Mülheim. Es hat länger gedauert als gedacht: Jetzt steht fest, dass ein großer Fahrradhandel an Mülheims Hafen eröffnen wird. Der Stand am Jost-Areal.
Das seit Jahren verwaiste Areal der Jostschen Schrottverwertung am Hafen wird sich in absehbarer Zeit mit Leben füllen. Jetzt steht die Ansiedlung eines weiteren Ankerpächters fest.
Mülheim bekommt einen großflächigen Fahrradhandel. Das Hamburger Unternehmen B.O.C. (Bike & Outdoor Company) hat Ende vergangener Woche den Pachtvertrag für eine Teilfläche des Jost-Areals an der Weseler Straße unterschrieben. Das bestätigte Geschäftsführer Bernd Heumann auf Nachfrage. Für Mai oder Juni schon sei der erste Spatenstich in Planung, im Frühjahr 2023 soll der XXL-Fahrradmarkt eröffnen.
B.O.C. will in Mülheim 1000 Räder im Sortiment bieten, dazu Zubehör und Werkstatt
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Die Bike & Outdoor Company, 1999 gegründet, betreibt aktuell deutschlandweit 40 Filialen. Zwischen den Standorten Mönchengladbach und Dortmund will B.O.C. nun ein weiteres Standbein am Mülheimer Hafen setzen; man kalkuliert mit einem Einzugsgebiet mit rund 400.000 potenziellen Kunden.
Auf einer Gesamtfläche von 2800 Quadratmetern (1600 für den Verkauf) will der Fahrradhändler ab kommendem Jahr eine Auswahl von rund 1000 Fahrrädern und E-Bikes anbieten, ergänzt durch Zubehör und Textilien. Auch eine eigene Werkstatt soll es geben.
Im Sortiment sollen zahlreiche namhafte Marken wie Gazelle, Ghost, Merida, Bergamont, Haibike, Raleigh, Winora und andere sein. Außerdem soll jeder das richtige Rad für seinen Bedarf finden können: ob City- oder Trekkingrad, Kinderrad, Mountainbike, Rennrad oder eben E-Bike.
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Hamburger Unternehmen investiert selbst eine Million Euro in den Ausbau
Eine Fachberatung ist versprochen, auch einiges mehr. Im Gebäude, das die Paul Jost GmbH errichtet und langfristig an B.O.C. verpachtet, wird der Fahrradhändler, der unter boc24.de auch im Internet verkauft, eine Indoor-Teststrecke mit Belag aus Epoxidharz einbauen.
Etwa 100 Meter lang werde der Rundkurs um die Verkaufsfläche herum sein, verspricht Geschäftsführer Heumann Kunden, um für den Test von Rädern nicht von Wind und Wetter abhängig zu sein. Eine Million Euro investiere B.O.C. selbst in den Ausbau der Mülheimer Filiale.
Auch eine Besonderheit laut Heumann: Steuerbegünstigtes Dienstrad-Leasing sei für alle Arten von Rädern möglich. „Bis zu 40 Prozent kann ein Arbeitnehmer dadurch sparen“, sagt der B.O.C.-Geschäftsführer.
Zusätzlich biete das Unternehmen ein besonderes Finanzierungsmodell für Räder an (easybikefinance.de). Für Laufzeiten zwischen drei, vier oder fünf Jahren wird ein „Rundum-Sorglos-Paket“ angeboten: Für eine Flatrate sind dann etwa Versicherungsschutz, Reparaturservice, jährliche Inspektion, Akkuschutz oder Pannenservice (Transport im Pick-up) inbegriffen.
Baugenehmigung für „Mr. Wash“ in Mülheims Hafen ist auch erteilt
„Wir sind voller Vorfreude auf unseren neuen Standort“, so Heumann. Dass sein Fachmarktzentrum kleinere örtliche Fahrradhändler vom Markt verdrängen könnte, glaubt er nicht und verweist auf seine Heimat in Lüneburg, wo B.O.C. seit 2017 mit einer Filiale präsent ist. Zwei große und sieben kleinere Händler dort hätten sich am Markt gehalten, sagt er. Vielmehr habe die B.O.C.-Ansiedlung Lüneburgs Anziehungskraft für Rad-Kundschaft insgesamt erhöht. „Da muss sich in Mülheim wirklich kein Händler Sorgen machen“, verweist Heumann auch darauf, dass die E-Bike-Entwicklung ohnehin exponentielles Umsatzwachstum der Branche erwarten lasse.
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Die Baugenehmigung für den Fachmarkt ist laut Axel Booß von der städtischen Bauaufsicht seit Oktober 2021 erteilt. Seit Januar hat Grundstückseigentümer Jost eben eine solche Baugenehmigung auch für das Vorhaben von Mr. Wash, an der Weseler Straße ein großes Autoservice-Center zu eröffnen. Der Essener Betreiber plante zuletzt mit zwei Waschbändern für die Außenwäsche von Fahrzeugen und 200.000 Autowäschen pro Jahr in Mülheim. Ebenso soll es eine Innenreinigung am Fließband geben sowie Möglichkeiten, größtenteils wettergeschützt auch selbst Hand anzulegen bei der Reinigung des Fahrzeuginneren.
Genossenschaft „Dach-Fassade-Holz“ will ihren Betrieb um 5000 Quadratmeter erweitern
Einen weiteren, rund 5000 Quadratmeter großen Teil der Jost-Fläche hat die Genossenschaft „Dach-Fassade-Holz“ für 30 Jahre auf Erbpachtbasis erworben, wie deren Vertriebsleiter und Prokurist Markus Piel am Dienstag gegenüber dieser Redaktion berichtete.
„Eine glückliche Fügung“ nennt Piel den Grundstücksdeal, der eine Erweiterung am angestammten Standort ermöglicht, die seit Jahren des Platzmangels herbeigesehnt worden war. Der Standort verdoppelt fast seine Größe, wird auch neue Mitarbeiter brauchen.
Die DEG, die als Großhandel ein Vollsortiment für alles rund ums Dach und auch konstruktiven Holzbau bietet, betreibt insgesamt 22 Standorte für ihren genossenschaftlich von Dachdecker- und Zimmereibetrieben getragenen Baustoffhandel. Mit ihrem Bauvorhaben für eine Lagerausdehnung ist die DEG aber noch nicht so weit wie ihre neuen Nachbarn. Der Bauantrag wartet noch auf die behördliche Genehmigung.
Kommt Burger King zur Weseler Straße in Mülheim? Wohl eher nicht
Auch die Fastfood-Kette Burger King war im Gespräch für eine Ansiedlung vor Ort. In der Baubehörde liegt dazu aber nichts vor. Behördenchef Axel Booß glaubt allerdings, dass neben den drei Vorhaben kaum mehr Platz sein dürfte für ein Fastfood-Restaurant auf dem Jost-Gelände.
Neue Jobs an Mülheims Hafen
Fahrradhändler B.O.C. will in Mülheim ein Team von 25 Leuten aufbauen. Schon jetzt sucht er qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den Verkauf und die Werkstatt. Infos zu den Stellen gibt es auf boc24.de/jobs.
Für „Mr. Wash“ hatte Vorstand Richard Enning vor einem Jahr davon gesprochen, 50 bis 60 Mitarbeiter am Hafen unbefristet beschäftigen zu wollen. Enning hob dabei hervor, dass auch Chancen für ungelernte Arbeitskräfte bestünden. Auch Studenten seien willkommen, „weil wir sehr flexible Arbeitszeitmodelle haben“, so Enning, der derzeit im Urlaub weilt, im Januar 2021.