Mülheim. Peter Korte vom Tierschutzverein kritisiert Pferderennen. Yasmin Almenräder, Trainerin auf der Galopp-Rennbahn am Raffelberg, nimmt Stellung.
Für die einen ist es ein faszinierender Sport, für die anderen schlicht Tierquälerei. Bei dem After-Work-Renntag auf der Galopp-Rennbahn am Raffelberg, bei dem vergangene Woche das mit 25.000 Euro am höchsten dotierte Rennen des Rennclubs Mülheim ausgetragen wurde, haben rund 4500 Zuschauer beobachtet, wie die Pferde um die Wette rannten. Peter Korte vom Mülheimer Tierschutzverein sagt dazu: „Hier haben Menschen ihren Spaß und die Tiere ihre Qual. Es sollten so wenig Menschen wie möglich zu den Rennen kommen.“
Eine ganz andere Einstellung dazu hat Galopper-Trainerin Yasmin Almenräder, die auf der Speldorfer Anlage rund 30 Pferde bereut. Für sie gilt: Erst das Tier, dann der Mensch. Gesunde Pferde, die Spaß an der Arbeit haben, sieht sie als ihr Potenzial. Dass Tiere gequält werden, passiert nach Ansicht der Reiterin an anderer Stelle. Wir stellen Pro und Contra gegenüber bei der Frage: Sind Pferderennen Tierquälerei?
>>>Warum Peter Korte ja sagt
Die Pferde werden gequält, leben in Angst, sterben in vielen Fällen viel zu jung oder werden gleich erschossen, wenn auf der Rennbahn etwas schief gegangen ist. Sind sie nicht erfolgreich genug, findet der Mensch sie in der Wurst wieder. Mit (mehr) Peitschenhieben (als erlaubt) fordern die Jockeys Höchstleistungen von den Galoppern. Die Tiere werden zu Beginn des Rennens in die Startboxen gezwängt, mit einem Sack über dem Kopf und verschlossenen Ohren.
Werden die Kappen abgenommen, strömen auf das Pferd mit einem Mal tausende Reize ein. Da wird der Fluchttrieb des Pferdes ausgenutzt – ausgelöst durch Angst. Aber es kann ja nicht frei flüchten, wohin es will, sondern wird gelenkt. Oft kommt es zum Ermüdungsbruch – in vollem Tempo bricht sich das Pferd ein Bein. Das Todesurteil des Tieres sofort auf der Bahn. Folter ist es auch, wenn der Kopf des Pferdes nach hinten fixiert wird. Zudem wird oft die Zunge festgebunden, damit sie beim Rennen nicht in den Hals rutscht.
Das alles bedenkt in aller Regel der Mensch nicht, der zu den Galopprennen auf die Rennbahn kommt. Es geht uns als Tierschutzverein darum, die Menschen zu sensibilisieren. Je weniger Besucher zu Pferderennen gehen, desto weniger Rennpferde müssen gezüchtet werden. Und: Die wenigen Bestimmung, die es zum Schutz der Pferde gibt, sollten eingehalten werden.
>>>Warum Yasmin Almenräder nein sagt
Die Pferde sind dafür gezüchtet zu rennen – sie sind Steppen- und Herdentiere. Der Fluchttrieb wird ausgenutzt, aber sie laufen nicht aus Angst – der Galopp ist die natürlichste Gangart für Pferde. 2000 Meter zu galoppieren, ist das Natürlichste für sie. Unnatürlich ist es hingegen, 24 Stunden in der Box zu stehen. Tierquälerei findet in meinen Augen woanders statt – in der Massentierhaltung.
Beim Discounter ein Steak für 20 Cent zu kaufen ist ein Verbrechen am Tier. Den Einsatz der Peitsche kann man kontrovers diskutieren. Die wird aber auch im Springsport eingesetzt. Im Galoppsport gibt es die Bestimmung, dass die Peitsche nicht dünn sein darf, sondern am Ende flach sein muss. So wird ein Klatschen erzeugt – und darum geht es: Durch den Ton der Peitsche wird das Pferd animiert zu rennen – da wird der Fluchttrieb ausgenutzt. Striemen dürfen nicht entstehen, die Peitsche muss zudem wattiert sein – das wird kontrolliert.
Es geht uns auch darum, eine Art zu erhalten und diese bestmöglich einzusetzen – bei uns steckt ein Zuchtziel dahinter. Die Pferde sind ja unser wertvollstes Gut – deshalb behandeln wir sie auch wie Könige. Wir jagen sie nicht einfach über die Bahn. Kein Pferd wird eine gute Leistung erbringen, wenn es unter Druck steht – das Tier muss Spaß an der Sache haben. In meinen vier Jahren als Trainerin hier hat sich noch kein Pferd ein Bein gebrochen.