Mülheim. .

Das hübsche hellbraune Paint Horse-Fohlen Shelley ist am 27. Juli geboren und schon der Star auf der Koppel. Für Mutterstute Sunny ist es die vierte Geburt, und sie hat, obwohl ihre „Herrinnen“ Maja, Gina und Yara Deeb sich etliche Nächte mit Kontrollbesuchen um die Ohren geschlagen haben, um die Geburt nicht zu verpassen, alle ausgetrickst und ihr Junges ganz allein auf der Koppel zur Welt gebracht. Die kleine Shelley ist nun eines von 16 Pferden, die Maja Deeb in ihrer Selbecker Timberline-Westernschool beherbergt.

Die hübschen Reittiere genießen den sonnigen Vormittag grasend auf den Weiden. Nur die drei Turnierpferde der Mutter Maja und ihrer beiden Töchter Gina (20) und Yara (17), Quarter Horse-Stute J.J., Appaloosa-Stute Casey und der fast weiße Paint Horse-Wallach Stormy müssen ran und den Besuchern demonstrieren, worauf es bei Turnieren ankommt. Da öffnet die Reiterin vom Pferd aus ein Tor oder reitet geschickt und fehlerfrei über eine Brücke und andere Hindernisse. Die Pferde bewegen sich wie aus eigenem Antrieb vor-, rück- und seitwärts. Die Reiterinnen sitzen dabei entspannt auf den kunstvoll gearbeiteten Sätteln, die am Knauf leicht als Westernsattel zu identifizieren sind, und lassen die Leine lang.

Pferde arbeiten nicht länger als zwei Stunden pro Tag

Auch ein ungeübter Zuschauer erkennt: Es geht bei den Übungen mit den nordamerikanischen Pferderassen um Aspekte des Cowboy-Arbeitslebens und Anforderungen, die bei einem realen Ausritt, einem „Trail“, vorkommen können. „Uns geht es darum, mit den Pferden zu kooperieren, um mit ihnen ein harmonisches Bild abzugeben“, erklärt die Inhaberin, die vor Beginn ihrer sportlichen Leidenschaft freie Künstlerin war. Sie bildet mit den Töchtern ihre Turnierpferde selber aus und lässt ihnen - und natürlich auch den Schulpferden - eine optimale Behandlung und bestes Equipement zukommen. „Unsere Pferde arbeiten nie länger als zwei Stunden pro Tag, denn sie müssen sich beim Unterricht mit zum Teil ängstlichen oder ungeübten Reitschülern sehr konzentrieren.“

„Es gibt fast 20 verschiedene Disziplinen – wir haben uns auf die ruhigen, sehr präzisen ,Horseman-ship-Trail’, ,Pleasure’, ,Western-Riding’ und ,Superhorse’ spezialisiert“, erklärt Tochter Yara, die erst einmal ihre Schule beenden möchte, bevor sie sich zu ihren Zukunftsplänen äußert. Auf ihrem Gebiet belegen die erfolgreichen Reiterinnen seit Jahren deutschland- und europaweit erste und vordere Plätze. Im Oktober geht es für die Töchter zur Europameisterschaft nach Frankreich, vorher noch zur Deutschen Meisterschaft. Oft werden die drei Frauen dabei von den Jungreiterinnen und jugendlichen Helferinnen Nadja, Mia und Lara unterstützt, die einen großen Teil ihrer Freizeit auf dem Hof verbringen.

Kein Hobby, sondern zeitaufwändige Hauptbeschäftigung

Das Reiten ist aber nicht nur ein wunderschönes und zeitintensives Hobby von Maja Deeb, sondern auch eine, wie sie zugibt, sehr kostspielige Hauptbeschäftigung, bei der sie von ihren Töchtern „ganz super“ unterstützt wird. Mit ihrer seit 2007 bestehenden Timberline-Westernschool hat sich die lebhafte Frau auf Reitunterricht für Erwachsene spezialisiert und einen Namen gemacht. „Unsere sehr gut ausgebildeten Pferde eignen sich perfekt für den Unterricht mit Anfängern und ängstlichen Erwachsenen.

Die schönen Tiere, die naturgemäß Ruhe und Kooperationsfähigkeit mitbringen, haben sehr weiche, flache Gänge, besitzen eine angenehme Höhe und stellen sich auf ihre Reiter ein. Wir legen sehr viel Wert darauf, unseren Schülern sofort die richtige Technik zu vermitteln“, erklärt Maja Deeb. Der Mann in der Familie, Gynäkologe Dr. Amin Deeb, beobachtet die Aktivitäten seiner sportlichen Familie von zu Hause aus. „Er hat mit Pferden gar nichts zu tun, ist aber stolz auf uns und gratuliert zu unseren Erfolgen“, lachen die Drei.