Mülheim. Mitten in der Mülheimer Innenstadt eröffnet der Verein „Rolli Rockers Sprösslinge“ einen Spenden-Laden für ukrainische Geflüchtete.

Am Löhberg 4, im ehemaligen Ladengeschäft von Tabak Budde, ist jetzt Kleidung für Groß und Klein zu haben – für ukrainische Flüchtlinge kostenlos, für andere Bedürftige zu einem Spendenbeitrag. Eine Jacke etwa kostet einen Euro.

„Immer im Einsatz für die Menschlichkeit“, bringt Bernd Nierhaus alias Rolli Rocker das Anliegen des Vereins auf den Punkt. Seine Mitarbeiterin Beate ergänzt: „Ich bin dankbar und froh, hier arbeiten zu können, mithelfen zu können, das ist wichtig.“ Wie alle Vereinsmitglieder ist sie ehrenamtlich – und gerne – dort tätig.

Mülheimer Ladenlokal wurde gesponsert

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Der Verein Rolli Rockers Sprösslinge existiert schon lange, betreibt in der Sandstraße 21, mitten im Brennpunkt Eppinghofen, eine Essensausgabe, jeweils montags, mittwochs und freitags, dort befindet sich auch das Büro. Doch für das jetzige Vorhaben, den nach Mülheim kommenden Flüchtlingen aus dem Kriegsgebiet Ukraine weitaus umfangreichere Spenden zukommen zu lassen, hätte der Laden nicht gereicht.

Und helfen will der Verein, tatkräftig wie immer. Lautet doch ihr Slogan: „Der Verein, der nicht nur redet!“. Als Bernd Nierhaus von der großzügigen Spende erfuhr, die Lars von Lackum von der LEG Immobilien der Ukraine-Hilfe zukommen ließ, hat er ihn einfach angesprochen. „Da können Sie mir auch den Laden umsonst geben.“ – Was von Lackum auch tat, sogar noch die Nebenkosten übernimmt.

Zwei Familien konnte Nierhaus in Mülheim schon unterbringen

Rolli Rockers Sprösslinge

Spenden können am besten direkt im Laden Löhberg 4 abgegeben werden, wo sich inzwischen die vollständigen Bestände der vereinseigenen Kleiderkammer befinden. Wem die Sandstraße 21 näher liegt, kann auch dort seine Spenden lassen, der Verein kümmert sich darum, alles in die City zu bringen.

Benötigt werden Haushaltswaren, Elektrogeräte, Spielzeug, Bettwäsche, vor allem aber (frisch gewaschene) Kinder- und Damen-Kleidung sowie Schuhe. Wie immer gilt: Bitte nur gut erhaltene und funktionstüchtige Sachen abgeben, aber das versteht sich ja von selbst, wenn man wirklich helfen will.

Wer Ukrainer kennt, die Hilfe benötigen, bitte einfach beim Verein melden!Der Laden ist montags bis samstags geöffnet von 9-15 Uhr.

So kann sich der Verein auf seine Kernaufgabe konzentrieren, nämlich Hilfe zu leisten, und zwar von Anfang an. Mit Freude erzählt Nierhaus, dass er bereits zwei Familien in einen privaten Haushalt habe vermitteln können, bei einer dritten „bin ich jetzt noch dran“, sagt er. „Die haben ja nichts, die brauchen alles.“ Er will sich kümmern, Wohnungen einrichten, damit die Flüchtlinge hier wirklich leben können.

Deshalb bittet er die Mülheimer Bevölkerung um Spenden für die ukrainischen Hilfsbedürftigen, Geldspenden sind willkommen, weit mehr aber wird die Grundausstattung benötigt. „Wichtig wären E-Geräte, vom Kühlschrank bis zum Herd, einfach alles.“ Dann natürlich Kleidung, vor allem für die Kinder, aber auch für deren Mütter und womöglich auch die Großeltern. Über Spielzeug freuen sich die kleinen Flüchtlinge natürlich auch – im Laden erhält jedes Kind zuerst ein Stofftier und dazu ein Malbuch von der Polizei, mit der der Verein eng zusammenarbeitet.

In Mülheim werden noch Unterkünfte für Familien gesucht

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Wie auch mit dem Amt für Soziales, denn Nierhaus will wissen, wie viele Ukrainer wann kommen, um zu besorgen, was nötig ist. Auf Facebook hat er schon eine Anfrage gestartet, wer in Mülheim Familien aufnehmen kann. Bis behördlich die finanzielle Unterstützung geregelt ist, übernimmt der Verein sogar teilweise die Lebenshaltungskosten.

All das erzählt Bernd Nierhaus von seinem Rollstuhl aus mit größter Selbstverständlichkeit. Weil es das eben auch für ihn ist: selbstverständlich. Die zwei Mitarbeiterinnen, die danebenstehen, nicken eifrig. Drinnen wuseln währenddessen noch drei weitere Mitarbeiter herum, denn auch wenn zurzeit noch kaum Ukrainer zu ihnen in den Laden finden, der Laden als Spendenannahmestelle nur in überschaubaren Kreisen bekannt ist, müssen die bereits vorhandenen Sachspenden sortiert werden.

Mülheimer Verein sucht dringend Hygieneartikel

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Die Kommoden und Regale sind schon ganz gut gefüllt, die großen Kleiderständer ebenso, Kinderwagen reihen sich aneinander, Spielzeug liegt im Schaufenster aus. „Die Ukrainer können hierher kommen und kriegen dann alles kostenlos. Wir müssen was tun!“, sagt Nierhaus. Und ergänzt: „Was wir nicht haben, sie aber brauchen, besorge ich.“ Hygieneartikel sind besonders wichtig, wissen die Vereinsmitglieder. „Die brauchen wir dringend – und viel.“

Unlängst kam eine Ukrainerin doch schon in den Laden, konnte kein Wort Deutsch. „Die hab ich einfach nur umarmt“, gibt Nierhaus zu und schweigt ganz kurz. Dann richtet er sich in seinem Rollstuhl auf. „Da muss jeder Hilfe leisten, das muss alles gerockt werden.“

Nierhaus: „Wir versuchen alles, um zu helfen“

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Haushaltswaren aller Art, Küchengeräte, aber auch Möbel werden benötigt. Die aber bitte nur nach Rücksprache. Dann kommt jemand bei Bedarf und holt das Möbel ab. So einfach geht das. „Wir können nur helfen“, führt Nierhaus aus. „Und geschockt sein, wenn wir Nachrichten gucken.“ Er meint, was er sagt. „Wir versuchen alles, um zu helfen. Machen wir ja sowieso schon.“