Mülheim. Eine Mülheimer Pferdebesitzerin lobt 1000 Euro Belohnung aus. Für sie steht fest, dass eine brutale Tat zum qualvollen Tod ihrer Stute führte.
Es sind grausame Bilder, die wir hier gar nicht zeigen wollen: Am Aubergweg in Saarn ist ein Pferd offenbar derart in Panik versetzt worden, dass es in einen Elektrozaun sprang, wohl vor einen Baum prallte und schließlich so unglücklich stürzte, dass ein Stahlpfosten sich durch ihren Hals und Kopf bohrte. Die Polizei ist eingeschaltet.
„Ich hoffe es“, sagt Christiane Taubert unter Tränen auf die Frage, ob ihre geliebte englische Vollblutstute wohl hoffentlich nur kurz leiden musste. Wissen tut sie es nicht. Christiane Taubert hat am Aubergweg seit Jahren ein Gelände gepachtet, wo ihre Pferde, zuletzt drei an der Zahl, untergebracht sind. Auf dem Areal steht der Stall offen, sie können sich frei bewegen, können nach Lust und Laune aus dem Stall aufs Sand-Paddock und darüber hinaus.
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Mülheimerin und ihre Tochter gehen von einer schrecklichen Tat von Tierquälern aus
Es war Freitagmorgen, um 8 Uhr in der Früh, als eine Nachbarin Christiane Taubert alarmierte, dass eines ihrer Pferde im Gebüsch liege. Als die 59-Jährige, die im Dorf Saarn wohnt, am Stall ankommt, zeigt sich ihr ein schreckliches Bild: Dort liegt ihre zehnjährige Stute. „Gepfählt“, wie ihre Tochter Nadja Bahr später ihr Entsetzen auf Facebook ausdrückt. „Ihre wunderbare zehnjährige Stute war tot.“
So etwas passiere nicht „einfach so“, sind sich Mutter und Tochter einig. Beide gehen von einer schrecklichen Tat aus, von mindestens zwei Tätern. Sie, so die Mutmaßung, könnten die Pferde auf dem Gelände derart in Panik versetzt haben, dass die sanftmütige Stute, die sonst eigentlich größten Respekt vom dem Elektrozaun gehabt habe, im Fluchtreflex dort hineingesprungen sei.
„Es muss eine regelrechte Treibjagd stattgefunden haben“
Christiane Taubert glaubt vor Ort einige Beweise für ihre böse Ahnung gefunden zu haben. Etwa einen Asphaltbrocken, ein halbes Kilo schwer, daneben „viele, viele Steine“. Am Asphaltbrocken hätten Haare der Stute gehaftet, erzählt die 59-Jährige. Ihre Theorie bei dürftiger Beweislage, die auch ein Polizist aufgenommen habe: Mindestens zwei Menschen müssen auf das Grundstück gekommen sein, die Tiere gescheucht und in die Enge gedrängt, aller Voraussicht nach auch mit Steinen und dem Asphaltbrocken traktiert haben.
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„Es muss eine regelrechte Treibjagd stattgefunden haben“, sagt Tochter Nadja Bahr. Ihre Mutter sieht das ebenso. Tiefe, von den Hufen getretene Löcher im Boden sprächen für ein „massives Tempo und den Druck“, mit dem ihr Pferd offenbar versucht habe, Reißaus zu nehmen.
1000 Euro Belohnung sind für Hinweise zur Ergreifung der Täter ausgelobt
Augenzeugen sind bislang aber nicht bekannt. Nachbarn hätten allerdings gegen 3 Uhr nachts aufgeregte Pferderufe gehört, glaubt Tochter Nadja Bahr, dass diese von „der Tochter der zu Tode gehetzten Stute“ kamen. Als Tatzeit komme der Zeitraum von Donnerstag vergangener Woche um 22 Uhr und 3 bis 4 Uhr nachts infrage, so Nadja Bahr. Mutter und Tochter hoffen, dass sich vielleicht doch noch Zeugen finden. Christiane Taubert lobt 1000 Euro Belohnung aus für Hinweise, die zur Ergreifung von Tätern führen. Hinweise nimmt die Halterin unter Chester-Bound@web.de entgegen.
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Am Morgen nach der tragischen Nacht seien die anderen beiden Pferde „sehr mitgenommen, aufgewühlt und verängstigt“ gewesen, schildert Nadja Bahr. „Der ältere Wallach musste aufgrund eines massiven Kreislaufzusammenbruchs tierärztlich behandelt werden. Auch um ihn stand es kritisch!“ Beide Tiere seien schwer traumatisiert, „voll durch den Wind“, sagt Christiane Taubert.
Weitere Überwachungskameras sollen das Gelände nun absichern
Noch am Samstag wollte die Halterin weitere Überwachungskameras für das Gelände anschaffen; auch der Zaun war zu reparieren. In den sozialen Medien wurde die Angst geäußert, dass es die Tierquäler womöglich nicht bei der einen Tat belassen könnten. Jedenfalls glaubt Christiane Taubert nicht, dass es ein gezielter Angriff gegen ihre Person war. „Ich habe keine Feinde“, sagt die Saarnerin, die in der Verwaltung der Duisburger Feuerwehr arbeitet. Sie appelliert an die Menschen im Umfeld, achtsam zu sein.
Bei Christiane Taubert bleibt die tiefe Trauer um ihre Stute. Und die Ungewissheit, wie lange ihr Pferd womöglich des Nachts seinen Todeskampf erleiden musste. „Nicht auszumalen, ich wäre morgens zum Stall gekommen und hätte dort meine Stute im Todeskampf sehen müssen, der seit Stunden andauert“: Bei diesem Gedanken wird Tauberts Stimme brüchig. Tränen fließen.
Etwas von diesen fürchterlichen Gedanken glaubt sie sich aber doch nehmen zu können. Sie hoffe, dass ihre Stute sofort tot war. Dafür spreche, dass der Boden rings um den Fundort nicht aufgewühlt gewesen sei.
Ein Kinderbild mit Pferd am Zaun: Familie wird viel Trost gespendet
Die Polizei hat bislang auf eine Anfrage der Redaktion von Samstagmorgen noch nicht Stellung genommen zum Fall. In der Nacht zum Sonntag teilte ein Polizeisprecher mit, dass sich „leider alle Pressesprecher in einem Einsatz befinden und dementsprechend keine Recherchen vornehmen können“. Auch am Sonntag werde die Pressestelle „lediglich für die Bilanzierung des Einsatzes da sein“. Am Montagmorgen hieß es, man ermittle wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz bzw. Sachbeschädigung.
Am Sonntag spürt die Familie weiter tiefe Trauer und Entsetzen. Es gibt aber auch viel Trost in der Nachbarschaft, über die sozialen Netzwerke. Am Tor zum Reitstallgelände hängt ein Bild, das ein Kind dort aufgehangen hat: mit einem Pferd vor strahlend blauem Himmel. Auch das spendet ein wenig Trost.
Pferdehalterin: Probleme gab es schon früher
Pferdehalterin Christiane Taubert berichtet im Einklang mit anderen Anwohnern, dass es auch in der Vergangenheit Probleme rund um ihren Pferdestall am Aubergweg gegeben habe.
Im Sand-Paddock, der vor dem Stall nahe zur Straße liegt, habe sie immer wieder Müll und Steine entdeckt, die offenbar aufs Gelände geworfen worden seien. Einmal habe sie gar Kinder beim Steinewerfen erwischt. Auch Autos und Zäune im Umfeld seien beschädigt worden. So idyllisch, wie es vor Ort wirke, sei es am Aubergweg leider nicht. Vandalismus sei weit ausgeprägt.