Mülheim. . Tierschützerin Elke Brandt kann den Vorschlägen des Mülheimer Sportservices nichts Gutes abgewinnen. Der MSS betont: Der Tipp kam von Experten.
- Tierschützerin Elke Brand kritisiert die Maßnahmen, um Kanadagänse von Sportplätzen zu vertreiben
- Wir haben jetzt Brut- und Setzzeit, da wären von den Störungen durch Drohnen auch andere Tierarten betroffen
- Mülheimer Sportservice verteidigt die Maßnahmen: Wir haben dazu Experten befragt
Mit einer außergewöhnlichen Idee will die Stadt gegen die zahlreichen Kanadagänse vorgehen, die unter anderem den Sportplatz an der Mintarder Straße belagern: Eine Drohne soll zum Einsatz kommen und den Vögeln Beine machen. Unterstützend soll ein Mäh-Roboter täglich die Rasenfläche abfahren und so Unruhe beim Federtier stiften. Als dritte Option ist der Einsatz eines Falkners geplant.
Während die Ideen beim Mülheimer Sportservice (MSS) großen Anklang finden, stoßen sie bei Tierschützerin Elke Brandt auf Unverständnis. Die 2. Vorsitzende des Naturschutzbundes Ruhr kritisiert alle drei Methoden. „Wir haben jetzt Brut- und Setzzeit. Es sind ja nicht nur die Kanadagänse, sondern auch andere Tierarten davon betroffen“, sagt sie.
Hinterlassenschaften der Tiere nicht verteufeln
Besonders die Falkner-Variante findet sie wenig gelungen. Einmal in der Luft würde der große Jagdvogel alle möglichen Tiere aufschrecken und in Panik versetzen. „Man will die einen stören, aber die anderen werden gestört“, argumentiert die Mülheimerin. Schließlich seien die Saarner Ruhrauen in unmittelbarer Nähe. „Das ist ein Naturschutzgebiet“, betont Brandt und kritisiert, dass das Gänse-Problem durch die Menschen gemacht sei. „Die Gänse haben sich so daran gewöhnt von Menschen gefüttert zu werden, dass sie natürlich die Stadtnähe suchen und kaum noch Scheu zeigen.“ Auch vor kleinen Mäh-Robotern würden sie sich keineswegs so sehr fürchten, dass sie den Sportplatz dauerhaft meiden.
Ähnlich sei es beim Einsatz von Drohnen. „Die Gänse kommen doch nach einer Stunde wieder“, ist sich Brand sicher. Außerdem müsste man die Hinterlassenschaften der Tiere nicht derart verteufeln. „Im Prinzip ist es nichts weiter als zerkautes Gras. Und es stinkt auch nicht“, betont die 74-Jährige.
In Kanada getestet
Sie hält ein stadtweites Fütterverbot und alternative Grünflächen für die bessere Lösung. „Die Stadt hätte sich mit Experten in Verbindung setzen sollen, um tierfreundlichere Maßnahmen zu erarbeiten“, sagt die Naturschützerin.
„Genau das haben wir getan“, entgegnet Ralf Wind vom MSS. Die drei Vergrämungs-Varianten seien mit Dr. Jürgen Eylert vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW und mit der Jagdaufsicht abgesprochen worden. „In Kanada und in Koblenz ist die Vertreibung per Drohne schon erfolgreich getestet worden“, so Wind, der betont, dass die Drohne nicht wahllos auf die Tiere losgelassen würde. „Selbstverständlich werden nur erfahrene Piloten eingesetzt.“
Einmal am Tag fliegen
In Kanada habe man außerdem die Erfahrung gemacht, dass es genüge, einmal am Tag über die entsprechende Fläche zu fliegen. Es müsse auf jeden Fall etwas unternommen werden, den Gänsen den Sportplatz einfach zu überlassen, sei keine Option. Ralf Wind betont: „Der Sportplatz war nämlich zuerst da.“