Mülheim. 115 Ukrainer haben von der Stadt Mülheim eine Unterkunft bekommen. Ein Überblick zu dem, was der städtische Krisenstab besprochen hat.

Wie viele Flüchtlinge aus der Ukraine halten sich derzeit in Mülheim auf? Die Ausländerbehörde hatte bis zum Montagnachmittag 514 Ukrainer erfasst, darunter sind über 150 Kinder und Jugendliche. In dieser Woche sollen noch 72 weitere Menschen als Zuweisung vom Land in Mülheim ankommen. Die Stadt rüstet sich mit dem Ausbau des Saarner Flüchtlingsdorfs und mit Wohncontainern. Engpässe gibt es derzeit bei der Einrichtung der Schlafstätten.

In der Flüchtlingsunterkunft auf dem ehemaligen Kirmesplatz in Saarn haben derzeit über 90 von insgesamt 115 städtisch untergebrachten Menschen eine Bleibe gefunden, berichtet Stadtsprecher Volker Wiebels aus dem Ukraine-Krisenstab. Die meisten Flüchtlinge dürften vorerst privat untergekommen sein. Im Laufe des Montags werden noch 38, am Dienstag 34 weitere Flüchtlinge aus der Ukraine erwartet, die das Land NRW der Kommune zugewiesen hat. Auch diese 72 Neuankömmlinge werden in Saarn untergebracht, wo derzeit auch die Küchen hergerichtet werden.

Derzeit versorgt das DRK Mülheim in Saarn die Menschen mit Mahlzeiten

„Wir arbeiten daran, dass sich die Menschen selbst versorgen können“, so Wiebels. An der Mintarder Straße kümmert sich derzeit das DRK Mülheim im Auftrag der Stadt um die Verpflegung der Flüchtlinge. Ehrenamtliche versorgen die Menschen mit drei Mahlzeiten am Tag. Die Rotkreuzler arbeiten in einem Dreischichtensystem. Täglich sind laut DRK bis zu 15 Helfer vor Ort.

Auch interessant

Die Stadt rechne damit, dass auch ein Teil der bisher privat wohnenden Flüchtlinge auf längere Sicht Wohnraum bei der Stadtverwaltung suchen wird und von der Kommune untergebracht werden muss, so Wiebels. Die bestellten 30 Wohncontainer für das Saarner Flüchtlingsdorf werden aus Österreich angeliefert und sollen bis zum Monatsende bezugsfertig und an die Versorgung angeschlossen sein, kündigte Wiebels an. „Wir haben noch 400 Stockbetten aus der Krise im Jahr 2015 auf Lager“, so Wiebels. Weitere Betten seien schon bestellt. Engpässe gebe es derzeit bei Matratzen und Bettzeug. „Wir gehen aber davon aus, dass uns Teillieferungen erreichen.“ Gutgemeinte einzelne Sachspenden würden da nicht weiterhelfen, betont Stadtsprecher Wiebels erneut: „Das können wir logistisch gar nicht bewältigen.“

In Saarn wird das Mülheimer Ausländeramt zwei externe Büros einrichten

Neben den Unterkünften in Saarn kümmert sich die Stadtverwaltung um die angebotenen Mietwohnungen von SWB und MWB. Nach einer Prioritätenliste werde geschaut, welche Wohnungen, etwa für Familien, geeignet sind. Um die nötige Inneneinrichtung kümmere sich die Stadt, so Wiebels, so dass auch private Vermieter nicht nur möblierte Wohnungen und Zimmer der Wohnungsfachstelle anbieten müssten. „Die uns angebotenen Wohnungen von privat werden jetzt auch nach und nach besichtigt“, so Volker Wiebels.

Auch Angebote für einzelne Wohnungen nehme man entgegen und setze sie auf eine Liste, hieß es nun. Eine Prüfung, ob sie geeignet seien zur Flüchtlingsunterbringung, werde der städtische Immobilienservice aber nicht von heute auf morgen vornehmen können.

Am Montagnachmittag berichtete Mülheims OB Marc Buchholz im Sozialausschuss, dass Unternehmer Erwin Soravia angeboten habe, in den leergezogenen Gebäuden rund um die Parkstadt weitere Geflüchtete unterzubringen.

514 Ukrainer sind bis zum Montagnachmittag in Mülheim registriert worden. In der Flüchtlingsunterkunft auf dem ehemaligen Kirmesplatz in Saarn haben derzeit über 90 von insgesamt 115 städtisch untergebrachten Menschen eine Bleibe gefunden.
514 Ukrainer sind bis zum Montagnachmittag in Mülheim registriert worden. In der Flüchtlingsunterkunft auf dem ehemaligen Kirmesplatz in Saarn haben derzeit über 90 von insgesamt 115 städtisch untergebrachten Menschen eine Bleibe gefunden. © dpa | Matthias Bein

Um die Wartesituation vor dem Ausländeramt an der Leineweberstraße zu entschärfen, sei geplant, künftig zwei Registrierungsstellen, also zwei externe Büros, auf dem Gelände des Flüchtlingsdorfs in Saarn einzurichten, kündigte Stadtsprecher Volker Wiebels an. „Dann können sich die Menschen gleich vor Ort registrieren lassen.“ Flüchtlinge aus der Ukraine müssen sich zunächst anmelden, um etwa Sozialleistungen oder ärztliche Versorgung bekommen zu können. Schon jetzt habe das Ausländeramt täglich bis zu 120 Menschen aus der Ukraine erfasst – zusätzlich zu den sonstigen Aufgaben.

123 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine sind schulpflichtig

Von den bis zum Montagvormittag in Mülheim erfassten Ukrainern sind laut Angaben der Stadt 157 minderjährig – davon 15 ohne (erfasste) Begleitung. 123 Kinder und Jugendliche sind schulpflichtig, also zwischen sechs und 17 Jahren alt. „Sobald die Familien in Mülheim angemeldet sind, besteht nach deutschem Recht Schulpflicht“, erinnert Stadtsprecher Wiebels. Bei den Grundschulkindern – Stand Montagvormittag waren das 44 Kinder – sollen die Klassen in den Grundschulen aufgestockt werden, erklärt Wiebels.

Bei den weiterführenden Schulen gebe es derzeit in Mülheim 86 freie Plätze. Es seien Plätze in „Seiteneinsteigerklassen“ – in denen ausschließlich die jugendlichen Seiteneinsteiger ins Schulsystem eingegliedert würden. Es gebe auch in Mülheim die Möglichkeit, ukrainische Kinder und Jugendliche in den schon vorhandenen Regelklassen zu integrieren. Diese Kapazitäten würden aber zurzeit von der Schulaufsicht beim Land NRW ermittelt, so Wiebels.

Viele Kinder und junge Ukrainer in der Stadt

Der Mülheimer Ukraine-Krisenstab – geleitet von Gesundheitsdezernentin Daniela Grobe – trifft sich derzeit jeden Montag – und dazwischen nach Bedarf.

Bis zum Montagvormittag hatte die Mülheimer Verwaltung viele junge Ukrainer erfasst: 0-5 Jahre: 34; 6-10 Jahre: 44; 11-15 Jahre: 53; 16-17 Jahre: 26; 18-25 Jahre: 26.