Mülheim. Mülheim steht vor der Herausforderung, Kinder und Jugendliche aus der Ukraine schnell in Schulen und Kitas zu vermitteln. Die aktuelle Lage.
Die Flucht vieler Kinder und Jugendlicher aus der Ukraine stellt Mülheim vor die Herausforderung, sie in Kitas und Schulen zu integrieren. Die Stadtverwaltung zieht ein erstes Zwischenfazit.
Man sei in dieser Frage weiter „in der Sondierungsphase“, sagte der stellvertretende Leiter des Amtes für Kinder, Jugend und Schule, Peter Hofmann, dieser Tage. Hofmann spricht von einer unkalkulierbaren Tagesdynamik in der Flüchtlingsbewegung. Sprich: Es ist aktuell viel zu tun, um ukrainischen Kindern und Jugendlichen so schnell wie möglich die Chance zu eröffnen, auch im fremden Land Fuß zu fassen in Kita und Schule.
In Mülheim stehen aktuell in Seiteneinsteiger-Klassen 86 Plätze zur Verfügung
Auch interessant
Land und Bezirksregierung hatten die Schulträger vor Ort aufgefordert, die Kinder und Jugendlichen möglichst schnell einzugliedern. Abläufe wurden in einer Regionalkonferenz besprochen. In Mülheim kommt dem Kommunalen Integrationszentrum (KIZ) dabei eine zentrale Rolle zu: Sobald ukrainische Kinder und Jugendliche im Ausländeramt registriert sind, soll das KIZ eingeschaltet werden, um Vorbildung und Sprachkenntnisse der Ukrainer zu checken und Eltern, meist Mütter, zu beraten.
Das soll sicherstellen, dass sie einer geeigneten Schulklasse zugewiesen werden. Grundschulkinder werden bestehenden Klassen zugeordnet. Für ältere Kinder und Jugendliche stünden an weiterführenden Schulen weiterhin Seiteneinsteiger-Klassen zur Verfügung. Mitte dieser Woche, so berichtete Hofmann, seien in diesen Klassen bis zu den Sommerferien noch 86 Plätze freigeschaufelt: je 20 an Gesamt- und Realschulen sowie 46 an Gymnasien.
Kommunales Integrationszentrum hatte zuletzt 74 Vermittlungen ausstehen
Auch interessant
Basis dafür sei allerdings eine Planung, die vor dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine angestellt worden war. Schon Mitte der Woche war das KIZ laut Hofmann „hoch belastet“, weil für 74 Flüchtlingskinder eine Lösung zu finden war. Die Zahl verdeutlicht auch bereits, dass die Stadt mit ihrer bisherigen Planung aller Voraussicht nach die neue Zuwanderung nicht wird meistern können. „Die Zahlen werden täglich höher werden“, prognostiziert Hofmann.
Liefen die bestehenden Klassen absehbar voll, sagt er, werde das Schulamt mit den Schulen vor Ort in die Diskussion gehen, wo es zusätzliche Räumlichkeiten geben, wo man gegebenenfalls zusammenrücken könne. „Das macht aber nur Sinn, wenn das Land uns auch Personal zur Verfügung stellt, etwa pensionierte Lehrer oder auch Lehrerinnen aus der Ukraine, mit Deutsch als Fremdsprache“, so der stellvertretende Amtsleiter.
Mülheim will alles daransetzen, auch Kita-Plätze anbieten zu können
Auch für Kinder im Kita-Alter ist die Stadt aktiv und fragt Plätze in Einrichtungen ab. „Es gibt auch Angebote von freien Trägern, noch zusätzlich Kinder aufzunehmen“, sagt Hofmann, schränkt aber ein, dass es eben nicht entsprechend der Schulpflicht auch eine Verpflichtung gebe, eine Kita-Betreuung sicherzustellen. Gleichwohl werde die Stadt aber alles daransetzen, um auch hier Kindern Integrationschancen einzuräumen.
Krieg in der Ukraine: Die bewegendsten Geschichten unserer Redaktion
- Samt Hund und Papagei ist Irina Rozhnetskaya mit ihren beiden Töchtern von Kiew nach Mülheim geflohen. Hier erzählen sie von ihrer Flucht, ihren Ängsten und Hoffnungen.
- „Ich bin völlig verzweifelt“, sagt die ehrenamtliche Helferin Anna Liberzon aus Mülheim. Hier lesen Sie, welchen Herausforderungen sie sich stellen muss und was Geflüchtete ihr erzählen.
- Sie kennen Bunker, Bomben, Sirenen und Hunger. Drei Mülheimer haben als Kind den Zweiten Weltkrieg erlebt. Wie sie jetzt über die Ukraine-Lage denken, haben sie unserer Redaktion erzählt
- Die Familie von Dmytro Zavadsky, Badmintonspieler für Mülheim, ist vor dem Krieg geflohen. Er und sein Schwager müssen in der Ukraine bleiben. Wie der Krieg die Familie auseinanderreißt, lesen Sie hier.
- Der Krieg gegen die Ukraine erfasst auch Belarus. Die Mülheimer Tschernobyl-Initiative hat eine Sorge mehr. Warum Hilfe vor Ort fast unmöglich wird.