Mülheim. Bei einer Demo von Landwirten in Mülheim, sind zwei ausgesetzte Ferkel gefunden worden. Weitere Tiere wurden in Moers und Oberhausen ausgesetzt.

Nutzer im Netz sind entsetzt über einen Unbekannten, der wohl mehrere Ferkel ausgesetzt hat. Am Mittwoch wurden zunächst zwei Schweine an der Styrumer Burgstraße – am Rande einer Demo von Schweinebauern vor der Aldi-Süd-Zentrale – in Kartons gefunden. Die Feuerwehr übergab die Tiere an das Städtische Tierheim. Unterdessen sind vier weitere kleine Schweine in Kartons gefunden worden: eines in der Nähe des Styrumer Friedhofs, eines an der Hauskampstraße, eines in Oberhausen-Biefang am Park Rathenaustraße sowie in Moers an der Orsoyer Allee in der Nähe einer Aldi-Filiale. Gibt es einen Zusammenhang?

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„Es handelt sich sprichwörtlich um eine echte Schweinerei“, findet Stadtsprecher Volker Wiebels und spricht sogar von einem „Skandal“. Zwei männliche Ferkel habe die Feuerwehr am Mittwoch im Tierheim abgegeben. Ein weiteres weibliches Ferkel wurde am Donnerstag in einem Gebüsch an der Hauskampstraße gefunden. „Eins ist klar: Das Ganze ist eine Straftat nach dem Tierschutzgesetz und wir erstatten Anzeige gegen Unbekannt“, so Wiebels. Dies zeige, dass dem Verursacher die Tiere völlig egal seien. „Nach Aussage unserer Tierheimleitung handelt es sich bei den Ferkeln offensichtlich um Tiere aus einer Massenhaltung, die kein Tageslicht, geschweige denn die Sonne kennen und daher extrem stress- und krankheitsanfällig sind. Das ist Tierquälerei.“

Tierheim: Ferkel sollen in erfahrene Hände gegeben werden

Schweine suchen nun neues Zuhause

Die beiden Ferkel, die derzeit im Mülheimer Tierheim untergebracht sind, sollen nun in gute, aber vor allem auch fachlich erfahrene Hände abgegeben werden, so die Stadt.

Interessenten können sich daher an die Leiterin des Tierheims, Marion Niederdorf, wenden: Städtisches Tierheim, Horbeckstraße 35, 372211, Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 13 bis 16.30 Uhr, Samstag von 11 bis 13 Uhr oder per E-Mail: tierheim@muelheim-ruhr.de

Tierheim-Leiterin Marion Niederdorf ergänzt: „Schweine sind generell sehr stressanfällig. Den Ferkeln geht es aktuell aber ganz gut.“ Wo die Tiere herkommen, sei nicht nachvollziehbar, da die Ohrmarken entfernt wurden. Nun hofft Niederdorf, die Tiere in erfahrene Hände geben zu können, „möglichst ohne die Gefahr der Schlachtung“.

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Die Polizei Essen/Mülheim bestätigt den Fund der Ferkel in Styrum. „Es wurde Anzeige wegen des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz gestellt“, sagt ein Polizeisprecher. „Die Ermittlungen laufen.“

Zettel des Besitzers klebte am Karton, in dem die Tiere gefunden wurden

Der Stadt liegt ein Zettel vor, der auf dem Karton bei den Ferkeln klebte. Darauf ist zu lesen: „Ich bin hier, weil mein Landwirt die Futterkosten nicht mehr zahlen kann, denn wenn ich groß bin (25 Kilo), bekommt er (mein Ferkelerzeuger) 20 Euro für mich! Wenn Sie jemanden kennen, der mich artgerecht für dieses Geld aufzieht, können Sie mich gerne artgerecht halten/weitergeben. Ansonsten tun Sie das, was Sie für richtig halten. Ihr an Tierwohl teilnehmender Ferkelerzeuger.“

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Was sagen die Landwirte zu dem Vorfall? „Das ist unverantwortlich“, findet Frank Kisfeld vom Verein „Land sichert Versorgung NRW“, der die Demo vor der Aldi-Filiale am Mittwoch veranstaltet hat. Landwirte aus ganz NRW hatten an der Burgstraße demonstriert, um auf die finanzielle Misere der Schweinebauern aufmerksam zu machen. Etwa 200 Meter entfernt von der Versammlung wurden zwei der Ferkel in den Edeka-Einkaufskartons gefunden. Wer hinter der Aktion stecken könnte, könne er sich nicht erklären.

Eines der Ferkel wartet auf dem Gnadenhof in Weeze auf ein neues Zuhause

„Eine Kollegin wollte die Tiere eigentlich zu ihrem Hof mitnehmen, jedoch hatten wir Angst, dass möglicherweise Tierschützer diese aus irgendeinem Pestgebiet geholt und hier ausgesetzt haben könnten“, sagt Kisfeld. Die Gefahr der Krankheitsübertragung wäre zu groß gewesen. Also entschlossen sich die Bauern, die Tiere der Feuerwehr zu übergeben, die diese dann ins Tierheim brachte.

„Von weiteren Funden haben wir nur in einer Internetgruppe gelesen, vor Ort aber nichts mitbekommen“, sagt Kisfeld. Nachfrage bei der Stadt Moers: „Am Mittwoch Abend wurde in Moers tatsächlich ein kleines Schwein gefunden und später auf den Gnadenhof nach Weeze gebracht“, sagt Stadtsprecherin Miryam Beitz. „Nun wird geschaut, wo es bleiben kann.“

Anwohnerin findet Schweinchen in Karton mit Plastiktüte

Die Oberhausenerin Kristina Köhne hat dieses Foto gemacht. In der Tüte befand sich ein Karton mit einem kleinen Schwein darin. Das Tier hat die Strapazen überlebt.
Die Oberhausenerin Kristina Köhne hat dieses Foto gemacht. In der Tüte befand sich ein Karton mit einem kleinen Schwein darin. Das Tier hat die Strapazen überlebt. © Kristina Köhne

Es war ein trauriger Anblick, den die Oberhausenerin Kristina Köhne in Oberhausen-Biefang gemacht hat: Auf einer Grünfläche am Rathenauplatz hat sie am Mittwochabend ein Ferkel gefunden, lebendig, verpackt in einem Karton mit einer verschlossenen Plastiktüte. „Was sind das für Unmenschen“, fragt sie entsetzt und informierte die Redaktion via Facebook über den Vorfall. Die Stadt Oberhausen bestätigt am Freitag, dass der Ordnungsdienst das Tier in Obhut genommen habe.

Einen weiteren Einsatz der Polizei habe es zudem um 18.30 Uhr an der Mülheimer Straße, Ecke Landwehr in der Nähe des Styrumer Friedhofs gegeben. Dort fingen die Beamten ein herrenloses Ferkel auf einer Grünfläche ein.

In beiden Fällen wurden ebenfalls Zettel an Kartons, bzw. am Hals der Tiere gefunden, die denselben Inhalt hatten, wie die in Mülheim gefundenen Schreiben. Auch diese Schweine hatten keine Erkennungsmarken mehr am Ohr, so Oberhausens Stadtsprecher Martin Berger. Und: „Das Tier machte auf die Beamten einen sichtlich verängstigten Eindruck.“