Mülheim. Pflegekräfte demonstrierten in Mülheim für bessere Arbeitsbedingungen und gegen die geplante Pflegekammer. Wie ihre Forderungen lauten.

Das Pflegebündnis Westliches Ruhrgebiet rief am Samstag zu Protesten auf: für bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege und gegen die Gründung einer Pflegekammer. Rund 50 Pflegekräfte waren dem Aufruf des Pflegebündnisses zur Demo in der Mülheimer Innenstadt gefolgt, wo sie lauthals ihre Forderungen vortrugen.

„Die Pflegekräfte sind träge“, kommentiert Sandra Wilms, eine der Organisatorinnen, die geringe Beteiligung. „Nach zwölf Tagesschichten am Stück sind die meisten platt.“ Und Caroline Moll, die Co-Koordinatorin, ergänzt: „Wir haben nur jedes zweite Wochenende frei, manche auch nur jedes dritte.“ Unterstützung kam bei der Demo in der Mülheimer City immerhin von Pflegebündnissen etwa aus dem südwestlichen Sauerland und aus Köln-Bonn.

Demonstrierende prangern in Mülheim Missstände in der Pflege an

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Die Missstände in der Pflege sind nicht erst seit Corona bekannt und in der Öffentlichkeit präsent, deshalb richtet sich die Kundgebung hauptsächlich gegen die im Aufbau befindliche Pflegekammer NRW. „Weil die Kammer an der Basis nichts ändert: prekäre Situation, Pflegenotstand, miserable Arbeitsbedingungen“, erläutert Wilms, die seit 25 Jahren in der Altenpflege, derzeit in der ambulanten Pflege arbeitet. „Und sie will sanktionieren“, steht ihr Moll bei. Was nach dem Verständnis der zwei nicht funktionieren kann, wenn es an Personal fehle, die Bedingungen nicht dem Soll entsprechen.

Das Pflegebündnis Westliches Ruhrgebiet demonstrierte am 7. Mai in der Mülheimer Innenstadt und forderte bessere Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte und eine Urabstimmung vor der Einführung der geplanten Pflegekammer.
Das Pflegebündnis Westliches Ruhrgebiet demonstrierte am 7. Mai in der Mülheimer Innenstadt und forderte bessere Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte und eine Urabstimmung vor der Einführung der geplanten Pflegekammer. © FUNKE Foto Services | Franz Naskrent

Verdi-Vertreter Björn Jadzinski versucht, das Problem verständlicher zu machen: „Die Pflegekammer ist wie die GEZ: Alle müssen zahlen, aber es ändert sich nichts. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat seine Berechtigung, aber die Pflegekammer kann wichtige Probleme nicht ändern.“ Denn es soll eine Zwangsmitgliedschaft geben. Die Verantwortung für die Situation in der Pflege aber sehen alle drei in der Politik.

Pflegekräfte fordern Urabstimmung zur geplanten Pflegekammer

Deshalb fordern sie eine Urabstimmung, ob solch eine Pflegekammer wirklich von den Pflegekräften gewollt ist. Die erfolgte Umfrage lassen Wilms und Moll nicht gelten. „35 Prozent der Befragten hörten bei der Befragung zum ersten Mal von einer Pflegekammer“, führt die erste Rednerin des Tages, Anja Kuczera, dann auch aus.

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„Die Pflege liegt am Boden!“, ruft sie. „Die Schaffung von Pflegekammern ist gut gemeint, aber scheiße gemacht!“, spitzt Kuczera dann zu, was mit nachhaltigem Klatschen und vielen Pfiffen beantwortet wird – eindeutige Zustimmung.

Zwangsmitgliedschaft ist den Demonstrierenden ein Dorn im Auge

„Man hört uns“, gibt Caroline Moll zu. „Aber wenn es um Entscheidungen geht, schließen sie die Tür vor uns.“ Die Zwangsmitgliedschaft ist ihr ein Dorn im Auge, deshalb die geforderte Urabstimmung unter allen Pflegekräften.

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Dementsprechend skandiert der Zug, der sich Richtung innerstädtische Krankenhäuser in Bewegung setzt: „Hop, hop, hop, Pflegekammerstop!“ Auf den gelben Signalwesten steht: „Nein zur Pflegekammer“ sowie „Mehr Sicherheit braucht mehr Fachkräfte“. Dazu ertönt aus dem Megafon: „Wir brauchen diese Pflegekammer nicht. Wir fordern eine Urabstimmung!“