Mülheim. Die Mülheimer Gemeindeleiterin Sigrid Geiger wird bald zum ersten Mal Kinder taufen. Hoffnung auf Diakonat der Frau in der katholischen Kirche.
Sigrid Geiger aus der Pfarrei St. Barbara gehört zu den ersten Frauen aus dem Ruhrbistum, die vom Bischof Franz-Josef Overbeck als außerordentliche Taufspenderin beauftragt worden sind. „Am 26. März werde ich zum ersten Mal taufen“, freut sich die katholische Gemeindeleiterin und vierfache Mutter aus der Styrumer Gemeinde St. Mariae Rosenkranz, in der sie seit 2010 zum Pastoralteam gehört.
Das Vorbereitungsgespräch mit den Eltern und ihren beiden Täuflingen hat sie schon geführt. Besprochen wurden dabei unter anderem die Texte und die Lieder, die in der Liturgie der Tauffeier zum Einsatz kommen sollen. Denn die Taufkandidaten sind zwei Geschwister im Alter von fünf und acht Jahren, von denen das ältere Kind im Mai zur ersten Heiligen Kommunion gehen wird.
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Immer öfter hat es die theologisch ausgebildete Gemeindereferentin, die sich „als Seelsorgerin“ versteht, mit älteren Taufkindern oder auch mit erwachsenen Taufkandidaten zu tun. Warum? „Viele Eltern sagen heute: ‚Ich möchte meinen Kindern die Entscheidung überlassen, ob sie Christen werden wollen oder nicht.“ Geiger selbst glaubt, dass die klassische frühkindliche Taufe Vorteile hat, „weil Kinder so den christlichen Glauben kennenlernen können und später wissen, wofür oder wogegen sie sich entscheiden.“
Mülheimer Taufspenderin: Will Botschaft vermitteln, die fürs Leben stark und froh macht
An die Tauffeier ihrer eigenen vier Kinder erinnert sich Sigrid Geiger gerne. „Es ist ein schönes und starkes Gefühl, wenn man bei der Tauffeier spürt, dass man als Mensch und Teil der christlichen Glaubensgemeinschaft, so wie man ist, von Gott und den Menschen angenommen wird.“ Diese frohe Botschaft, die fürs Leben stark, frei und froh machen soll, möchte Geiger auch bei ihrer ersten selbst gespendeten Taufe vermitteln und verkörpern.
Sie selbst strebt nicht das Priesterinnenamt an, kann sich aber vorstellen, dass es in absehbarer Zeit in der katholischen Kirche zumindest ein Diakonat der Frau geben wird. Sie betont: „Ich freue mich, wenn ich dabei sein kann und daran mitarbeiten kann, wenn sich in unserer Kirche etwas zum Besseren verändert. Und das wird auch von den Gemeindemitgliedern sehr positiv aufgenommen.“
Sie lobt Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck dafür, „dass er alles rausholt, was im Moment in der katholischen Kirche möglich ist.“ Und sie freut sich darüber, dass Overbeck am 12. März neben ihr noch weitere 16 Frauen und einen Mann im Essener Dom als außerordentliche Taufspender beauftragt hat. Darüber freut sich auch Stadtdechant Michael Janßen. Der Pfarrer der Pfarrei St. Mariae Geburt hat zusammen mit dem Pfarrgemeinderat und seinen pastoralen Mitarbeitenden beim Bischof beantragt, mit den Gemeindereferentinnen Svenja Nöllen und Monika Thiele zwei weitere Frauen als außerordentliche Taufspenderinnen zu beauftragen.
Im Mülheimer Stadtdekanat gibt es noch zehn aktive Priester und Diakone
Dass theologisch qualifizierte Mitarbeitende der Kirchengemeinden als Taufspender vonnöten sind, macht Janßen mit dem Hinweis deutlich, dass es im Stadtdekanat zurzeit noch zehn aktive Priester und Diakone gibt. „Das ist ein wichtiger Beitrag zur Erneuerung unserer Kirche. Ursprünglich“, blickt Janßen in die Kirchengeschichte zurück, „durften nur Bischöfe das Sakrament der Taufe spenden, ehe dieses Recht auch Priestern und Diakonen gewährt wurde.“
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Der Stadtdechant freut sich darüber, dass die Zahl der Taufen in seiner Pfarrei im Jahresvergleich von 37 auf 60 angestiegen ist. Sigrid Geiger geht mit Blick auf St. Barbara von derzeit jährlich 70 Taufen aus. Michael Janßen macht immer wieder die Erfahrung, „dass auch kirchen- und glaubensferne Menschen durch eine gut gestaltete Tauffeier, ebenso wie durch eine gut gestaltete Hochzeit oder eine gut gestaltete Trauerfeier einen neuen Zugang zur Kirche und zur Frohen Botschaft des christlichen Glaubens finden, und dabei gleich auch viele Vorurteile überwinden, die sie im Laufe der Jahre über die katholische Kirche entwickelt haben.“
Aus der Predigt des Ruhrbischofs am 12. März
„Wir reagieren als Kirche von Essen auf eine pastorale schwierige Situation. Angesichts der Komplexität der Seelsorge, gerade auch im Blick auf die Taufe und die Begleitung der oft der Kirche fernstehenden Eltern und Paten, die doch suchend glaubende Menschen sind, sind Sie vom Bischof beauftragte Zeuginnen und Zeugen des Glaubens, die mit der Taufspendung einen offiziellen Dienst der Kirche tun.
Denn in der Feier dieses Sakraments verwirklicht sich auf eine besondere Weise das Beziehungsgeschehen zwischen Gott und dem Menschen. Darum ist es bedeutsam, dass auch die gelebte Einheit der Feier und Spendung des Taufsakraments mit der sie begleitenden Seelsorge erfahren wird.“