Mülheim. Die Kriminalstatistik weist für Mülheim 16,44 % mehr Straftaten aus. Darunter fallen Cyberkriminalität, gefälschte Impfpässe und mehr Einbrüche.
Während NRW-weit die Fallzahlen im vergangenen Jahr um 1,2 Prozent gesunken sind, hat die Gesamtkriminalität in Mülheim im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2020 um 16,44 % zugenommen. Dies sei vor allem den steigenden Fallzahlen aus dem Bereich Waren- und Warenkreditbetrug (Internetkauf) geschuldet, erläuterte die Polizeiführung in Essen bei der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalitätsstatistik für das Jahr 2021.
Aber auch die Gewaltkriminalität hat zugenommen, ebenso wie die angezeigten Taten aus dem Bereich Kinderpornografie und sexueller Missbrauch. Trickbetrüger, die vor allem ältere Bürger im Visier haben, machen der Polizei in Mülheim weiterhin Sorgen. Auch ist die Zahl der angezeigten Wohnungseinbrüche erstmals wieder höher als im Vorjahr.
Cyberkriminalität hat 2021 in Mülheim eine große Rolle gespielt
In Mülheim ist in 2021 die Zahl der Straftaten insgesamt um 1483 Fälle auf 10.501 gestiegen. 2750 Taten aus dem Bereich Vermögens- und Fälschungsdelikte machen mit 26,19 % mehr als ein Viertel der Gesamttaten aus. Zu den häufigsten Vermögensdelikten zählen hier etwa Waren- und Kreditbetrügereien mit 1292 Taten sowie 610 sonstige Betrugsfälle. Zu Waren- und Kreditbetrügerein gehören auch immer mehr Fälle, bei denen die Kunden auf betrügerische Anbieter im Internet hereingefallen sind, Vorkasse geleistet haben und die Ware dann nicht erhalten haben, wie der Leitende Kriminaldirektor Ralf Wegener erläutert. Er rechnet damit, dass sich die Steigerung der Kriminalität im digitalen Handel auch nach Ende der Pandemie nicht mehr groß ändern wird.
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Unter den „sonstigen Betrugsfällen“ finden sich auch die Taten, bei denen Senioren – etwa ausgetrickst durch Enkeltrick, Schockanrufe und falsche Polizisten – um ihr Erspartes gebracht wurden. 6,3 Millionen Euro Schaden ist im Bereich der Vermögens- und Fälschungsdelikte insgesamt entstanden. Vor allem bei dem Betrug an Senioren handele es sich um „Schadenssummen in Einzelfällen von 40.000 bis 50.000 Euro. Es geht sogar bis in den sechsstelligen Bereich“, ergänzt Polizeipräsident Frank Richter. Auch wenn immer mehr Senioren gewarnt sind: 32 Mal kamen die Täter in Mülheim in 2021 dennoch erfolgreich zum Zuge, erbeuteten dabei 469.856 Euro.
Auch die Gewalt auf der Straße hat in Mülheim zugenommen
Der Anteil der Gewaltkriminalität beträgt zwar nur 3,48 % an der Gesamtkriminalität, doch ist hier eine deutliche Steigerung zum Vorjahr zu erkennen: Mit 365 Fällen gab es in 2021 mit 38 Fällen einen Zuwachs von 16,41 %. Vor allem die „Gewalt auf der Straße“ habe zugenommen, erläutert Wagener. Im Vergleich zum Vorjahr sind diese Straftaten um 475 Fälle (26,37%) auf 2276 Taten angestiegen.
Der Anteil der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung liegt in Mülheim zwar nur bei 1,89 %. Aber hinter den 198 Fällen, ein Plus von 39,44 % im Vergleich zum Vorjahr, verstecken sich 78 Opfer, die nicht erwachsen waren. Mit der „BAO Herkules“, eingerichtet zum 1. November 2021, arbeitet das Präsidium Essen/Mülheim intensiv daran, Fälle von Kindesmissbrauch und Kinderpornografie aufzuklären, Täter vor Gericht zu bringen und Opfer vor weiterem Missbrauch zu schützen. „Die Datenfülle ist ein riesengroßes Problem“, so Richter. Filme und Fotos müssten ausgewertet werden. „73,45 Terabyte“ seien allein in 2021 bei der BAO gelandet, ergänzte Wagener, der betont, dass seit den Missbrauchsfällen in Lügde das Anzeigeverhalten der Bürger gestiegen sei. Für Mülheim nennt die Polizei eine Aufklärungsquote von 84,85 % – das ist ein Plus 4,57 Prozentpunkten zum Vorjahr.
Wieder mehr Wohnungseinbrüche in Mülheim – die Hälfte blieb beim Versuch
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Während in der Nachbarstadt Essen mit 799 Fällen der niedrigste Stand an Wohnungseinbrüchen der letzten zehn Jahre verzeichnet wurde, ist in Mülheim erstmals seit 2016 wieder eine Steigerung zu verzeichnen. Was die Polizei dabei positiv vermerkt: Von insgesamt 327 Wohnungseinbruchsdiebstählen in 2021 (286 waren es 2020) kam es in 158 Fällen (48,32 %) nicht zur Vollendung, sondern blieb beim Einbruchsversuch.
Wo es weniger Kriminalität gab
Offenbar coronabedingt gab es im vergangenen Jahr auch Rückgänge bei bestimmten Delikten. Beim Schwarzfahren zum Beispiel gab es in 2021 nur noch 251 Fälle - ein Rückgang von fast 50 %.
Beim „schweren Diebstahl in/aus Gaststätten und Kantinen“ gab es in 2021 nur 2 Taten – ein Rückgang von 94,29 %.
Auch der Geldkreditbetrug nahm um 73 Prozent ab – es gab 2021 in Mülheim nur 3 Fälle.
Straftaten, die außerhalb der BRD begangen wurden (Auslandsstraftaten), sind für Mülheim um 10,40 % im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Insgesamt wurde in 724 Fällen von Auslandsstraftaten in Mülheim ermittelt.
Insgesamt hat die Diebstahlskriminalität in Mülheim zugenommen: Mit 3164 Straftaten gab es 331 Delikte mehr - ein Plus von 11,68 %. 2021 wurden insgesamt 299 Fahrraddiebstähle in Mülheim begangen. Dies verursachte einen Schaden in Höhe von 385.404 Euro.
Kraftfahrzeug-Diebstahl (an und aus Autos/Krädern/Mopeds) machte fast ein Drittel der gesamten Diebstahlsdelikte in 2021 aus. Die Fallzahlen sind im Vergleich zu 2020 um 207 auf 993 Fälle gestiegen. Der entstandene Schaden beläuft sich auf 1,7 Millionen Euro. Auch die Zahl der Taschendiebstähle ist im Jahr 2021 um 13,10 % auf insgesamt 164 Straftaten gestiegen.
Gefälschte Impfausweise erst seit Kurzem im Strafgesetzbuch
Im Bereich der Urkundenfälschungen, worunter auch gefälschte Impfausweise fallen, ist die Zahl der Delikte in 2021 um 31 Prozent auf 31 Straftaten gestiegen. Die Aufklärungsquote liegt mit 74,05 Prozent hoch. Die Polizei verweist darauf, dass erst mit der Gesetzesänderung vom 24. November der Gebrauch gefälschter Impfpässe mit ins Strafgesetzbuch aufgenommen wurde. Man gehe daher von einer hohen Dunkelziffer aus.