Mülheim. . Der Umzug der umweltpolitisch höchst umstrittenen Schrottverarbeitung in Speldorf ist nahezu abgeschlossen. Nach 57 Jahren kehrt Ruhe ein.

Von „Musik in den Ohren“ sprechen Anwohner rund um die Weseler Straße in diesen Tagen. Die letzten Reste der riesigen Schrottverarbeitung verschwinden. Die Ruhe in Speldorf kehrt zurück und mit ihr die Lebensqualität, auf die Anwohner wie Horst Buchmüller über 50 Jahre gewartet haben. Die Firma Jost hat die Verlagerung ihrer Schrottverarbeitung ins Hafengelände nahezu abgeschlossen.

Dort an der Timmerhellstraße ist in den vergangenen Monaten, wie Wirtschaftsförderer Jürgen Schnitzmeier erklärt, eine der international beeindruckendsten Schrottverarbeitungen entstanden, die auf höchstem Niveau von Umweltstandards arbeite. Die Firma Jost, eine der größten Schrottverarbeiter im Land, hatte mit dem Umzug ins Hafengelände, wo es einen Anschluss an den Transportweg Wasser gibt, zahlreiche planungsrechtliche, sicherheitstechnische, ökologische und wasserschutzrechtliche Auflagen erfüllen müssen. Wie es heißt, will das Unternehmen den Betrieb der Öffentlichkeit, insbesondere der Stadtpolitik, demnächst vorstellen.

Die mächtigen Falltürme, unter deren Wucht der Schrott aus aller Welt über Jahrzehnte zerkleinert wurde, gibt es am neuen Standort nicht mehr. Gerade unter dem Lärm der Türme und unter dem der Zerkleinerungsscheren hatten die Anwohner am bisherigen Standort massiv gelitten. Es gab von morgens bis abends Krach, Erschütterungen, Luftbelastungen. Vorbei. Die Tore zum Gelände an der Weseler Straße sind geschlossen, verlassen wirken die Schienen vor dem Gelände, wo in der Vergangenheit Millionen an Tonnen Schrott angeliefert worden waren.

Größte Umweltbelastung in der Stadt

„Es war die größte Umweltbelastung in der Stadt“, betont Lothar Reinhard von den Mülheimer Bürgerinitiativen. Kein anderes Projekt habe so viele Beschwerden hervorgerufen. „Es hat fast ein Menschenleben gedauert, bis wir wieder Ruhe erleben durften“, sagt Horst Buchmüller, der mit eine Bürgerinitiative initiiert hatte. Genau genommen sind es 57 Jahre gewesen, in denen das Werk in Nachbarschaft zur Wohnbebauung wirken konnte – völlig legal. Bis nach Berlin reichten die Versuche, der Umweltbelastungen ein Ende zu bereiten. Die Firma Jost hatte lange nach einem alternativen Betriebsgrundstück gesucht und es dann endlich im Hafen, zwei Kilometer entfernt, gefunden.

An der Weseler Straße, so Schnitzmeier, „werden wir jetzt die Vermarktung des Geländes intensivieren“. Es gebe mehrere Optionen, auch eine Aufteilung des Geländes, das nach wie vor Jost gehört, sei vorstellbar. Das künftige Gewerbe muss zur angrenzenden Wohnbebauung passen. Einen Bestandsschutz, den die Firma Jost genoss, gibt es nun nicht mehr.