Mülheim. Erst kam die Personalnot, dann „kündigte“ auch der Holzspalter seinen Dienst. Warum die Mülheimer Forstverwaltung den Anfragen nicht nachkommt.

Die hohe Nachfrage nach Kaminholz bringt offenbar den Mülheimer Forstbetrieb in arge Lieferschwierigkeiten. Seit dem 28.3. vermeldet die städtische Homepage: „Derzeit können keine weiteren Liefertermine vergeben werden“. Doch noch etwas anderes spielt eine wesentlichere Rolle: 50 Prozent der Stellen bei der Forstverwaltung sind unbesetzt – und ausgerechnet die einzige Kaminholzspaltmaschine der Waldhüter hat just ihren Dienst „gekündigt“.

Damit geht der Stadt auch viel Geld flöten, denn die Preise für Holz sind explosionsartig gestiegen. Die Konsequenzen dieser Misere hat jüngst der Mülheimer Jürgen B. (Name der Redaktion bekannt) zu spüren bekommen. Tagelang bekam er die Forstverwaltung nicht an die Strippe, und als es am 24. März doch klappte, die Enttäuschung: „Die Dame teilte mir sofort mit, es gäbe kein Holz mehr und alles noch vorhandene Holz sei bestellt.“

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Der Mülheimer bat darum, auf eine Warteliste für Bestellungen gesetzt zu werden. Die postwendende Antwort sei gewesen: „Es werden bei uns keine Listen geführt“, berichtet B., so etwas würden sie nicht machen. Selbst eine Lieferung bis Dezember hätte der Mülheimer in Kauf genommen. Doch „sie ließ sich auch durch gutes Zureden nicht davon abbringen. Ich gab meinen Versuch auf.“

Ein überraschend anderes Bild zeigte sich dem Mülheimer einige Bäume weiter bei der Forstverwaltung Duisburg. Den Mitarbeiter erreichte er per Mobilnummer sofort und weil dieser gerade Holz auslieferte, bat er um eine E-Mail. Keine 15 Minuten später bestätigte der Duisburger Mitarbeiter die Anfrage für die kurzfristige Lieferung – „und das auch noch 20 € günstiger als bei der Forstverwaltung Mülheim, auch direkt mit LKW bis auf das Grundstück geliefert“, brennt der Mülheimer nun für den Service der Nachbarstadt. Und merkt feinsinnig an: „Woher die zwei Milliarden Euro Schulden kommen, lässt sich an diesem kleinen Fall erahnen.“

Selbst der Kaminholzspalter hat in Mülheim seinen Dienst „quittiert“

Und doch sind es - aus Sicht der klammen Stadt am Fluss – gerade die Schulden, die solche Service-Probleme bereiten. „Die Lage der Stadt ist angespannt“, vermeldeten Oberbürgermeister Mark Buchholz und Stadtdirektor Frank Steinfort jüngst in einer Pressemitteilung: lange Wartezeiten im Bürgeramt, keine Termine im Online-Portal, kein Durchkommen bei der Hotline.

Und offenkundig auch kein Personal fürs Telefonieren und Kaminholzspalten. „Die Personaldecke ist entsprechend dünn und führt zu Engpässen bei der Abarbeitung der Anfragen.“ Daher soll man seine Anfragen per E-Mail statt per Telefon stellen, empfiehlt Stadtsprecher Volker Wiebels. Dennoch werde das Forstamt keine Wartelisten führen, „man möchte vermeiden, dass eine Erwartungshaltung geweckt wird, die nicht erfüllt werden kann“, erläutert Wiebels.

Und selbst wenn: Die Maschine soll den Dienst quittiert haben, dringend benötigte Ersatzteile für die Kaminholzspaltmaschine seien zurzeit und auch auf Sicht nicht lieferbar.

Mülheim geht der satte Gewinn am Holzmarkt durch die Lappen

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Armes Mülheim: Dabei ist die Nachfrage beim Kaminholz aktuell sehr hoch seit dem Preisanstieg für Öl. Nachdem die Kaminholzpreise schon 2021 durch die Energiekrise um gut 30 Prozent stiegen, haben sie sich seit Kriegsbeginn in der Ukraine nahezu verdoppelt, Mülheim könnte also einigen Gewinn durch den Holzverkauf einfahren.

Wann rechnet man damit, wieder Kaminholz anbieten zu können? „Wenn genug Personal vorhanden ist“, gibt die Mülheimer Forstverwaltung Auskunft – und eine funktionierende Maschine im Betrieb.