Marlene Strenger ist die „Gute Seele“ im Verein Mellinghofer TV. Die ältere Dame ist auch mit 78 Jahren noch eine begeisterte Sportlerin.

Zum Fototermin mit dieser Zeitung kommt Marlene Strenger mit dem Fahrrad. „Ich bin noch fast jeden Tag mit dem Rad unterwegs, das finde ich richtig gut“, sagt sie, 78 Jahre alt und noch immer absolut fit. Als Kursleiterin und 45-fache Absolventin des Sportabzeichens ist sie die „Gute Seele“ des Mellinghofer Turnvereins.

Seit 1967 gehört die Mülheimerin dem MTV an, im übernächsten Jahr feiert sie in ihrem Verein das große Jubiläum. „Sie bringt immer gute Laune mit“, erzählt der Geschäftsführer Herbert Asbeck. Marlene Strenger selbst sagt: „Durch den Sport wird man freier, man fühlt sich gut, wenn man in Bewegung ist.“

Die Begeisterung für den Sport begann im Schuljahr 1949/50. „Damals bekamen wir den Sportlehrer Jenneckens. Er wusste, wie man Kinder für die Leichtathletik begeisterte“, erinnert sich Marlene Strenger noch ganz genau. Er tat es mit Erfolg: Denn beim Schulsportfest gewannen seine Schützlinge die Staffel über 8 x 50 Meter. Dafür wurden diese mit einer Ehrenurkunde und einem Ölgemälde belohnt.

Turntraining unter freiem Himmel

Etwa zur selben Zeit meldete sich Marlene Strenger – damals noch in Essen wohnend – in ihrem ersten Turnverein bei Karnap 04 an. Im Mathias-Stinnes-Stadion trainierten die jungen Sportler damals unter freiem Himmel an den Turngeräten. Zu Hause funktionierte das junge Mädchen den elterlichen Garten zur Laufstrecke um. „Zwischen den Gemüsebeeten rannte ich vor und zurück“, erzählt sie.

Bereits mit 14 Jahren machte Marlene Strenger ihren ersten Kinderübungsleiterschein und trainierte die Erstklässler an der Schule. Neben dem Turnen – ihre Lieblingsgeräte waren die Ringe und der Barren – versuchte sich zudem Marlene Strenger erst beim MTV und dann in Schönebeck als Faustballspielerin.

Doch mit dem Eintritt in den Beruf – sie arbeitete sich im grafischen Gewerbe von der Buchbinderin zur kaufmännischen Angestellten hoch – und der Geburt der beiden Kinder trat der Sport kurzzeitig etwas in den Hintergrund. Spätestens mit den drei Enkelkindern Jonas, Hannah und Daniel, die sie im MTV an den Sport heranführte, entdeckte sie ihre Begeisterung für den Sport aber wieder. Die Gene der Oma haben alle drei durchaus geerbt. Jonas und Daniel spielen Handball, Hannah ist erfolgreiche Kanutin.

Heute leitet die Mülheimerin seit vielen Jahren Kurse für Präventionssport beim Mellinghofer TV und im Altenwohnheim Haus Ruhrgarten. „Ich turne jede Übung noch mit“, sagt sie stolz. Mit verschiedenen Weiterbildungen (Sport pro Gesundheit, erfahrbarer Atem oder Pilates II) bleibt sie stets auf dem neusten Stand.

Erzählungen im Ruhrgebiets-Buch

Zudem trainiert sie regelmäßig auf dem Sportplatz an der Hügelstraße in Winkhausen für das Sportabzeichen. „An der Straße ist es ja nicht so angenehm zu laufen.“ In diesem Jahr legte sie das Abzeichen zum 45. Mal ab. Erstmals waren auch turnerische Übungen, etwa Balancieren auf dem Schwebebalken und der Schulterstand, dabei – für die 78-Jährige ein Heimspiel. „Mein Mann, mit dem ich 51 Jahre lang verheiratet war, hat mich zum Glück immer unterstützt und motiviert“, erzählt Marlene Strenger. Leider starb er vor zweieinhalb Jahren an Leukämie.

Die Geschichte über die Anfänge ihrer Sportbegeisterung hat Marlene Strenger jüngst auch in einem Buch erzählt. Unter dem Motto „Ruhrgebiet: Identität und Wandel“ wurde ihre Geschichte nach einem Workshop ausgewählt. Für das Foto kehrte sie zurück in ihr altes Mathias-Stinnes-Stadion. Allerdings hatten weder der Autor noch der Fotograf an den Schlüssel für das Tor gedacht. „Dann bin ich einfach drüber geklettert“, sagt sie mit einem herzerfrischenden Lachen.