Mülheim. . Mehr als vier Jahrzehnte lang haben Bürger in Speldorf dafür gekämpft, jetzt ist es offenbar soweit: Der emissionsträchtige Schrottbetrieb Jost ist mit der Stadt handelseinig über den Kauf eines Grundstücksdirekt am Hafen. Der komplette Betrieb soll umziehen.

Mehr als vier Jahrzehnte haben Speldorfer Bürger insbesondere an der Hofackerstraße auf diesen Moment gewartet, jetzt steht er kurz bevor: Die Schrottverarbeitung Jost, der erhebliche Luftbelastungen durch Eintrag von Schwermetallen zugeschrieben werden, wird aller Voraussicht nach ihren Standort an der Weseler Straße aufgeben und an den Hafen umsiedeln.

Der Leiter der Stadtkanzlei, Frank Mendack, bestätigte nun eine entsprechende Information dieser Zeitung. Jost sei entschlossen, zur Timmerhellstraße umzuziehen. Dort, neben der Harbecke-Fläche, werden am Ende dieses Monats 70 000 Quadratmeter mit 285 Metern Kaimauer für den direkten Hafenumschlag frei, weil der ebenfalls Schrott verarbeitende Betrieb der TSR Rhein-Ruhr seinen letzten, über 40 Jahre gehenden Pachtvertrag mit den Betrieben der Stadt nicht verlängerte.

Verhandlungen seit Jahresbeginn

Seit Jahresbeginn schon habe die Stadt mit Jost „sehr vertrauliche Vertragsverhandlungen geführt“, so Mendack. Das äußerst sensible Thema hatte Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld zur Chefsache erklärt, sie lobte gestern die „sehr konstruktiven Gespräche“ mit dem Jost-Inhaber. Er habe höchste Kooperationsbereitschaft bei dem Ansinnen gezeigt, der extrem hohen Luftbelastung rings um die Weseler Straße endlich ein Ende zu setzen.

Wirtschaftsförderung: Schon Gespräche für Jost-Fläche

Womöglich, so ist zu hören, könnte der Jost-Umzug noch in diesem Jahr vonstatten gehen.

Die Wirtschaftsförderung M&B jedenfalls hat schon erste Gespräche mit potenziellen Nachnutzern der Jost-Flächen an der Weseler Straße geführt. Die bestätigte Geschäftsführer Jürgen Schnitzmeier.

Man habe konkrete Anfragen für das Grundstück. Im Fokus seien dabei Nachfrager aus dem Mülheimer Unternehmensbestand und die Umweltverträglichkeit.

Die Stadt verhandelte auf höchster Eben mit Jost, alle wesentlichen Dienstellen, ob Umweltamt, Kämmerei oder Wirtschaftsförderung, waren involviert. Um den Vertragsabschluss nicht zu gefährden, wurde offenbar geheim verhandelt. Die sensible Angelegenheit sollte wohl mit aller Macht aus dem Wahlkampf herausgehalten werden.

Nun steht fest: Jost ist bereit, seinen Betrieb komplett zu verlagern. Auf dem Hafengrundstück könnte er mit Fallwerk und Schrottschere neu starten. Für beides hatte auch der Vorgängerbetrieb TSR Rhein-Ruhr dort eine Betriebsgenehmigung, der Jost-Umzug ist dem Vernehmen nach mit der Umweltaufsicht der Bezirksregierung abgestimmt. Das Areal am Hafen ist etwa doppelt so groß wie das jetzige Jost-Areal. Möglich ist, dass Jost Teile des Grundstücks weiterhin an Dritte verpachtet. Aktuell ist dort die Salzgitter-Tochter Deumu tätig.

Politik muss noch zustimmen

Freilich: Der Grundstücksverkauf an Jost, das macht Mendack klar, steht noch unter dem Vorbehalt eines politischen Beschlusses. Aber was sollte die Politik schon dagegen haben. . .

„Gott sei Dank ist der Betrieb dann ein Stück weit weg“, reagierte Bürgerinitiativler Host Buchmüller von der Hofackerstraße erleichtert. Jahrzehnte hatten er und Mitstreiter gegen die extrem hohen Luftbelastungen vor Ort gekämpft. Buchmüller war durchaus in Feierlaune: „Wir haben die dicke Pulle schon aus dem Keller geholt, wir werden sie jetzt entstauben und knacken.“