Mülheim. Dagmar Mühlenfeld verabschiedete sich vor rund 300 Gästen in der Stadthalle als Oberbürgermeisterin. Viele Weggefährten lobten ihren hartnäckigen Einsatz für Mülheim.

Am Ende sagte sie ganz einfach „Tschüss“. Nach zwölf Jahren Amtszeit blickte Dagmar Mühlenfeld gerührt und irgendwie auch erleichtert von der Bühne in der Stadthalle zu rund 300 Gästen aus der Stadtgesellschaft, die sie mit stehenden Ovationen als Oberbürgermeisterin Mülheims verabschiedeten. Politiker aller Parteien, Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, Weihbischof Franz Grave und viele Vertreter sozialer Verbände und der Wirtschaft, darunter RWE-Chef Peter Terium, kamen zur Feierstunde. Es gab viel lobende Worte für die Frau, die nicht nur als OB im Stadtbild, sondern auch zuvor schon als Schulleiterin der Luisenschule Spuren hinterlassen hat.

Sprechstunde auf der Straße

Auf die will Dagmar Mühlenfeld aber in dieser Stunde gar nicht schauen. Sie will vielmehr erzählen von den Begegnungen mit den Menschen, den Bürgern Mülheims, von denen sie nicht selten auch auf dem Weg zwischen dem Forum und Rathaus in einer „Sprechstunde to go“ angesprochen wurde. Irgendwo sei immer ein Mülheimer mit dem Bedürfnis nach Nähe gewesen. Und nicht selten waren es Erwartungen, die an sie gestellt wurden, die sie gar nicht erfüllen konnte, beispielsweise dann, wenn Eltern sie baten, doch „die Lehrer zu disziplinieren.“ Und manche Bürger reagierten dann auch ganz unverhohlen „mit politischem Liebesentzug. Dafür habe ich sie aber nicht gewählt“, erzählt Dagmar Mühlenfeld lächelnd.

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„Die Sehnsucht nach einem, der alles regeln kann“, sei groß. Nicht selten sei die Verantwortung, die das Amt mit sich bringt, „zur Last geworden. Im Rückblick habe ich diese Last nicht teilen können.“ Das meiste mache man mit sich selbst aus. Aber: „Es ist ein Amt auf Zeit“. Eines, dass sie „geduldiger, zufriedener, glücklicher und demütiger gemacht“ hat, sagt Dagmar Mühlenfeld. Sie freut sich nun auf die Zeit mit ihrer Familie. Ihr dankte sie für „das Verständnis und die Unterstützung“ in den vergangenen Jahren.

Nie abgetaucht

Begonnen hatte der letzte Arbeitstag der OB mit einem Gottesdienst in der Petrikirche, in der Detlef Schönen, Ex-Lokalchef der NRZ-Mülheim, in einer Ansprache feststellte: „Dagmar Mühlenfeld war gut für diese Stadt.“ Angetreten sei sie „ohne Hacke und Spaten“. „Sie trug kein Manifest vor sich her, sie hat die Bilder im Rathaus nicht abgehängt. Sie hat vor ihnen aber nicht salutiert. Sie war, was sie war und immer sein wollte: unabhängig“, so Schönen. Das Amt mit der Kette – „das wollte sie einfach gut machen.“ Und viele der Gäste stimmten ihm gestern zu: Sie hat es gut gemacht. Auch wenn man „den wahren Wert ihrer Amtszeit für die Stadt erst in ein paar Jahren wirklich erkennen können wird“, so Heinz Lison, Sprecher der regionalen Wirtschaft.

Dagmar Mühlenfeld habe sich immer den Problemen gestellt, sei nie „abgetaucht“, wenn es schwierig wurde, wie Bernd Troost, ihr Nachfolger als Schulleiter der Luisenschule, sagte. Sie sei eine „gute Botschafterin für die Stadt und das Theater gewesen“, lobte Theaterleiter Roberto Ciulli. Und mehr, als sie geleistet habe, könne ein Stadtoberhaupt in zwölf Jahren gar nicht leisten, erklärte SPD-Fraktionschef Dieter Wiechering. 245 Projekte seien in ihrer Amtszeit auf den Weg gebracht worden, darunter natürlich Ruhrbania, aber auch so manches Spielplatzkonzept. „Du hast der Stadt gut getan“, so Wiechering. Die langen Schatten der großen Fußstapfen, die Dagmar Mühlenfeld ihrem Nachfolger Ulrich Scholten hinterlasse, „werden noch lange in die Zukunft reichen.“