion den Auftritt zwischen „Woodpecker’s“ und „Bikertreff“.
Interessiert verfolgt die Bikerfraktion den Auftritt zwischen „Woodpecker’s“ und „Bikertreff“. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Strafen für Lärmtuning sollen höher werden

Ina Brandes: „Motorräder sollen nicht nur bei der Typprüfung die gesetzlich vorgeschriebenen Geräuschwerte einhalten, sondern später auch im Fahrbetrieb. Zudem sollen die Strafen für extra-laut getunte Motorräder härter werden.“ Und Herbert Reul ergänzt: „Überhöhte Geschwindigkeit und waghalsiges Beschleunigen erzeugen nicht nur störenden Motorradlärm, sondern verursachen auch die Mehrzahl der Unfälle.“

Warum hat das Ministerduo für seinen Appell „Gut. Sicher. Leise“ ausgerechnet Bottrop ausgesucht und nicht etwa die Hohensyburg oder den Essener Süden, wo die Heizerfraktion viel lauter zu hören ist? Bürgermeisterin Monika Budke liefert den Landespolitikern mit taktvollem Charme die Steilvorlage: Weil die Grafenmühle ein gutes Beispiel ist dafür, wie die Naherholungssucher vergleichsweise rücksichtsvoll miteinander umgehen. „Seit Jahrzehnten ist die Grafenmühle eine feste Anlaufstelle für Biker“, erinnert sie. „Hier hat es immer ein friedliches Miteinander gegeben.“ Auch wenn das vermutlich nicht jeder Anwohner unterschreiben würde.

„Diese Erklärung ist ein gutes und richtiges Signal“

Dass in Bottrop eine gemeinsame Erklärung unterschrieben wurde, das nennen die Vertreter der drei Motorradverbände „Bundesverband gegen den Motorradlärm“, „Silent Rider“ und der Bundesverband der Motorradfahrer „ein gutes und richtiges Signal“. Sie nutzen aber auch die Gelegenheit für den Hinweis: „Die große Mehrheit der Motorradfahrer kann und will leise fahren“,. sagt Jürgen Steeger vom Verband gegen Motorradlärm. Er unterstützt die Forderung nach schärferen Grenzwerten: „Wir müssen auch an die denken, die bisher ganz legal zu laut sind.“

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Für den Bundesverband Motorrad erinnert Michael Lenzen daran, dass an der Ahr schon zwei Kreise Interesse bekundet haben, sich als Modellkommunen an wissenschaftlichen Studien zum Schutz vor Motorradlärm zu beteiligen. Dieses Projekt solle das Land unterstützen: „Wir brauchen Geld für Lärmdisplays, für Pufferzonen, für Studien.“