Mülheim. Auch diesmal war der Run auf die Kurse der Mülheimer Junior-Uni Ruhr riesig. Die Bildungseinrichtung stößt an ihre Grenzen – und hofft auf Hilfe.
Knapp 600 Plätze in über 70 spannenden Kursen hat die Mülheimer Junior-Uni Ruhr (Juni) ihren jungen Studenten jüngst angeboten. Sie waren im Nu vergeben. Die Nachfrage wächst rasant, auch doppelt so viele Plätze wäre man spielend losgeworden, berichtet Anke Hötzel, zuständig für die kaufmännisch-organisatorische Leitung. Das sind exzellente Nachrichten, doch sie stellen das Juni-Team auch vor Herausforderungen. „Wir haben dort nicht genug Raum, um weitere Kurse unterzubringen.“ Man sucht händeringend ein größeres Objekt – zumal der Mietvertrag für das beschauliche Haus Jugendgroschen in Menden auch bald ausläuft.
Noch ist die Vereinte Evangelische Kirchengemeinde Vermieterin. Doch sie hat andere Pläne für das Haus samt weitläufigem Areal am Ruhrufer. Sechs größere Ein- oder Zweifamilienhäuser sind angedacht. Planungsdezernent Felix Blasch geht davon aus, dass das einstige Gotteshaus abgerissen wird. Erneut würde der Stadt damit ein Stück Kirchengeschichte unwiederbringlich verloren gehen: Jahrelang wurden im Jugendgroschen Gottesdienste gefeiert, und ehemaligen Konfirmanden ist die Freizeitstätte noch als fröhliche Herberge in Erinnerung.
Die Stadt Mülheim arbeitet nach wie vor am Bebauungsplan für den Bereich
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Seit 2020 ist sie Heimat der Junior-Uni Ruhr. Schon damals waren die Pläne der Kirche bekannt, und so war es von vornherein nur ein Zuhause auf Zeit. Der Mietvertrag läuft laut Hötzel bis Ende 2022. Was danach passiert, ist unklar. Die Stadt arbeitet nach wie vor am Bebauungsplan für den Bereich.
Die Junior-Uni also ist auf der Suche nach Alternativen. „Mindestens 800 Quadratmeter groß sollte eine Immobilie sein und über mehrere Kursräume verfügen“, sagt Hötzel. Denn allein fürs zweite Quartal 2022 sind über 1200 Kurswünsche eingegangen – viele Kinder und Jugendliche gingen leer aus.
Die Juni hat längst auch Fans in Mülheims Nachbarstädten
Seit acht Jahren wird das Haus nicht mehr kirchlich genutzt
Noch ist unklar, wann der Jugendgroschen abgerissen wird; alles hängt ab von der Entscheidung der Stadt. Die Junior-Uni könne das Gebäude zunächst und womöglich auch über das Jahresende hinaus weiter nutzen, sagt Dietrich Sonnenberger, Vorsitzender des Presbyteriums der Vereinten Evangelischen Kirchengemeinde. Die VEK erziele durch die Vermietung übrigens keine Einnahmen.
Seit rund acht Jahren findet dort kein klassisches Gemeindeleben mehr statt, „aber der Jugendgroschen wird seither sehr sinnvoll anderweitig genutzt“, findet Sonnenberger. Zunächst als Flüchtlingsunterkunft und seit 2020 für die Junior-Uni. „Zum Abriss“, so ist der Pfarrer überzeugt, „gibt es keine Alternative.“ Das Haus sei nicht sanierungsfähig.
Die Lockerungen im Umgang mit Corona mögen ein Grund für den Ansturm sein. Doch es sei unzweifelhaft auch so, dass die Mini-Hochschule drei Jahre nach ihrem Start voll und ganz in der lokalen und regionalen Bildungslandschaft angekommen sei. Geschäftsführerin Dagmar Mühlenfeld ist überzeugt davon, dass das Konzept auch deshalb gut ankommt, weil man sich an Themenvorschlägen der jungen Menschen orientiert und sich mit Kooperationsschulen austauscht. Die Juni hat längst Fans im gesamten Stadtgebiet und darüber hinaus.
Damit das Projekt weiter wachsen kann, hofft das Team auf vielerlei Unterstützung: „Es hilft uns, wenn Menschen in den Förderverein eintreten oder spenden“, so Ex-Oberbürgermeisterin Mühlenfeld. Ein neuer Standort mit mehr Platz für den Studienbetrieb treibe die Kosten in die Höhe. „Allein die Umbaukosten werden immens sein“, vermutet Hötzel. Zuerst aber muss überhaupt ein adäquates Gebäude gefunden werden. Man habe verschiedene Immobilien im Blick, sei aber nach wie vor dankbar für Tipps, so Hötzel. Wer Ideen für geeignete Standorte hat, meldet sich unter info@junioruni.ruhr.