Mülheim. Die jährlich steigende Zahl an Kanadagänsen wird der Mülheimer Stadtmarketing- und Tourismus GmbH zu viel. Sie verlangen, dass den Tieren der Zugang zum Bereich verhindert wird. Die MST wird es wohl mit einem Zaun an der Stadthallenterrasse versuchen. Tierschützer verweisen auf andere Möglichkeiten.
Es ist wieder Sommer in Mülheim. An der Stadthalle lagern große Gruppen von Kanadagänsen, latschen umher, machen unter sich, teilen die Passanten in Freunde/ Fütterer und erklärte Gegner.
Zu letzteren gehört seit Jahren Inge Kammerichs, Geschäftsführerin der MST. Diesen Montag hat sie das Federvieh rund um die Stadthalle gezählt und kam auf: „128 Gänse unten an der Ruhr plus 42 weiter oben am Teich“. Die Jungtiere seien noch nicht mitgerechnet.
Für Familien unzugänglich
Ein Rekordwert, der die Chefin des Stadtmarketings empört: „Für Familien ist dies ein unzugänglicher Bereich geworden“, aufgrund der Kotstränge, die Flächen und Wege pflastern.
„Es kann doch nicht sein“, so Kammerichs, „dass Gänse über Kindern stehen!“ Die Stadt als Eigentümerin müsse sich kümmern. Hilferufe habe sie adressiert an den Rechts- sowie den Bau- und Umweltdezernenten.
Zwei mögliche Lösungswege
Dass es ähnliche Probleme auch in Nachbarstädten gibt oder gab, an der Sechs-Seen-Platte etwa oder im Revierpark Vonderort, weiß man auch bei der MST. Deren Abteilungsleiter für Tourismus, Marc Baloniak, hat recherchiert und fand „zwei Möglichkeiten, die funktionieren sollen“. Erstens könne man den Kanadagänsen, die im Stadthallengarten grasen, den Zugang zu Futterflächen versperren.
Zweitens: regelmäßig einen Hund hier ausführen, „um sie wirklich zu vergrämen“. Eine Methode, die die Gänse tatsächlich ins Wasser treibt, sobald jemand das Hundeverbot in der Müga missachtet, aber kaum praktikabel ist. Auch aus tierschutzrechtlichen Gründen: „Zur Zeit“, erklärt Stadtsprecher Volker Wiebels nach Absprache mit der zuständigen Stelle, der Unteren Jagdbehörde, „können wir gegen die Gänse nicht aktiv vorgehen, da sie in der Aufzuchtphase sind.“
Was möglich sei: ihnen den Zugang zu bestimmten Bereichen zu erschweren. Die MST wird es wohl nun mit einem Zaun an der Stadthallenterrasse versuchen. „Ein absoluter Interessenkonflikt zwischen Tierschutz und Naherholung“, sagt Wiebels.
Kanadagänsen eine alternative Wasserfläche anbieten
Auf 400 bis 450 Kanadagänse schätzt die Stadt den Bestand in Mülheim. „Es sind ca. 350“, erklärt demgegenüber Ruth Küchler, Gründerin der Interessengemeinschaft zum Schutz der Kanadagänse, unter Berufung auf jüngere Zählungen des Nabu. Die Population wachse nicht, sagt Küchler, und betont, dass die Tiere nur im Juni/Juli die Stadthalle belagern, wenn sie in der Vollmauser sind, nicht fliegen können und die sichere Nähe des Wassers suchen.
Ihr Lösungsvorschlag lautet: „Den Kanadagänsen innerhalb von Mülheim eine andere Wiesenfläche anbieten, kurz gemäht, ruhig, eingezäunt. Dann hätte man Ruhe.“ Was sie aber auch moniert: „Das Hauptproblem ist, dass Leute die Gänse füttern. Katastrophal.“